Kann denn Fado fade sein?
Miete genau?«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, meint Dona Margarida, »da kann man sicher nochmals darüber reden.«
Da kann man darüber reden? Wie kommt das denn?
Ein paar Minuten später weiß ich den Grund: Hausherr Senhor Filipe möchte keine Quittungen ausstellen. Mit anderen Worten: Er verzichtet darauf, das Finanzamt mit Abgaben für seine Mieteinnahmen zu belästigen.
»Das ist natürlich verhandelbar«, raunt mir Petra zu. »Biete erst mal mindestens hundert Euro weniger!«
Ob das klappt? Bis jetzt habe ich meine Miete noch nie »verhandeln« können. In Deutschland geht so etwas gar nicht, und in Portugal hat es sich bislang auch noch nicht ergeben. Bei der ersten Wohnung waren wir in Zeitdruck und dachten nicht daran, auch António nicht, der diese Landessitte sicher kennt. Und von dem Häuschen in der quinta waren wir so begeistert, dass uns ebenfalls nicht nach Handeln und Schachern zumute war.
»Doch«, bestärkt mich Dona Margarida, »fragen kostet nichts!«
Okay, wenn die beiden meinen …
Senhor Filipe ist einverstanden. Unter einer Bedingung: »Ich möchte einen Mietvertrag über fünf Jahre«, sagt er. »nicht nur für ein Jahr. Ich bin es leid, ständig neue Mieter zu suchen.«
Na, wenn das nicht in meinem Sinn ist!
So bekomme ich den Mietvertrag für die Casa dos Dois Pinheiros . Erst Wochen später übrigens fällt mir auf: »›Haus der zwei Kiefern‹ – wo sind die denn? Ich sehe nur eine, direkt vor dem Eingang.«
»Die andere«, erklärt Senhor Filipe, »ist vor ein paar Wochen im Sturm umgestürzt. Ich musste sie fällen lassen.«
Es geht dann alles sehr schnell über die Bühne. Mitte April werden meine Sachen gepackt. Ich verlasse das Casalinho do Outeiro mit ein bisschen Wehmut im Herzen, aber vor allem viel Vorfreude auf mein neues Zuhause . Jens und seine Spedition sind natürlich wieder dabei. Kurz vor dem portugiesischen Nationalfeiertag am 25. April, dem Dia de Liberdade , ziehe ich in Azóia ein.
Die erste Nacht ist allerdings ein bisschen sehr chaotisch: Die Schrauben fürs Bettgestell sind nämlich verschwunden (und tauchen prompt zwei Wochen später in einer Kiste auf). Also: Schlafen auf dem Sofa ist angesagt, was ich hasse und was meinem Rücken so gar nicht guttut. Aber ich bin müde genug und schlafe wie ein Stein.
Leider muss ich außerdem eiskalt duschen. Beklagen kann ich mich bei niemandem – das scheint bei neuen Wohnungen mein Schicksal zu sein –, denn Senhor Filipe ist geschäftlich unterwegs. Erst als er wiederkommt, erfahre ich den kleinen Trick bei der Dusche: Kalt- und Warmwasserhahn sind beim Bau vertauscht worden. Wenn man es weiß, kein Problem.
Außerdem hat Senhor Filipe eh mein Herz erobert (im ehrenwertesten Sinn!): Erstens hat er die ganze Woche vor meinem Einzug gewerkelt, weil er mir Haus, Garten und Pool perfekt übergeben wollte. Zweitens hat er mir bereits einen Gärtner besorgt, denn die fast tausend Quadratmeter Grund mit Rasen und Hecke und Blumenbeeten schaff ich nicht allein. Ich kann seine Gartenwerkzeuge benutzen, meint er, auch den Rasenmäher. Bestens. Drittens: Als ich am Umzugstag ins Haus komme, finde ich auf der Küchentheke einen Blumenstrauß, zwei Gläser, eine Flasche vinho tinto, einen Korkerzieher (der Mann denkt mit!) und einen Brief von Senhor Filipe: »Welcome home, Christina.«
Er wünscht mir alles Gute und freut sich darauf, nicht nur Hausherr und Nachbar zu sein, sondern dass wir gute Freunde werden.
Was will man mehr?!
Im Dorf weiß man schnell Bescheid, dass Senhor Filipe eine neue Mieterin hat. Nach zwei Tagen grüßt man sich; wenn ich die Dorfstraße entlangfahre, winkt man mir zu.
Eine Nachbarin entdecke ich auf dem kleinen Bauernmarkt, der an jedem Wochenende und an Feiertagen drei Kurven weiter in Richtung Colares stattfindet: Dona Joana ist knapp achtzig Jahre und ist – wie mir Senhor Filipe verrät – eine der reichsten Frauen im Dorf. Ihr gehören etliche Häuser und Grundstücke. Aber sie verkauft auf dem Markt Blumen, Eier, Gemüse aus dem eigenen Garten.
Nebenan am Stand bekomme ich von einer anderen Nachbarin, Dona Glória, frische Erdbeeren und so wichtige Dinge wie Zwiebeln und Knoblauch, denn die habe ich natürlich beim Umzug nicht mitgenommen.
Meine Portugiesischkenntnisse bekommen einen echten Schub. Senhor Filipe spricht zwar perfekt Englisch, die neuen Nachbarn jedoch nicht. Das hindert aber niemanden daran, mich anzusprechen, mich zu fragen, wie es mir geht. Und: Hilfe
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