Kann denn Fado fade sein?
anzubieten, wenn irgendetwas fehle. Etwa Dona Nelinha, die Frau des über achtzigjährigen Bauern Senhor Narciso (der neben zahlreichen Hühnern einen Esel und Schafe sein Eigen nennt. Doch dazu später mehr!).
» Tá boa ?«, fragt sie mich. Und dann gleich nach meinem Alter.
Wieder einmal verwechsle ich fünfzig und fünfhundert (ich lerne es wohl nie!) und behaupte stolz: » Tenho quinhentos e dois anos !« – »Ich bin 502 Jahre alt!«
Klar, dass sie kichert.
» Não, desculpe se faz favor. Naturalmente tenho cinquenta e dois anos !« – »Nein, entschuldigen Sie bitte. Natürlich bin ich zweiundfünfzig Jahre!«
Dann soll ich raten, wie alt sie ist. Schwierig, aber ich schätze sie mal auf fünfundsechzig.
»Nein, nein«, sagt sie stolz. »Ich bin eben achtzig geworden.«
Ich gratuliere ihr zu ihrem jugendlichen Aussehen. Sie freut sich – und meint dann: »Wenn Sie irgendein Problem haben, Dona Cristina, wir sind Ihre Nachbarn, bitte kommen Sie zu uns. Mein Mann und ich helfen Ihnen gern!«
Im Café am Dorfplatz ist der Treffpunkt für alles und alle. Wer hier sitzt, auch nur ein Stündchen, sieht alles Wichtige passieren. Hier werden die Pakete abgegeben, falls ich mal nicht zu Hause bin, wenn der Postbote kommt. Gegenüber in der winzigen Markthalle verkaufen Bäuerinnen jeden Morgen Gemüse und Obst, am Ortseingang ist ein kleiner Metzgerladen: Der talho kommt einmal die Woche und bietet frisches Fleisch und chouriços . Einmal wöchentlich kommt der Käsewagen nach Azóia. Und ein mobiles Postamt.
Landleben – aber ich genieße es.
Kapitel 16
Auf den Hund gekommen
Meine erste Nacht in Portugal, also in unserer Wohnung in São Domingosde Rana hatte mich ziemlich verblüfft. Vorher, bei meinen Urlaubsaufenthalten, war es mir nie so aufgefallen. Die ganze Nacht lang: Hundegebell. Es kommt eindeutig von draußen. Sind das alles Straßenhunde?
Unentwegtes Gekläff in hohen Tonlagen. Ausdauernd und absolut nicht schlaffördernd. Sonores tiefes Gebell, mit langen Pausen, dafür aber immer wieder. Winseln, Jaulen, wildes Knurren. Ein wahres Konzert da draußen. Nacht für Nacht. Bis in die frühen Morgenstunden. Und das mitten in der Stadt. Merkwürdig. António scheint es nicht zu hören. Mich als Neu-Portugiesin dagegen stört es.
Nach und nach stelle ich fest: In den Nebenwohnungen leben viele Hunde. Zwar sind die Apartments nicht gerade klein. Aber hundegerecht sind sie nicht unbedingt. Vor allem, wenn die Besitzer ihre Vierbeiner gerade mal morgens und abends maximal je ein Viertelstündchen auf dem spärlichen Grasstück zwischen den Häusern Gassi führen. Den Rest des Tages sind die Hunde allein, immer in der Wohnung.
Es sind große Rassen dabei: Boxer, Schäferhunde, Golden Retriever, sogar Huskys. Keine kleinen »Wohnungshunde«, sondern Tiere, die richtig Auslauf brauchen. Nicht nur eine halbe Stunde am Tag an der kurz gehaltenen Leine. Und was bitte sollen Schlittenhunde im sonnigen Portugal? Das verstehe ich nicht. Sie scheinen aber gerade in Mode zu sein, denn allein in unserem kleinen Viertel gibt es drei oder vier Huskys.
So gern ich einen Hund hätte – in einer Wohnung keinesfalls. Wenn wir uns einen Hund zulegen, dann nur, wenn wir endlich ein Haus mit Garten haben. Mit einem großen Garten, wohlgemerkt. Da dies aber bekanntlich ein Traum ist, wird wohl nichts daraus werden. Schade.
»Wenn ich euch ein schönes Haus besorge«, fragt ein paar Monate später meine Freundin Petra, »tust du dann ein gutes Werk und nimmst einen Hund aus dem Tierheim?«
Ich grinse. António und ich wohnen jetzt seit einem knappen halben Jahr in der »Schlafstadt« in São Domingos de Rana. Wer würde nicht ein schönes Haus mit Garten haben wollen?
»Okay, liebe Petra«, sage ich, »wenn du das wirklich schaffst, dann steht unser Deal. Du weißt: Hund in der Wohnung finde ich nicht optimal. Aber Haus mit Garten und Hund ist perfekt.«
So kommen wir zu Giò.
Kleine Notiz am Rande:
Wer schon einmal in einem Tierheim in Portugal war (oder einem anderen südlichen Land), vor allem wenn es sich um städtisches canil handelt, weiß, dass die Zustände dort meist furchtbar sind.
In den »offiziellen« Heimen werden die Tiere oft nach einem kurzen Aufenthalt getötet, weil man einfach keinen Platz hat. In den privaten Institutionen sieht es ein wenig besser aus. Aber auch hier: zu viele Tiere auf zu wenig Raum. Aber wenigstens werden sie nicht getötet, man versucht eifrig, sie
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