Kann denn Fado fade sein?
Glückliche. Mir bleibt das Finanzamt.
Anlauf Nummer drei mache ich also allein. Das wäre doch gelacht. Das muss doch zu schaffen sein.
Es ist mittlerweile Viertel nach elf. Die Schlange ist nur unwesentlich kürzer. Ich beschließe: »Da geh ich gar nicht erst rein! Heute muss es eigentlich nicht sein.«
Dann allerdings fällt mir ein, dass es einen kleinen Trick geben soll: António hat mir erzählt, dass es durchaus günstig und hilfreich sein kann, den Besuch in einer Behörde kurz vor oder kurz nach der Mittagspause zu erledigen. Vor dem Mittagessen will der Sachbearbeiter endlich zum Essen – und fertigt einen schnell ab. Nach dem Essen kommt er gesättigt und deshalb wohlgesinnt zurück – und ist deshalb eher bereit, Ansinnen, Anträge oder Ersuchen ohne Komplikationen oder gar Widerworte zu erledigen. Also: noch eine bica für mich im nächsten Café …
Anlauf Nummer vier. Ich bin kurz vor 12.30 Uhr da. Und siehe da – nur drei oder vier Leute sind vor mir. Punkt 12.30 Uhr werden die Türen geschlossen. Aber nur die Eingangstüren. Wer bereits im Flur steht, darf bleiben. Und soll auch noch bedient werden.
Es klappt tatsächlich. Ich lege der freundlichen Sachbearbeiterin meinen Reisepass und den Mietvertrag vor.
»Das reicht leider nicht aus«, behauptet sie. Ich kann meinen Ohren nicht trauen: »Haben Sie keine Rechnung von der edp? Oder von der PTelecom?«
»Wofür brauchen Sie denn das?«
»Na ja, als Beweis, dass Sie wirklich da wohnen«, erfahre ich. »Der Mietvertrag allein ist ja kein Beweis!«
Aha. Nein, ich rege mich nicht auf. Ich habe nämlich ein Riesenglück: Heute Morgen hatte ich den Postboten vor der Haustür getroffen, und er hat mir unsere Post gleich in die Hand gedrückt. Und da war – glücklicher Zufall! – die Rechnung der Stromwerke dabei. Die hole ich jetzt aus der Handtasche hervor.
»Na sehen Sie, Dona Christina, nun passt alles!«
Alle meine Daten werden in den PC eingegeben, der heute, vielleicht weil Montag ist, wieder problemlos seinen Dienst tut. Danach drückt man mir einen handgeschriebenen Zettel für die Kasse in die Hand: Knapp sechs Euro kostet das Ganze.
»Bitte zahlen, und dann kommen Sie wieder zu mir!«
Ich eile nach nebenan zur Kasse. Leider ist die zwischen 12.30 Uhr und 14.00 Uhr geschlossen. Mittagspause.
Mittlerweile bin ich mit portugiesischer Gelassenheit gesegnet. Solche kleinen Hindernisse oder Unterbrechungen stören mich nicht mehr. In diesen Fällen geht man eben einen Kaffee trinken. Oder einkaufen.
13.57 Uhr. Ich stehe wieder vor der Kasse des Finanzamts. Und bekomme einen Riesenschreck, denn vor der Tür drängt sich eine Menge von Zahlungswilligen. Drei Minuten später wird geöffnet, und dann staune ich wirklich: Vier Schalter sind besetzt, und es wird sehr effizient gearbeitet. Fünf Minuten später habe ich nämlich alles bezahlt und gehe mit der Quittung zu »meiner« Sachbearbeiterin.
Dass auch hier etliche Menschen anstehen – was kümmert’s mich! Ganz auf portugiesische Art und Weise suche ich Blickkontakt, wedle mit der Quittung und darf nach vorne. Im Austausch gegen die Quittung bekomme ich ein anderes Zettelchen. Darauf steht meine Steuernummer. Rein theoretisch hätte ich das auch selber kritzeln können.
Den cartão contribuinte selbst, also die kleine Plastikkarte, auf der Name, Steuernummer und das zuständige Finanzamt vermerkt sind, schickt man mir zu. Angeblich innerhalb von zehn Tagen. Mal abwarten. Ob das wohl klappt?
Jetzt werde ich ein wenig übermütig. Es scheint ja heute ein guter Tag zu sein. Nachdem die Steuernummer-Angelegenheit so problemlos geklappt hat, könnte ich doch auch gleich zur Bank …
Das Schicksal meint es gut mit mir, denn direkt vor der Bankfiliale ist ein Parkplatz frei. Das Schicksal bleibt mir gewogen. Denn in der Bank finde ich eine perfekt Englisch sprechende Dame, die mir weiterhilft. Auch hier will man nicht nur meinen Pass und den Mietvertrag sehen und selbstverständlich die neu erworbene Steuernummer, sondern man legt Wert darauf, den Wohnsitz zu überprüfen. Anhand der Rechnungen von Stromwerken, Wasserversorgern oder der PTelecom. Nach knapp einer Dreiviertelstunde ist jedoch alles erledigt – und ich habe endlich mein portugiesisches Bankkonto. 100 Euro musste ich einbezahlen, bekam die Zugangsdaten fürs Onlinebanking, und meine Bankkarte kommt nächste Woche!
Abwarten. Aber vielleicht klappt es ja.
Kleine Notiz am Rande:
Ich musste zwar 100 Euro einzahlen,
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