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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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»Gute Nacht« zu hören bekommen.
    Doch was letzte Nacht geschehen war, war nicht einfach so abgehakt. Nein. Benny spürte unsichtbare Linien, die sich von den Flats hinausstreckten und die mit diesem Haus am Berg verbunden waren. Und mit ihm, einem Mongrel, einem 28 er, der das benachbarte Haus bewachte und nur versuchte, ein friedliches Leben zu führen.
    Scheiße.
    Er setzte sich auf und nahm das Messer aus der Tasche. Er öffnete die Klinge und untersuchte sie gründlich. Dann griff er unter die Matratze, fand einen kleinen Holzblock, um den ein Stück Schleifpapier gewickelt war. Mit geduldiger Präzision schliff er die Klinge auf dem Sandpapier.
    Nach einigen Minuten ließ er einen Zeigefinger ganz vorsichtig über die Klinge gleiten. Winzige Blutstropfen durchbrachen die Oberfläche seiner Haut. Er wischte die Klinge ab, klappte das Messer zu und schob es zurück in die Tasche.
    Benny Mongrel legte sich auf die Matratze und starrte zu dem Blechdach hinauf, lauschte auf das Heulen des Windes. Staub und Schmutz drangen durch Ritzen ein, und das Wellblech rasselte wie Gruppen aneinandergeketteter Häftlinge, die durch Pollsmoor marschierten.
    Nach einer letzten heftigen Bö legte sich der Südostwind, dann war alles still. Die durch den Wind, Cape Doctor genannt, von Smog und Dreck gesäuberte Stadt nahm eine halluzinogene Schönheit an. Ein Cappuccino-Schaumhäubchen weißer Wolken schwebte auf dem Tafelberg, und Autos mit gebräunten Körpern und Surfbrettern strömten zu den Stränden hinunter.
    Burn und Matt fuhren am Meer entlang und passierten das Touristenmekka Camps Bay, bis sie zu einem kleinen Strand kamen, den nur Einheimische kannten. Burn, Susan und Matt waren bei einer Wanderung zufällig darauf gestoßen, und es war ihr Lieblingsort geworden, wenn sie schwimmen wollten.
    Man erreichte den Strand über einen steilen Pfad von der oberhalb liegenden Straße, zu steil für den Geschmack der meisten Leute. Burn und Matt gingen Hand in Hand hinunter, wobei Burn den Jungen immer wieder auf den Arm nahm, wenn der Weg zu steil wurde. Burn hatte eine Kühltasche und einen Strandschirm dabei. Durch Gebüsch erreichten sie einen kleinen, von Felsblöcken eingefassten Strand, an dem das azurblaue Meer auf den Sand traf. Sie waren allein.
    Burn rammte den Schirm in den Sand, spannte ihn auf und breitete Handtücher in seinem Schatten aus. Er zog sich bis auf die Badehose aus. »Hast du Lust zu schwimmen?«, fragte er Matt.
    Der Junge spielte gedankenverloren mit einem Spielzeuglaster im Sand. Er schüttelte den Kopf.
    Burn nahm einen Plastikbeutel aus der Kühltasche und ging damit zum Wasser. Er watete hinein und spürte die beißende Kälte des Atlantiks. Wie warm es draußen auch sein mochte, das Wasser in Kapstadt war stets eisig. Burn, der an den viel wärmeren Pazifik gewohnt war, war zuerst nicht tiefer als bis zu den Knien hineingegangen. Mit der Zeit hatte er sich an das eisige Stechen gewöhnt und freute sich auf das Aufwärmen in der Sonne.
    Burn schwamm los und hielt auf eine Felsgruppe zu und zog dabei die Plastiktüte hinter sich her. Er öffnete den Knoten der Tüte und nahm die Messer heraus, mit denen er die beiden Männer getötet hatte. Eines nach dem anderen ließ er die Messer zwischen den Felsen ins tiefe Wasser sinken. Er paddelte noch ein Stück weiter und ließ dann die Waffe ins Wasser gleiten, die er dem kleinen Mann abgenommen hatte, schaute zu, wie sie langsam kreisend versank.
    Die Waffe des großen Mannes, einen stupsnasigen Colt, hatte er behalten. Er wusste, es war ein Risiko, die Waffe zu behalten, sie im Schlafzimmerschrank zu verstecken, aber irgendwie fühlte er sich dabei sicherer. Als wäre er so in der Lage, sich zu wehren.
    Gegen was auch immer.
    Die Kälte wurde deutlicher spürbar, unangenehm an Kopf und Hoden, aber er zwang sich, noch eine Weile länger im Wasser zu bleiben, zu tauchen, bis er den sich sacht wiegenden Seetang auf dem Grund berührte, dann ließ er sich wieder an die Oberfläche auftreiben und schwamm an den Strand zurück. Er watete hinaus, keuchte vor Kälte, spürte die Sonne auf seinem Körper. Matt lag unter dem Schirm und spielte.
    Burn trocknete sich ab. Er nahm eine Plastikflasche aus der Außentasche der Kühlbox und begann, seinen Sohn mit einer Sonnencreme mit hohem Sonnenschutzfaktor einzureiben.
    »Matt?«
    »Ja.« Der Junge spielte immer noch mit seinem Laster, schaute Burn nicht an.
    »Sieh mich an.«
    Matt löste den Blick vom Spielzeug

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