Kann ich den umtauschen?
ihren Blick Lucys Finger folgen.
Sie hatte Nathan doch bereits gesucht und nicht gefunden.
»Bist du dir sicher?«
»Na, klar, Nathan ist in diesem Provinznest doch nun wirklich unverwechselbar. Sorry, ich bin ja wirklich gerne hier, aber dem Dorf fehlt es an guten Typen. Oh, Entschuldigung, Floyd, abgesehen von dir natürlich â¦Â«
Lucy tat, als würde sie Floyd trösten, der wiederum so tat, als sei er beleidigt. Alice stahl sich davon und arbeitete sich durch die Menschenmenge, um Nathan zu suchen.
Zum zweiten Mal vergebens.
»Kein Glück?«, fragte Flo, als Alice nach ihrer Suchrunde wieder bei ihr landete.
Alice schüttelte den Kopf und fragte sich: Wenn man jemanden sucht, von dem man weiÃ, dass er da ist, und man ihn nicht finden kann, ⦠bedeutet das, dass der Gesuchte sich vor der Suchenden versteckt?
Vierzehntes Kapitel
Alice musste noch zwei weitere Runden durch den dunklen Garten drehen, bis sie ihn endlich entdeckte und verstand, wieso sie ihn vorher nicht gesehen hatte. Miriam Flecker hatte ihn gegen die Eiche gedrängt. Nathan lehnte mit dem Rücken am Stamm, und sie stand direkt vor ihm, damit er nicht abhauen konnte. Was natürlich auch die Sicht behinderte. Miriams Männerfangmechanismen liefen immer dann auf Hochtouren, wenn sie Nathan irgendwo sah. Sie war schon seit Ewigkeiten hinter ihm her, seit sie nach Whattelly gezogen war, und jedes Mal, wenn sie Nathan erspähte, vergaà sie ganz einfach, dass Alice überhaupt existierte, und setzte alles daran, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Miriam Flecker war Mitte dreiÃig, blond und attraktiv. Sie war vor vier Jahren aus Südafrika gekommen und hatte das Saucepan, ein kleines Bistro in Upper Whattelly, übernommen, das eine unverheiratete alte Tante ihr qua Testament überlassen hatte.
Flo und Alice nannten Miriam gerne »Rottweiler«, denn wenn sie sich erst mal in Nathan verbissen hatte, lieà sie ihn nicht mehr aus den Fängen.
Alice konnte sich noch genau an Miriams Gesicht erinnern, als sie Nathan zum allerersten Mal sah. Da fuhr er in seinem Ferrari bei ihrem Bistro vor. Miriams Miene erstrahlte, als habe sie Gold gefunden. Bis sie Alice neben Nathan im Ferrari sitzen sah ⦠Doch die Tatsache, dass Nathan vergeben war, schien Miriam nur noch mehr anzuspornen. Die Frau war gnadenlos. Anfangs hatte ihre ständige Flirterei Alice ziemlich auf die Palme gebracht. Heute, vier Jahre später, war sie nur noch mal mehr, mal weniger genervt. Wie von einer Amok brummenden Fliege. Sollte man sie mit einer Zeitung plattmachen oder doch besser in einem Glas einfangen und in die Freiheit des Gartens entlassen?
»Ah. Die liebestolle Miriam versucht wieder mal, sich den guten Nathan einzuverleiben.« Alice zuckte erschrocken zusammen, als jemand direkt hinter ihr diesen trockenen Kommentar ablieÃ.
Sie drehte sich um. Es war Ben, Flos jüngster Bruder.
Alice machte immer mal wieder Witze darüber, dass Flos Familie das moderne Ãquivalent zu den Waltons war.
Sie waren fünf Kinder. Nicholas war der Ãlteste, dicht gefolgt von Flo. Robert war mit seinen siebenundzwanzig Jahren zweieinhalb Jahre jünger als sie, dann kam Jonathan, fünfundzwanzig, und schlieÃlich das Nesthäkchen Benjamin, der zehn Jahre jünger als Flo war und vom Rest der Familie scherzhaft »der Nachzügler« genannt wurde.
Sie sahen sich alle ähnlich â bis auf Benjamin. Er hatte das südländische Aussehen seines GroÃvaters mütterlicherseits geerbt und stach mit seiner Olivenhaut, den dunklen Locken und den zinnfarbenen Augen völlig aus der blasshäutigen, braunhaarigen und blaugrauäugigen Geschwisterschar heraus. Als Kind war er auÃergewöhnlich hübsch gewesen. Jetzt, mit neunzehn, entwickelte er sich immer mehr zu einem absolut hinreiÃenden mediterranen Piraten und genoss die Wirkung, die er auf das andere Geschlecht hatte.
Er für seinen Teil war aber schon seit Ewigkeiten (seit er kapiert hatte, dass Mädchen vielleicht doch nicht nur »total doof und langweilig« sind) ernsthaft in die beste Freundin seiner Schwester verknallt und versuchte mit allen möglichen Tricks, bei Alice zu landen. Und genau wie Miriam war es ihm auch herzlich egal, dass Alice in festen Händen war. Es schien ihn auch nicht weiter zu stören, dass er von Alice einen Korb nach dem anderen bekam. Aber im Gegensatz zu Miriams
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