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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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bin ich auf eine heftige Auseinandersetzung gefasst. Schließlich habe ich drei Monate lang keine Miete bezahlt.
    Senhor Marco reist wieder ab. Ohne das Gespräch mit mir gesucht zu haben. Lediglich Dona Isabela kommt danach bei mir vorbei: »Ich soll Ihnen ausrichten«, sagt sie, »dass Sie ihm die Miete endlich bezahlen sollen.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein, sonst nichts.«
    »Tja, dann …«
    Kleine Notiz am Rande:
    Im Grunde ist meine Entscheidung schon vor Wochen gefallen.
    In den vergangenen Tagen bin ich mit sehr offenen Augen durchs Haus gelaufen, habe mir all jene Stellen angeschaut, die eindeutig Mängel aufweisen. Schließlich wusste ich ja, dass der Vermieter zu Besuch kommen würde.
    Die Liste war ziemlich lang. Nicht nur die undichten Stellen im Dach, sondern etliche Fenster und Türen, die wegen der großen Feuchtigkeit nicht mehr richtig schließen; mittlerweile, im zweiten Winter, auch verschiedene großflächige Schimmelflecken in den Ecken und an manchen Wänden. Alles – Kleidung, Schuhe, Taschen, Bettwäsche, sogar die Bücher – muffelt. Riecht modrig. Manches ist verschimmelt und taugt nur noch für den Müll. Ich will das einfach nicht mehr. Es steht also wieder einmal ein Umzug an. Der vierzehnte in meinem Leben.
    Ich habe mich schon umgesehen und war ein paarmal bei Freunden im Alentejo. Die Gegend mag ich, da hätte ich auch gleich gute Nachbarschaft. Aber die Angebote waren spärlich und zu teuer. Noch mehr Miete ausgeben will ich auf keinen Fall, außerdem möchte ich mich verkleinern. Für mich allein brauche ich kein Riesenhaus mit mehr als 120 Quadratmetern.
    Es gibt nur zwei Bedingungen: Garten ist ein Muss. Und: Mein neues Heim darf nicht zu weit vom Meer entfernt liegen. Alles andere? Wird sich fügen.
    »In der quinta halte ich es nicht mehr aus«, verkünde ich beim monatlichen Forumsstammtisch. »Also macht euch besser darauf gefasst: Vielleicht ziehe ich ins Alentejo oder sogar an die Algarve!«
    Entsetzte Blicke. »Aber das kannst du doch nicht machen?! Dann sehen wir uns ja gar nicht mehr!«
    »Hier in der Gegend ist es eben einfach zu teuer – zumindest für das, was ich mir vorstelle.«
    Am nächsten Tag bekomme ich einen Anruf von einem Stammtisch-Bekannten: »Ich glaube, ich habe was für dich gefunden! Ich schicke dir gleich den Link!«
    Ich schaue – und staune: Da wird ein Häuschen angeboten, wie für mich gemacht. Ein großer Garten, zweieinhalb Zimmer, kleiner Pool – und das Tollste: der Blick direkt auf den Atlantik. Auf den Leuchtturm am westlichsten Punkt Europas. Aufs Cabo da Roca. Hier war früher das Ende der bekannten Welt.
    Die Miete ist in etwa das, was ich auch in der quinta bezahle. Also: Termin vereinbaren und Freundin Petra alarmieren, denn vier Augen sehen mehr als zwei.
    C asa dos Dois Pinheiros steht auf den bunten azulejos , die am Eingang angebracht sind. Der Hausherr selbst ist noch nicht da, wohl aber die Maklerin, Dona Margarida. Es regnet in Strömen, als wir zur Besichtigung vorbeikommen.
    Das Erste, was Petra sagt, ist: »Wenn du das hier wirklich bekommst, musst du dir noch einen Hund zulegen. Das Grundstück ist ja riesig!«
    Mal sehen.
    Das Haus ist nicht ganz so riesig, aber hat wirklich Flair. Alles ein bisschen verwinkelt, mit Stufen zwischen den einzelnen Räumen. Küche und Wohnzimmer sind ein großer Raum – genau so, wie ich es mag.
    Mit Argusaugen schauen wir in jeden Winkel, in jede Ecke: Ist irgendwo ein Schimmelfleck? Sei er auch noch so winzig klein – denn dann verzichte ich lieber. Riecht es etwa nach lixívia , dem portugiesischen Allheilmittel gegen Schimmel, Schmutz und alles andere, was gebleicht besser aussieht? Der geringste »Duft« würde bedeuten: Nichts wie weg, hier will ich nicht wohnen. Schließen Fenster und Türen? Jeder Spalt am Fenster heißt: Es zieht – und ist im Winter kalt und feucht. Sieht man etwa gar Wasserstreifen an den Wänden? Aha – dann wäre das Dach nicht dicht.
    Wir entdecken keine Mängel. Keine Flecken, kein Schimmel. Kein modriger Geruch, nicht mal in den Küchenschränken oder im begehbaren Kleiderschrank (wollte ich immer schon mal haben!).
    Alles ist liebevoll eingerichtet. Genau das ist aber leider ein Manko: Denn ich habe bekanntlich Möbel. Warum wird in Portugal immer alles möbliert vermietet?
    »Meinen Sie denn«, taste ich mich an Dona Margarida heran, »dass das Häuschen auch leer zu haben ist?«
    »Da muss ich nachfragen, aber ich denke schon.«
    »Und wie hoch ist die

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