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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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mit grobem Meersalz bestreut und fein säuberlich nebeneinander auf den Holzkohlengrill gelegt. Es dauert nur ein paar Minuten, dann sind sie leicht gebräunt und für jeden Portugiesen, ob groß ob klein, ob jung ob alt, einfach der ultimative Genuss. Mittlerweile mag sogar ich sie.
    Ich staunte damals nicht schlecht, als António eine kleine sardinhada in unserer Wohnung veranstaltete. Ich bin es zum Beispiel gewohnt, Fisch fein säuberlich mit Fischmesser und Fischgabel zu zerteilen und zu verspeisen.
    So machen es die Portugiesen nicht. Sie legen den Fisch auf ein Stück Brot und knabbern ihn von jeder Seite mit den Zähnen ab. Umgedreht wird mit den Fingern. So wie wir es mit einem Hühnerschenkel oder -flügel machen. Sind die Sardinen noch sehr klein, werden sie sogar komplett verzehrt. Nur bei etwas größeren lässt man zumindest das Rückgrat übrig. Als besonders lecker gilt das Stück Brot – das übrigens keine Semmel sein darf –, denn das Fischfett ist darin eingesickert. Ein bisschen ist es wie früher mit den Großeltern auf dem Jahrmarkt: Da habe ich am liebsten die Semmel gegessen, die von den Bratwürsten »übrig« blieb. Aber wie schon gesagt: Sardinen sind nicht so recht mein Ding. Doch es gab und gibt genug anderes …
    Spontan habe ich mich mit einem guten Freund zum Mittagessen verabredet. Wir treffen uns in einem kleinen Restaurant mitten in einem Rieseneinkaufscenter in der Nähe von Cascais. Das ist auch so eine Sache, die ich von daheim nicht kenne: In Deutschland geht man ungern in einem »Kaufhausrestaurant« essen. Eigentlich nur im Notfall, wenn man wenig Zeit hat und sich eben nicht gerade Fast Food an der nächsten Burger-Kette holen will.
    Hier in Portugal ist das anders. In jeder großen Shoppingmall gibt es unzählige kleine Lokale. Mit allen möglichen Spezialitäten, durchaus international: Da kann man indisch essen, chinesisch, japanisch, mexikanisch, sogar koscher. Aber eben auch gute einheimische Hausmannskost. Und genau da führt mich Jens, den ich beim Umzug nach Portugal noch als Senhor João kennenlernte, jetzt hin.
    »Diesen Laden hier kenne ich, da esse ich oft zu Mittag«, sagt er. »Und wenn wir Glück haben, gibt es heute auf der Tageskarte eines meiner Lieblingsgerichte.«
    Ich bin gespannt. Und siehe da: Auf der Tafel, an der alle Tagesgerichte angeschrieben sind, entdeckt Jens genau das Richtige: lulas recheadas – gefüllte Tintenfische.
    Habe ich noch nie in meinem Leben gegessen. Ich kenne Tintenfisch leider nur als »panierte Ringe«, die starke Ähnlichkeit mit Kaugummi, eigentlich eher mit Reifengummi haben. Zäh und ohne Aroma, man schmeckt im Grunde nur die Panade und die Remouladensoße.
    »Am besten«, meint Jens, »am allerbesten macht diese lulas meine Schwiegermutter. Überhaupt ist das ein Gericht, das selten im Lokal zu finden ist. Aber jede portugiesische Hausfrau kennt es.«
    »Und womit sind die lulas gefüllt?«
    »Mit den klein geschnittenen Tintenfischarmen, mit ein bisschen Reis und mit chouriço – du weißt schon, der scharfen portugiesischen Wurst. Aber jeder hat da ein eigenes Hausrezept.«
    Ich bin immer noch gespannt. Und meine Vorfreude, die sich zugegebenermaßen erst in Grenzen hielt (die Tintenfischring-Erfahrung!), bestätigt sich: Die lulas werden mit Reis und einer leckeren Tomatensoße serviert – und sie sind seitdem eins meiner Leibgerichte.
    Zum Glück erzählt Jens zu Hause, wie gut es mir bei unserem Mittagessen im Restaurant geschmeckt hat. Seitdem stehe ich auf der Verteilerliste seiner Schwiegermutter: Wenn sie lulas recheadas für die Familie zubereitet, macht sie immer ein paar extra: » Para a sua amiga Cristina! «, teilt sie ihrem Schwiegersohn kurz und bündig mit. Und Jens muss jedes Mal hoch und heilig versprechen, am nächsten Tag bei Dona Cristina vorbeizufahren und die lulas abzuliefern.
    Meine kulinarischen cunhas , sozusagen. Meine kulinarischen Beziehungen. Und das bleiben nicht die einzigen.
    Es ist fünf Uhr morgens. Der Weckton des Handys quält meine Ohren. Gestern waren António und ich in Cascais auf der Festa-do-Mar , an der Promenade. Musik, Essen und Wein, Lachen und Beisammensein mit guten Freunden. Es war zwar nicht so furchtbar spät. Aber trotzdem: Wieso klingelt es denn bitte schön um fünf Uhr in der Frühe? Was soll das?
    Mir fällt es wieder ein: António hat mir eine Überraschung organisiert.
    »Du wolltest doch mal mit Fischern rausfahren«, sagte er gestern Abend. »Ich habe bei

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