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Kann es wirklich Liebe sein

Kann es wirklich Liebe sein

Titel: Kann es wirklich Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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dieser sich ihm näherte.
    „Was ist passiert?“ Seine Augen musterten die zarte Frau im Arm seines Bruders und unter dem Ruß wurde sein Gesicht blass.
    „Hol Crockett.“ Als Neill nur dastand und sich nicht rührte, wurde Travis lauter. „Sofort!“
    Neill zuckte zusammen und rannte davon.
    Mit Merediths Kopf leblos an seiner Schulter, kniete Travis sich hin und legte sie vorsichtig im trockenen Gras ab. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und ein federleichter Lufthauch strich über seine Hand. Sie atmete.
    „Danke, Herr“, murmelte Travis.
    Er zog seinen Mantel aus, faltete ihn mit der Innenseite nach außen zusammen und bettete ihren Kopf darauf. Sanft drehte er ihren Kopf nach rechts, sodass Crockett sich ihre Verletzung anschauen konnte.
    Sie lag so ruhig da, dass es ihm wehtat, sie anzuschauen.
    Das hätte niemals passieren dürfen. Er hätte sie von hier wegschicken müssen, sobald sie ihnen ihre Warnung überbracht hatte. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, sie in diesen ganzen Schlamassel mit hineinzuziehen?
    Weil Travis etwas tun wollte – irgendetwas –, riss er sich das Tuch vom Hals und tunkte es in den Trog. Dann kniete er sich neben sie und tupfte die schlimmsten Rußflecken aus ihrem Gesicht. Die ganze Zeit betete er dafür, dass sie ihre Augen öffnen möge.
    Er war so auf Meredith konzentriert, dass er gar nicht bemerkte, wie seine Brüder sich um ihn versammelt hatten, bis Crockett sich neben ihn kauerte und seine Schulter berührte.
    Die Gefühle drohten ihn zu überwältigen und der Kloß in seinem Hals schien immer größer zu werden. Schließlich räusperte er sich. „Ich glaube, der Esel hat sie getreten.“ Er drehte vorsichtig ihren Kopf, um Crockett ihre blutige Wunde noch deutlicher zu zeigen. Sein Bruder war kein Arzt, aber von ihnen allen kam er dem am nächsten. Seit dem Tag, als Jim angeschossen worden war, hatte Crock es sich zur Aufgabe gemacht, die beiden Medizinbücher auswendig zu lernen, die im Arbeitszimmer ihres Vaters standen, Gunn ’ s New Domestic Physician und Das Wörterbuch der Praktischen Medizin. Travis betete darum, dass in diesen Büchern irgendetwas stand, das Meredith weiterhelfen würde.
    Crockett zog seine Arbeitshandschuhe aus und untersuchte die Wunde. Meredith stöhnte auf und wand sich, doch ihre Augen öffnete sie noch immer nicht. Travis ergriff ihre Hand mit der seinen und wünschte sich, er hätte mehr tun können.
    „Sie spürt den Schmerz“, beobachtete Crockett. „Das ist ein gutes Zeichen. Aber wir müssen sie ins Haus bringen, damit ich besseres Licht habe. Sonst kann ich nichts machen.“
    Crockett machte sich daran, sie hochzuheben, doch Travis schob ihn beiseite. „Ich trage sie.“ Sein Bruder warf ihm einen seltsamen Blick zu. Travis ignorierte ihn. Meredith war seinetwegen verletzt worden. Es war seine Verantwortung, sich um sie zu kümmern.
    Nachdem er aufgestanden war und Merediths Gewicht in seinen Armen verlagert hatte, wandte er sich Jim und Neill zu. „Das Dach ist eingestürzt, also lasst die Scheune einfach abbrennen. Habt aber ein Auge darauf, damit die Funken nicht auf das Haus oder den Stall übergreifen. Neill, wenn die Sache unter Kontrolle ist, holst du die Zugpferde und Miss Merediths Stute vom Bach und bindest sie hinter dem Stall an. Jim, kümmere dich um die Scheune. Ach, und ihr beide haltet besser die Augen auf, falls Mitchells Männer zurückkommen. Ich komme so bald wie möglich wieder zu euch.“
    „Kümmere dich um das Mädchen“, sagte Jim. „Wir kommen schon zurecht.“
    Travis nickte und ging auf das Haus zu.
    Als er mit Meredith auf dem Arm ins Arbeitszimmer trat, hatte Crockett jede Lampe und Kerze entzündet. „Leg sie auf das Sofa“, sagte er. „Ich muss erst mal die Wunde auswaschen, um zu sehen, ob der Knochen etwas abbekommen hat.“
    Travis legte Meredith vorsichtig ab und positionierte sie so, dass ihr Kopf auf der Armlehne zum Liegen kam, neben der eine Lampe stand. So hatte Crockett beste Sichtverhältnisse. Auf dem Tischchen hatte er schon mehrere Handtücher vorbereitet.
    Als Crockett mit einer Schüssel und einem Schwamm zurückkam, machte Travis ihm Platz und durchschritt nervös den Raum.
    Warum wurde Meredith jedes Mal verletzt, wenn sie sich begegneten? Zuerst war sie in eine seiner Fallen geraten und dann hatte sein Esel sie verletzt. Beides waren natürlich Unfälle gewesen, doch Travis konnte seine wachsenden Schuldgefühle trotzdem nicht abschütteln. Wenn er andere

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