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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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auf die Müllsäcke und die Zeitungen lief. Er arbeitete sich von unten die Beine hinauf vor, dann begann er mit dem massigen Rumpf.
    Barnard saß ohne Hemd da, sein immenser Leib war blutverschmiert und angespannt, die Adern auf seiner Stirn standen hervor. Der Mann verströmte den Gestank von Schweiß und Blut. Er hatte sich vollgepisst und eingeschissen, in der Garage roch es wie in einem Leichenhaus.
    Alle paar Minuten zog der Nachtwächter den Knebel heraus, und Burn wiederholte die Frage. »Wo ist mein Sohn?«
    Und der fette Bulle schüttelte seinen Kopf, sein Pony nassgeschwitzt und strähnig, und dann spuckte er zwei Worte zwischen seinen blutenden Lippen hervor. »Fickt euch.«
    Der Nachtwächter schob den Knebel dann wieder hinein und verklebte den Mund. Dann wischte er die Klinge ab und setzte seine Arbeit fort, ließ das Messer in den Körper des fetten Mannes gleiten, um Schmerzen auszulösen, aber nicht tief genug, um den Tod herbeizuführen.
    »Ich gehe nach oben. Mal frische Luft schnappen«, sagte Burn zu dem Nachtwächter, der kaum nickte, während er Barnards Schulter aufschlitzte. Ein klagender Laut löste sich von irgendwo in der Brust des Bullen, und Tränen und Schweiß tropften ihm vom Gesicht. Sein Körper spannte sich gegen die Seile an.
    Burn ging in die Küche, wo er sich Wasser ins Gesicht spritzte und einen großen Schluck trank. Würde dieses fette Schwein denn nie einbrechen? Je länger das hier dauerte, desto geringer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass er seinen Sohn jemals lebendig wiedersah.
    Burn trat auf die Terrasse hinaus und sog die Luft ein. Selbst die rauchige Brise roch frisch nach der unreinen Atmosphäre der Folterkammer, zu der seine Garage geworden war. Es fiel schwer zu glauben, als Burn diese Szene ruhiger Schönheit betrachtete, dass die Welt einfach weiterging, unbeschwert von all dem Schmerz und der Korruption, in die er hineingestolpert war. Dann wanderte sein Blick über Stadt und Meer hinaus, dorthin, wo das Land flach war und von Smog und Rauch verhangen.
    Vor Weihnachten hatte Burn mit Matt einen Hubschrauberflug unternommen. Der Chopper hatte die übliche Touristenrunde gedreht, einmal um den Tafelberg, die Küste entlang, dann in einer weiten Kurve über die Cape Flats, und Burn hatte auf die schier endlose Fläche kleiner Häuser und Ghettoblocks geschaut, planlos im Buschland verstreut. Wie er jetzt auf der Terrasse stand, erinnerte er sich an dieses Bild der zersiedelten Landschaft. Er wusste, irgendwo dort draußen war sein Sohn.
    Burn hatte keine Ahnung, wie lange er dort stand, der Wind kühlte den Schweiß auf seiner Haut, ehe er die Stimme hörte. Er schaute zur Straße hinunter und sah einen Schwarzen in einem sehr gut geschnittenen Anzug, der zu ihm heraufstarrte.
    »Verzeihung«, sagte der Mann vielleicht zum fünften Mal.
    Burn trat an das Geländer der Terrasse. »Ja. Hi, tut mir leid.«
    »Ich hätte Sie gern mal auf ein Wort gesprochen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Der Mann hielt ihm irgendwas entgegen.
    Burn kniff die Augen zusammen. Irgendein offizieller Ausweis. Beinahe hätte er laut gelacht. Nicht schon wieder. Nicht jetzt.

KAPITEL 27
     
    Eine Stimme in Burns Kopf sagte ihm, er solle das Tor zur Straße öffnen, diesem schwarzen Cop flehend seine Handgelenke entgegenrecken und um Handschellen bitten. Ihn zu der Garage führen, die momentan als Hobby-Folterkammer diente. Ihn bitten, seinen Jungen zu finden.
    Doch Burn öffnete die Tür nur einen Spaltbreit und machte etwas mit seinen Gesichtsmuskeln, das einem Lächeln glich. »Tag. Womit kann ich Ihnen helfen?«
    Der schwarze Mann, sein rasierter Schädel schimmerte im Sonnenlicht, hielt Burn erneut seinen Ausweis hin. »Sonderermittler Zondi. Ministerium für Sicherheit.«
    Burn nickte, machte aber keine Anstalten, die Tür weiter aufzumachen.
    »Würden Sie mir bitte Ihren Namen sagen?«
    »Hill. John Hill.«
    »Sind Sie Amerikaner?«
    »Ja, bin ich.« Burn warf einen betont deutlichen Blick auf seine Uhr. »Ich hab’s etwas eilig …«
    »Verzeihen Sie. Wissen Sie etwas über einen roten BMW , der vor einigen Tagen in der Nähe Ihres Hauses geparkt hat? Drüben, vor der Baustelle?«
    Burn schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Der schwarze Cop dachte einen Moment nach, bevor er weitersprach. »War vielleicht bereits ein anderer Polizeibeamter hier und hat Fragen gestellt?«
    Burn war versucht zu lügen. Was aber, wenn es irgendwelche offiziellen Vermerke darüber gab, dass Barnard hier

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