Kann denn Fado fade sein?
und zwar direkt am Bankautomaten, unter Mithilfe der Bankangestellten. Kaum ist das Geld aber auf dem Konto gutgeschrieben – und das geht hier in Portugal wirklich innerhalb von Minuten, das habe ich online später ein paarmal gecheckt! –, konnte ich wieder darüber verfügen. Das habe ich natürlich ebenfalls ausprobiert. Schließlich wollte ich ja noch ein bisschen shoppen. Und nachdem ich ja noch keine Bankkarte hatte …
Am tollsten finde ich allerdings, dass keine Gebühren erhoben werden, wenn ich bei einer fremden Bank Geld abhebe. Ich kann außerdem an jedem beliebigen Bankautomaten meinen Kontostand einsehen. Man kann sich nämlich auf Wunsch nach der Abhebung einen Beleg ausdrucken lassen, auf dem das Restguthaben auf dem Konto zu sehen ist.
Überhaupt sind die multibancos , so nennt man die Automaten hier, eine tolle Sache. Man kann damit viel mehr machen als lediglich Geld abheben. Überweisungen, Handy aufladen, Steuern bezahlen – alles einfach über den Bankautomaten. Kein Wunder also, dass an bestimmten Tagen im Monat viele Leute in der berühmten langen Schlange anstehen: wenn die Renten ausbezahlt werden beispielsweise. Wenn die Miete fällig ist oder bestimmte Steuern zu begleichen sind. Solche Dinge erledigt der Portugiese nämlich aus Prinzip erst unmittelbar vor Ablauf der Zahlungsfrist.
Die Wunder nehmen kein Ende. Beide Karten, sowohl die vom Finanzamt als auch die von der Bank, liegen eine Woche später in meinem Briefkasten. Obwohl ich von so manchem Residenten weiß, dass er nach neun Jahren noch auf den offiziellen cartão de contribuinte , also das Plastikkärtchen mit der Steuernummer, wartet und all die Jahre mit dem Papierzettelchen durch die Gegend läuft. Aber immerhin: Der Wisch wird überall anerkannt. Rechnungen stellt man, wie überall auf der Welt, einfach gern aus. Auch ohne Plastikkarte.
Ich traue mir ja eine ganze Menge zu, aber vor Steuern und Finanzamt habe ich einen Heidenrespekt. Deshalb ist mir klar: Ich brauche einen Steuerberater. Glücklicherweise ist mir ein sehr kompetenter contabilista empfohlen worden. Eigentlich heißt das ja »Buchhalter« auf Portugiesisch, aber ein contabilista ist eben auch für Steuerberatung und vor allem die Abgabe von Steuererklärungen zuständig.
Das erledigt man in Portugal schon seit vielen Jahren übers Internet. Aber das traue ich mir einfach nicht zu. Es ist zwar alles wesentlich einfacher als zu Hause, aber all diese Fachausdrücke … und vor allem: Ich weiß natürlich nicht, welche Formulare für mich zutreffen. Nein, auf so etwas lasse ich mich gar nicht erst ein. Senhor Pedro, der contabilista, muss mir da zur Seite stehen.
Manches allerdings muss man aber doch selbst erledigen – das kann mir auch Senhor Pedro nicht abnehmen. Deshalb habe ich noch eine Begegnung mit den finanças, aber eher indirekt. Bürokratisch ist es trotzdem.
Es ist alles so kompliziert, auf den ersten Blick: Weil ich nicht zweimal Steuern bezahlen will – einmal in Deutschland, einmal in Portugal –, muss ich einen speziellen Antrag einreichen. Und zwar für jeden meiner Auftraggeber einen. Alles kein Problem, es sind ja nur zehn. Also zehnmal das Ganze, in dreifacher Ausfertigung.
Die Anträge kann man sich aus dem Internet von der zuständigen deutschen Behörde herunterladen, und freundlicherweise wird das Exemplar für die portugiesischen finanças gleich in der Landessprache ausgefertigt. Danach geht alles seinen bürokratischen Lauf.
Amtsschimmel gibt es überall, vielleicht sind es in Portugal halt eher Amtsesel: Wenn ich Glück habe, ist nach läppischen drei bis sechs Monaten die entsprechende Freistellung da. Hoffe ich, hofft mein contabilista, hoffen die Buchhaltungen meiner zehn Auftraggeber.
Leider reicht diese Hoffnung aber nicht.
Das Ministério de Finanças , also sozusagen die portugiesische Regierung persönlich, teilt mir per Einschreiben mit, man hätte gerne einen schriftlichen Beweis, dass ich wirklich in Portugal wohne. Der cartão de contribuinte reiche da nicht aus.
Was nun?
»Da gehen Sie bitte zur junta da freguesia «, meint mein Steuerfachmann.
»Äh …«, stöhne ich. »Meinen Sie wirklich, ich muss da selbst hin? Könnten da nicht Sie …?«
»Das ist die Gemeindeverwaltung, das schaffen Sie schon«, sagt Senhor Pedro. »Lassen Sie sich bitte eine beglaubigte Bescheinigung ausstellen, dass Sie hier wohnen, wo Sie und seit wann Sie dort wohnen.«
In Cascais residiert die junta da freguesia in einem
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