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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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einen Nationalfeiertag. Am 1. Dezember.
    Andere Nationen fangen da mit den festlichen Vorbereitungen der Weihnachtszeit an. Die Portugiesen nicht: Sie feiern Restauração da Independência . Dass diese ganze Angelegenheit bereits im Jahr 1640 stattgefunden hat, spielt keine Rolle. Im Gegenteil. Das merkt man gerade an den Emotionen bei der EM deutlich.
    António und seine Kollegen sind auf hundertachtzig, als ein paar Spanier im Restaurant auflaufen und dumme Sprüche ablassen. Geschlossen weigert man sich, die Herrschaften zu bedienen. Der patrão des Lokals hat zu diesem Verhalten eine ganz klare Meinung: Er ist Portugiese und versteht durchaus die Wut auf die Gäste aus dem Nachbarland. Mit den paar Spaniern macht er bestimmt nicht so viel Gewinn, als dass man nicht auf sie verzichten könnte …
    Aber es ist schon gut, dass abends dafür ein gewaltiger Umsatz gemacht wird. Denn: Spanien verliert das Match. Nicht nur das: Die Spanier sind ganz raus und müssen nach Hause fahren.
    Allgemeiner Jubel auf portugiesischer Seite.
    Die Spanier sehen das möglicherweise anders, denn sie sind beleidigt – schließlich war es nur ein 0:1 für die selecção . Aber auch ein einziges Tor reicht manchmal zur unausweichlichen Niederlage. Beziehungsweise für den Sieg und die Finalrunde fürs portugiesische Team.
    Der Jubel in Portugal ist heute Nacht nicht zu toppen.
    Ein bisschen wird noch weiter gejubelt.
    Ein paar Tage später, gegen den großen Gegner England, schafft die selecção einen grandiosen Sieg nach dem Elfmeterschießen.
    Weil man mit den Briten, die man hier eigentlich ganz gern mag und denen man den Spitznamen beefs verpasst hat, im Grunde nur eine sportliche Auseinandersetzung hat – von keinerlei historisch negativer Vergangenheit vorbelastet –, werden die Busse aus Lissabon, voll mit niedergeschlagenen Engländern, auf der Marginal freundlichst begrüßt. Hunderte haben sich auf die Straße gesetzt, schwenken portugiesische und englische Fahnen. Es ist kaum ein Durchkommen – die zwanzig Kilometer lange Uferstraße zwischen Lissabon und Cascais ist eine einzige Partymeile.
    Das wirklich Tolle: Die traurigen beefs feiern mit! Alle drücken die Daumen, dass Portugal weiterkommt.
    Portugal kommt weiter. Im Halbfinale schlägt das Nationalteam die Niederlande.
    Es ist ein bisschen peinlich, dass ich mit António an diesem Tag mit holländischen Freunden Fußball schaue. Aber auch die Holländer nehmen die Niederlage gelassen hin: Überall in Cascais, vor allem auf dem Largo de Camões , feiern portugiesische Fußballfans in orangefarbenen Shirts – und Niederländer tragen die Farben des Siegers.
    Über den Rest der EM schweigt man lieber. Denn im Finale verliert die selecção gegen die Griechen. Und ich muss mir den ganzen Abend vorhalten lassen, dass der griechische Trainer der Deutsche Otto Rehhagel ist.
    Ein paar Monate später.
    Die portugiesische Nationalmannschaft bereitet sich auf ein internationales Spiel vor. Dies tut sie mit Vorliebe im alten Estádio nacional , das ganz in unserer Nähe ist. António ist fest davon überzeugt, dass man da einfach zuschauen kann.
    »Ich weiß es ganz genau, immer ab siebzehn Uhr!«
    »Man kann doch bestimmt nicht einfach hingehen«, wende ich ein. »Da gibt es gewiss Sicherheitsvorkehrungen!«
    »Nichts da!«, bestimmt António. »Wir probieren das jetzt einfach mal aus.«
    Ein bisschen merkwürdig ist es schon, dass wir auf Anhieb einen Parkplatz bekommen. Nicht nur das staatliche Fernsehen RTP1 ist anwesend, die beiden privaten Sender tvi und sport-tv haben ebenfalls Kamerateams geschickt. Außerdem anwesend: etwa dreihundert interessierte Zuschauer.
    Man spart nicht mit fachkundigen Kommentaren, unterhält sich über den einen oder anderen Spieler, lobt und schimpft, insgesamt eine sehr entspannte Atmosphäre. Bei den Spielern ebenfalls.
    Erst gegen Ende des Trainings wird es etwas angespannter. Es tauchen nämlich, als wenn sie auf der Lauer gelegen hätten, etwa zweihundertfünfzig begeisterte Teenies auf. Weibliche Fans des schönsten und süßesten Fußballers aller Zeiten: Cristiano Ronaldo.
    Er ist bekanntlich Mitglied der selecção , und er kickt heute selbstverständlich höchstpersönlich mit.
    Beim Training darf er natürlich nicht gestört werden, da achten sowohl Trainer Felipe Scolari als auch ein paar berittene Ordnungshüter der GNR darauf. Es halten sich auch alle daran, nicht den heiligen Rasen zu betreten. Sogar die Teenies, die wir

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