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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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wiederholen Reiter und Pferd dieses aufregende und wagemutige Spiel. Dann ist die corrida zwischen Stier und Reiter zu Ende.
    Die Kapelle spielt auf zur pega und gibt damit den forcados das Zeichen. Aus acht Mann besteht die Truppe. Einer wird vom capo zum Anführer für diesen Kampf bestimmt. Das Publikum ist totenstill. Alle schauen gebannt in die Arena. Auf diesen Kampf zwischen Mensch und Tier.
    Ich umklammere Antónios Hand, der merkt das gar nicht, er lebt mit.
    Der forcado steht dem Bullen allein gegenüber. Die Füße fest auf dem Boden, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Schritt für Schritt geht er auf das Tier zu, erhebt sich auf die Zehenspitzen und ruft ihn: » toiro !«
    Er ist unbewaffnet – nur seine sieben Kameraden hinter ihm helfen ihm. Aber erst, wenn er den Bullen allein angegangen ist. Immer wieder ruft er: » toiro ! toiro !«
    Und dann setzen sich gut 550 Kilo wuchtige Fleischmasse in Bewegung. Rasend schnell.
    Ein Stöhnen geht durch die Menge.
    Der forcado lässt sich zwischen die Hörner nehmen, hält den Stier fest. Der schüttelt sein mächtiges Haupt; wie eine Puppe wird der forcado hin und her geschüttelt. Aber er lässt nicht locker.
    Erst jetzt kommen die anderen zu Hilfe. Mit ihren Körpern überwältigen sie den Bullen. Ganz am Schluss kommt der repuxador : Er hängt sich mit seinem ganzen Gewicht an den Schwanz des Stiers und schränkt ihn so in seiner Raserei und Beweglichkeit ein.
    Das Publikum tobt.
    Mir läuft es kalt den Rücken herunter.
    Danach steht das Tier ganz ruhig. Die tourada ist zu Ende, sein Kampf vorbei. Er wird aus der Arena geholt. Die campinos wollen ihn hinausgeleiten. Aber er will nicht. Da greifen sie zu einem fiesen Trick: Sie schicken eine Herde zahmer Jungtiere hinein – und denen folgt der Bulle dann willig.
    Und das Publikum? Klatscht und jubelt. Geht mit. Hat die Aktionen des Stiers genauso mit Beifall und Zurufen begleitet wie Reiter und Pferd. Wie den forcado .
    Ganz am Ende holen sich cavalheiro und forcado ihren Lohn: Sie nicken grüßend in Richtung presidente , gehen gemeinsam zu Fuß das Rund der Arena ab. Genießen den Applaus. Es regnet Rosen und kleine Blumenbuketts; Käppis, selbst Jacken werden ihnen zugeworfen (die werfen sie aber mit Schwung wieder zurück).
    Die Stimmung ist eine Wucht. Ich bin aficionada . Eindeutig.

Kapitel 9
    Die Wunder der Bürokratie
    Ein portugiesisches Bankkonto muss endlich her!
    Es nervt mich enorm, dass ich immer erst zum Bankautomaten muss, um mit der deutschen Kreditkarte Bargeld abzuholen. Zum Glück fallen bei meiner Bank wenigstens keine extra Gebühren für den Auslandseinsatz an.
    Die Portugiesen haben alle eine Scheck- beziehungsweise Kreditkarte. Was heißt da: eine? Nur eine hat keiner. Alle haben viele. Das merkt man vor allem, wenn es aufs Monatsende zugeht und selbst das alte Mütterchen beim Bezahlen im Supermarkt eine Bankkarte zückt, weil sie kein Bargeld mehr in der Geldbörse hat. Manchmal passiert es, dass die dann »nicht geht«, die Karte also nicht akzeptiert wird.
    In Deutschland wäre das einem richtig peinlich. Aber in Portugal? Kein Problem für das alte Mütterchen. Oder für den jungen Mann, für die Hausfrau samt halbwüchsigen Kindern, für den verdienten Senior. Man kramt nämlich einfach eine andere Karte aus dem Portemonnaie in der Hoffnung, dass die akzeptiert wird. Wenn ich Glück habe, klappt es, und ich stehe nicht noch weitere zehn Minuten länger an der Kasse an … Manchmal gelingt es erst bei der dritten oder vierten Karte. Manchmal auch gar nicht. Dann muss alles wieder storniert werden.
    Mir ist es jedenfalls zu dumm, immer mit relativ viel Bargeld in der Tasche herumzulaufen. Kreditkarten werden nicht überall akzeptiert, schon gar nicht ausländische, und vor allem nicht bei deutschen Discountern, bei denen ich aus einem gewissen Heimwehgefühl doch relativ oft einkaufe. Genauso ist es mit der deutschen EC-Karte. In vielen Geschäften »geht« die nicht. Darum muss ich eben immer zum Automaten. Deshalb möchte ich endlich ein portugiesisches Bankkonto.
    António findet das ganz gut, vor allem weil er hofft, dass ich mich dann um unsere Finanzen kümmere, sprich: alle Überweisungen der Haushaltskosten erledige. Mach ich gerne, Onlinebanking ist in Portugal nämlich ebenfalls kein Problem. Und die entsprechenden Fachausdrücke in der Landessprache werde ich schnell herausfinden.
    In der Nähe unserer Wohnung sind etliche Bankfilialen. Banken scheinen hier aus

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