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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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ist schließlich Gastgeber, und da könnte man ein bisschen Interesse zeigen. Rein schon aus Höflichkeit.
    Zweitens: Der hauseigene Portugiese namens António ist bereits seit Wochen im Fußballfieber und, weil das Ereignis immer näher rückt, mittlerweile kaum mehr vom Fernseher wegzuzerren.
    Drittens: Alle Portugiesen und sogar viele Portugiesinnen im näheren und ferneren Umkreis tun exakt dasselbe. Fußball ist das Gebot der Stunde.
    Viertens: Alle männlichen Freunde und Bekannten in der Heimat sind neidisch. Bei jedem Telefonanruf dasselbe. »Hast du ein Glück!«, bekomme ich zu hören. »Das muss doch toll sein, die verstehen doch zu feiern!«
    Fünftens: Es gibt bereits auf unserer Fahrt durchs Land, also von Nordportugal bis Lissabon, zahlreiche Fahnen zu sehen. Kurz vor Beginn der EM steigert sich das: Kaum ein Fenster, kaum ein Balkon ist unbeflaggt. Überall weht A Portuguesa , in allen Größen. Von Minihandtuch- bis Bettlaken-Maß.
    Sechstens: Ein bis zwei Tage vor Anstoß des Eröffnungsspiels packen Taxifahrer, Busfahrer, eigentlich alle motorisierten Portugiesen kleine Wimpel aus, die am Auto oder Motorrad, selbst an Fahrrad oder Kinderwagen befestigt werden. Diese Wimpel sind offiziell erlaubt und erwünscht. Was allerdings niemanden hindert, zusätzlich das Auto zu bemalen. Oder das klapprige alte Mofa mit großen Fahnen zu schmücken. Oder die Konterfeis der Spieler der selecção überlebensgroß auf Kofferraum oder Motorhaube oder Hardtop zu kleben.
    Siebtens: Käppis, Shirts, Schals, Seidentücher, sogar Strandlaken in den portugiesischen Farben und/oder dem Emblem der EM werden zum unausweichlichen Muss. Schminkfarben sowieso.
    Achtens: Das Polizeiaufgebot wird verstärkt, man zeigt Präsenz. Selbst die Angehörigen der GNR, der portugiesischen Gendarmerie, auch die Berittenen, zeigen das eine oder andere Fußballemblem an Uniform oder Zaumzeug.
    Neuntens: Selbstverständlich sind überall Fernsehapparate und Großbildschirme sowie Leinwände fürs Public Viewing aufgebaut.
    Zehntens: Dies deutet alles darauf hin, dass der Portugiese an sich absolut fußballnärrisch ist.
    Ein wenig wusste ich über diese Fußballverrücktheit schon vorher. Schließlich bin ich seit gut zwei Jahren mit einem Portugiesen zusammen. Aber da war es wenigstens »bloß« immer ein Verein und hin und wieder mal eine internationale Meisterschaft mit portugiesischer Beteiligung. Da musste ich mich nicht darauf einstellen, ganze drei Wochen lang, Tag und Nacht, zu jeder Stunde, ja jeder Minute mit Fußball zu tun zu haben.
    Das Verrückte: Es beginnt mir Spaß zu machen.
    Es ist einfach faszinierend, was man hier auf die Beine gestellt hat und wie sich alle, wirklich alle mit der Rolle des Gastgebers identifizieren.
    Die Anfahrt der selecção am Eröffnungstag wird zu einem Triumphzug: Das Team wohnt auf der »anderen Seite« des Tejo und reist per Bus über die Ponte Vasco da Gama. Offizielle Motorräder der GNR brausen vorweg, Hunderte von Autos hinterher, campinos – also berittene Rinderhirten – stehen hoch zu Ross und in festlicher Tracht Spalier.
    Auf dem Wasser, neben und unter der mehr als siebzehn Kilometer langen Hängebrücke: unzählige Boote, in allen Größen und Formen. Alle geflaggt, alle lassen das Signalhorn ertönen.
    Zehntausende Menschen stehen dicht gedrängt in den Straßen auf dem Weg zum Flughafen (das Eröffnungsspiel findet in Porto statt) – jubelnd, begeistert. Gänsehaut-Feeling. Sogar »nur« am Fernsehapparat.
    Das ändert sich allerdings rasch. Denn die selecção ist nervös und verliert das erste Spiel. Ein kurzer Moment der Trauer – und dann wieder Optimismus: »Es wird schon klappen – das erste Spiel besagt gar nichts!«, ist die einhellige Meinung von António, seinen Freunden, seinen Kollegen, allen Portugiesen.
    Gefeiert wird weiterhin.
    Der Sieg über das russische Team ist eine kleine Vorstufe. Richtig ausgeflippt wird kurz vor der Finalrunde: Die portugiesische Nationalmannschaft trifft auf Spanien. Der Erzfeind. Die Spanier mag man hier nicht leiden. Selbst wenn es die unmittelbaren Nachbarn Portugals sind – oder vielleicht gerade deshalb.
    Kleine Notiz am Rande:
    Die Portugiesen haben nie vergessen, dass sie mal unter spanischer Herrschaft standen. Das ist zwar schon Jahre beziehungsweise ein paar Jahrhunderte her. Und es dauerte auch nur sechzig Jahre. Aber sie haben es im Gedächtnis behalten. Damit es ganz gewiss jeder in Erinnerung behält, gibt es sogar

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