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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Erinnerung gleichzeitig einsetzten, stöhnte sie auf.
    Er hatte ihr die Haare aus dem Gesicht gehalten, ihr über den Rücken gestrichen, ihr das Gesicht gewaschen und sie ins Bett gebracht.
    Noch bevor sie alle möglichen Entschuldigungen stammeln konnte, legte er ihr seine warme Hand auf die Stirn, streichelte ihre Wange, berührte mit den Fingerspitzen ihre Lippen, ihren Hals ...
    Â»Er will dich an eine Nacht erinnern, in der du dich in einen Fischteich erbrochen hast!«, empörte Jai sich und riss Hanny damit aus der verklärten Erinnerung.
    Schwups, war sie nicht mehr im sommerlichen Südfrankreich, zwischen weißen Leinenlaken, bei hereinfallendem Sonnenlicht, elektrisiert von seiner Berührung, vollkommen verloren in seinen wunderschönen Augen ...
    Â»Die Story kenne ich, die hat Bastian mir erzählt!«
    Hanny runzelte die Stirn, als Jai seinen Namen aussprach, aber Jai war jetzt so gefangen von seiner eigenen Erinnerung an diese Geschichte, dass ihm das gar nicht auffiel. Er hatte sich damals, als Bastian sie ihm erzählte, nämlich fast an seinem Mojito verschluckt.
    Â»Du hast sechs Gläser Brandy getrunken und dann in den Fischteich neben der Pension gekotzt!« Jai lachte. »Und daran will er dich erinnern?«
    Traurig schüttelte Hanny den Kopf, konnte sich aber dennoch ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    Â»Nein, Jai. Das ist es nicht, woran er mich erinnern will ...«
    Hanny schloss die Augen und war wieder in jenem kühlen Zimmer. Seine Hände glitten über ihre Haut, zogen sie näher an ihn heran. Zärtlich knabberte er an ihrem Ohr und flüsterte: »Ich liebe dich, Hanny Richmond.«
    Sie schlug die Augen wieder auf.
    Jai wartete noch immer.
    Mit seinem Schweigen und seinem drängenden Blick hoffte er, sie zum Reden zu bringen.
    Â»Ich möchte nicht darüber reden, Jai.«
    Er sah sie noch einen Augenblick an und nickte dann.
    Â»Gut. Und was möchtest du gerne?«
    Hanny dachte eine Weile nach.
    Â»Dass wir uns einen Gammeltag auf dem Sofa machen.«
    Â»Großartig!«, freute Jai sich. »Du triffst die Filmauswahl und organisierst Decken, ich durchstöbere deine Küche nach etwas Essbarem.«
    Als sie in London zusammenwohnten, war das eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen an einem Sonntagnachmittag gewesen. In aller Regel diktiert von den Katerfolgen des Samstagabends, die sie mit erhöhter Zucker- und Fettzufuhr in Schach zu halten versuchten. Jetzt kam Hanny das Ganze fast wie eine Zeitreise vor. Filme, die sie schon tausendmal gesehen hatten, eine wiederbelebte Freundschaft. Zum ersten Mal, seit Bastian weg war, machte Hanny es sich im Wohnzimmer bequem. In den letzten Wochen hatte sie sich tagsüber nur in ihrem Atelier und in der Küche aufgehalten. Im Wohnzimmer konnte sie das Alleinsein schlechter ertragen, weil sie dort immer mit Bastian gesessen hatte.
    Jetzt prasselte im Kamin ein Feuer, Die Thomas-Crown-Affäre flimmerte über den Bildschirm, in ihrem Schoß befand sich eine Schale mit Schokolade, und Jai und Nancy kuschelten sich mit ihr unter die Decke.
    Jetzt war alles gut.
    Sie lümmelten den ganzen Tag vor der Glotze herum und gingen am Abend so früh ins Bett, dass Hanny mitten in der Nacht wieder wach lag.
    Jai schnarchte.
    Nancy schnarchte.
    Erstaunlich, wie viel Platz zwei so kleine Wesen im Bett einnehmen und was für einen Höllenlärm sie machen konnten. Hanny fand keine gute Lage, schlief immer nur für fünf bis zehn Minuten ein und war, wenn sie dann wieder aufwachte, irgendwann total gerädert. Aber natürlich wusste sie, dass es nicht an Jai und Nancy lag. Es hätte um sie herum totenstill sein können, sie hätte dennoch keine Ruhe gefunden.
    Also stand sie so leise, wie sie konnte, auf. Wie immer, wenn die Sorgen sie plagten, suchte sie Zuflucht in ihrem Atelier. Doch als sie den Fuß der Treppe erreichte, fiel ihr noch etwas anderes ein.
    Der Brandy. Leise holte sie die Flasche aus dem Schrank.
    Wollte nur mal kosten, um sich an den Geschmack zu erinnern. Und an alles andere.
    Sie schenkte sich einen winzigen Schluck ein, schloss die Augen und trank. Das Aroma umspielte ihre Zunge, brannte im Hals und stieg hinauf in die Nase.
    Mit geschlossenen Augen erinnerte sich Hanny an das letzte Mal, als sie Brandy getrunken hatte, und wurde von einer solchen Nostalgie gepackt, dass Leugnen dieses Mal zwecklos war.
    Â»Du fehlst mir«,

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