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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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mit dem deutschen Begriff »Klassenkeile« oder »Keile beziehen« herzustellen. cunhas sind genau das Gegenteil!
    Ich selbst habe schon etliche dieser Spezialbeziehungen. Meine kulinarischen beispielsweise, bei denen ich weiß, wer hervorragende lulas recheadas zubereitet, oder wo ich mestre Zé treffen kann, um frischen Fisch zu bestellen. Oder die zu Handwerkern: Mein Automechaniker kennt einen Elektriker, und der weiß von einem Lackierer, und dieser wiederum hat, das stellt sich im Smalltalk heraus, einen Cousin, der bei der GNR, also der Polizei, arbeitet.
    Dazu kommen viele kleine Alltagssituationen. Im Grunde sind das nämlich auch cunhas , denn so, genau so, fängt man an, sich ein Netz von Personen aufzubauen, die man kennt, die man freundlich grüßt, mit denen man vielleicht mal eine bica nimmt oder mit denen man ein imperial oder einen vinho tinto trinkt. Und wenn man da mal einen Tipp braucht oder eine Putzfrau sucht oder sonst um guten Rat verlegen ist, kann es gut sein, dass genau einer von jenen behilflich sein kann oder jemanden kennt … Sie wissen schon.
    Es reicht schon, dass ich zum zweiten oder dritten Mal ins Postamt komme, und schon brauche ich beim Abholen eines Pakets nicht mehr meinen Ausweis vorzuzeigen. Oder die Dame hinter dem Schalter erkennt einen und winkt einen deshalb nach vorne. Das klappt natürlich nur dann, wenn vor einem in der Schlange nicht noch weitere Bekannte der Schalterdame stehen. Andere Postkunden – zum Beispiel Touristen – hätten dann vermutlich wenig zu melden. Man hält ein Schwätzchen, denn schließlich muss man sich austauschen, um auf dem Laufenden zu sein. Und jeder muss natürlich alle eigenen cunhas pflegen. Auch die Schalterdame …
    Am besten ist es natürlich, wenn cunhas so ablaufen, dass man selbst gar nicht mal erst in »Vorleistung« treten muss. Und genau das passiert António und mir.
    Seit einigen Wochen treffe ich mich regelmäßig mit Petra. Sie ist Physiotherapeutin, und ich bin bei ihr in Behandlung. Wir sind uns sympathisch geworden, treffen uns auch privat, plaudern viel miteinander. Petra ist eine sehr engagierte Tierschützerin, und so bleibt es natürlich nicht aus, dass wir uns über ihren »Nebenjob« unterhalten: Sie selbst hat fünf Vierbeiner und sucht immer Menschen, bei denen sie noch den einen oder anderen Hund aus dem Tierheim oder von der Straße unterbringen kann.
    Ich hätte schon ganz gern einen Hund, und zwar einen großen, aber ein großer Hund in der Wohnung geht einfach nicht. Leider aber haben wir in São Domingos de Rana bekanntlich aber nur eine Wohnung und kein Haus mit Garten. Schade.
    Ein paar Tage nach diesem Gespräch komme ich zu Petra in die Praxis, und sie strahlt übers ganze Gesicht.
    »Was ist passiert?«, will ich wissen. »Hast du im Lotto gewonnen?«
    »Nein – aber ich weiß vielleicht ein Haus für euch! Ganz in der Nähe, in Cascais!«
    Ich kann es kaum glauben.
    »Das ist doch bestimmt teuer – in Cascais sind die Mieten ja …«
    »Das hier nicht«, freut sich Petra. »Es steht auf dem Gelände eines alten Gutshofs, einer quinta . Mit Riesengarten. Es gibt sogar einen Pool!«
    Ich kann es kaum glauben. Interessiert bin ich natürlich – man weiß ja nie: Es könnte ja etwas dran sein. Abends berichte ich António, der ebenfalls skeptisch ist.
    »Preiswerte Miete in Cascais?«, fragt er stirnrunzelnd. »Und dann noch mit Pool? Das gibt es nicht!«
    »Aber andererseits, querido «, meine ich, »anschauen kostet nichts!«
    Findet António auch.
    Also frage ich beim nächsten Termin in Petras Praxis nochmals nach.
    Sie lächelt verschmitzt. »Ich muss mal telefonieren!« Verschwindet nach draußen. Ich höre sie mit jemandem auf Portugiesisch verhandeln. Dann kommt sie strahlend wieder: »Ihr könnt euch das Haus in den nächsten Tagen anschauen. Dona Isabela weiß Bescheid – hier hast du ihre Telefonnummer.«
    Ich kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen.
    António greift gleich zum Telefon.
    »Und?« Mann, bin ich gespannt.
    »Wir haben morgen einen Besichtigungstermin«, sagt er freudestrahlend zu mir.
    Ich kann es kaum glauben, dabei weiß ich doch mittlerweile, wie das läuft in Portugal: Man kennt jemanden, der jemanden kennt, der einen Cousin hat, dessen Schwägerin eine Tante hat, deren Bruder einen Immobilienmakler kennt, der zufällig gerade ein Haus frisch angeboten bekommen hat und der bereit ist …
    Über ganz so viele Ecken läuft es bei uns aber nicht: Dona Isabela ist

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