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Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Titel: Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Wolf
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wirklich keine Sorgen mehr, dass dein neuer Plan schiefgehen könnte«, erklärt Andreas und wischt sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
    »Solange Vicky keine Mahnungen an die Redaktion schreibt …«, fügt Jan hinzu, und wieder schlagen sich die drei Männer johlend auf die Schenkel.

Mein Name ist Bond, Jane Bond
     
    Das Leben wäre so schön, wenn ich einfach eines dieser riesigen Fenster öffnen, mich auf meinen Wischmopp schwingen und damit davonfliegen könnte! Dann müsste jemand anderes diesen samtweichen königsblauen Teppich mit Reinigungsschaum malträtieren und versuchen, die vielen Abdrücke der Pfennigabsätze unzähliger Designerschuhe auszubügeln. Dann müsste jemand anderes die überquellenden Papierkörbe ausleeren, während die hochglänzenden Porträts namhafter Personen einen bei der Arbeit belächeln. Jemand anderes müsste ertragen, wie Lagerfeld mit behandschuhtem Finger auf einen zeigt, während Naomi Campbell oder Heidi Klum einem mit ihren Blicken folgen und über die Putzfrau lachen. Nein, halt! Heidi würde nicht spotten, unser German Fräuleinwunder ruht in sich selbst, ist glücklich mit ihrem Schmusegatten Seal und ihren niedlichen Kindern und ist durch und durch eine liebenswerte Person, die nie über eine arme, kleine Putzfrau lästern würde, die nur ihren Job macht. Nämlich den falschen.
    Der Schreibtisch, an dem ich die Kolumne für die junge Redakteurin verfasst hatte, lockt mich auch heute an wie eine Blume die Biene. Und zwar eine große Blüte in schönen bunten Farben, der Kelch steht weit offen, und ich kann den gelben Stempel und die Pollen sehen, wie sie zwischen den farbigen Blättern hervorleuchten, und den Duft riechen, den der Nektar verströmt. Und ich, nichts weiter als ein wehrloses kleines Insekt, taumele immer wieder summend um die Blume herum, umkreise sie, schlage mit meinen Flügelchen und versuche, dem Reiz zu widerstehen, dort im Kelch zu landen, meine sechs Füßchen mit gelbem Blütenstaub schmutzig zu machen und – eine erstklassige Kolumne in die Tasten zu hämmern! Doch mit allerletzter Kraft kann ich widerstehen.
    Warum kann ich nicht einfach Freunde haben, die mich wieder zur Vernunft bringen, wenn ich Dummheiten begehe? Die mir Flausen austreiben, anstatt mit mir zusammen Luftschlösser zu bauen? Und die mir schon gar nicht dabei helfen, verrückte Pläne zu schmieden, wenn ich doch eigentlich aus meinen Fehlern lernen sollte.
    Als ich nach Hause komme, ist es noch verhältnismäßig früh, und andere Leute gehen um diese Zeit gerade erst zur Arbeit. Wenigstens habe ich schon Feierabend und kann mir einen schönen Tag machen. Und mich nachmittags mit Nina im Café Jasmin treffen. Oder einen ausgedehnten Spaziergang mit Caruso machen. Vielleicht sogar beides, Zeit genug habe ich ja.
    Es klingelt, und als ich meine Tür öffne, steht Jan auf meiner Fußmatte. Er ist frisch rasiert und geduscht, und er verströmt einen unheimlich männlichen Duft, gemischt mit dem Aroma von kräftigem Kaffee, den er morgens becherweise in sich hineinschüttet, um überhaupt erst richtig wach zu werden. Er trägt schon seine Arbeitsmontur, einen grauen Overall und schwere Schuhe, denn Jan hat eine eigene kleine Werkstatt und arbeitet als Kfz-Mechaniker. Wenn er abends von der Arbeit kommt, dann riecht er meistens nach Schweiß und Motoröl, aber trotzdem immer noch irgendwie nach Jan und kein bisschen unangenehm … Hm, wie komme ich da jetzt eigentlich drauf? Komisch, sonst interessiert es mich doch auch nicht, wie er riecht!
    »Hey, was machst du denn schon so früh hier bei mir?«, frage ich und halte die Tür auf, damit er meine Wohnung betreten kann. Caruso kommt um die Ecke gefegt und begrüßt seinen menschlichen Kumpel stürmisch.
    »Morgen. Ich hab dir was mitgebracht.« Jan lächelt mich an (also zeigt der Kaffee schon seine Wirkung) und wühlt in einer der vielen Taschen seines Overalls, in der Schlüssel und Schrauben durcheinanderklimpern.
    »Echt? Was denn?« Ich bin neugierig wie ein kleines Kind, echt schlimm ist das. Dann zieht er einen kleinen Plastikgegenstand aus seiner Tasche und hält ihn mir hin.
    »Was ist das?«, frage ich und betrachte das blaue Ding skeptisch von allen Seiten.
    »Das ist ein USB-Stick. Du schreibst deine Artikel ab jetzt zu Hause, speicherst sie auf diesen Stick hier und nimmst sie mit in die Redaktion. So musst du weniger Zeit an fremden Computern verbringen – und das Risiko, dass du erwischt wirst, ist viel

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