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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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hören, dann die zitternde Stimme Michail Antonowitschs: »Flieg weiter, Wolodja, schnell, flieg weiter. Ich kann nicht mehr.«
    »Tempo doch!«, ächzte Bykow.
    »Was soll das heißen – ich kann nicht mehr!«, rief Jurkowski voller Panik. Man hörte ihn schwer atmen.
    »So zieh doch ab«, murmelte Michail Antonowitsch, »komm ja nicht zu mir raus ... es nützt sowieso nichts mehr ... wirklich, es hat keinen Zweck ...«
    »So ist das also«, sagte Jurkowski. »Warum hast du die ganze Zeit geschwiegen? Na, macht nichts, das werden wir gleich haben ... Gleich ... Du kommst aber auch auf Ideen ...«
    »Schneller doch, schneller!«, brüllte Bykow.
    Kapitän Korff, das sommersprossige Gesicht verzerrt, beugte sich tief über die Steuerhebel. Der Beschleunigungsandruck nahm zu.
    »Gleich, Mischa, gleich«, sagte Jurkowski betont forsch. »Na also ... Verdammt, wenn ich bloß ein Brecheisen hätte.«
    »Zu spät«, sagte da Michail Antonowitsch unerwartet ruhig.
    In der Stille, die plötzlich eintrat, war das mühsame, laute Atmen der beiden Männer zu hören.
    »Du hast recht«, sagte Jurkowski. »Zu spät.«
    »Flieg weiter«, sagte Michail Antonowitsch.
    »Auf keinen Fall.«
    »Aber das ist doch Unsinn.«
    »Ach was«, erwiderte Jurkowski, »es wird ganz schnell gehn.« Er lachte trocken auf, gequält. »Wir merken’s nicht mal. Mach die Augen zu, Mischa.«
    Und dann, nach einem Augenblick der Stille, stöhnte einer der beiden, es war nicht mehr auszumachen, wer, leise und kläglich: »Aljoscha ... Alexej ...«
    Bykow schleuderte den Kapitän wie ein Kätzchen beiseite und krallte die Finger in die Hebel. Das Raumschiff schoss ruckartig voran. Shilin, durch die enorme Belastung tief in den Sessel gedrückt, hatte gerade noch Zeit zu denken: Maximalbeschleunigung! Für Sekunden verlor er das Bewusstsein. Dann vernahm er – inmitten eines Rauschens, das seine Ohren füllte – einen kurzen, jäh abbrechenden Schmerzensschrei. Durch einen rötlichen Schleier, der sich ihm über die Augen gelegt hatte, sah er, wie der Zeiger des automatischen Funkpeilers ruckte und dann schwach von einer Seite zur anderen zu pendeln begann.
    »Mischa!«, rief Bykow. »Jungs!«
    Sein Kopf fiel schwer aufs Pult, und ein lautes, hilfloses Schluchzen schüttelte seinen Körper ...
    Jura fühlte sich elend. Speiübel war ihm, außerdem hatte er starke Kopfschmerzen. Ihn quälte fortwährend ein seltsamer Alptraum. Er lag auf seiner Koje in der engen, dunklen Kajüte der Tachmasib , die aber zugleich sein helles, geräumiges Zimmer zu Hause auf der Erde war. Seine Mutter trat zu ihm ans Bett, legte ihm ihre angenehm kühle Hand an die Wange und sagte mit Shilins Stimme: »Nein, er schläft noch.« Jura wollte entgegnen, dass er durchaus nicht mehr schlafe, doch etwas hinderte ihn daran. Alle möglichen Leute gingen durch den Raum, solche, die er kannte, und solche, die er nicht kannte, und ein Mann in weißem Kittel beugte sich über ihn, versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf den zerschundenen, schmerzenden Kopf. Im gleichen Augenblick sagte Michail Antonowitsch kläglich: »Aljoscha Alexej ...« Bykow aber, totenblass und deshalb schrecklich anzusehen, krallte sich in das Pult, sodass Jura durch den Korridor geschleudert wurde, wo er mit dem Kopf gegen etwas Hartes und Spitzes schlug. Traurige, bis zu Tränen rührende Musik ertönte, und eine Stimme sagte: »... bei der Erforschung des Saturnrings starben der Chefinspektor der Internationalen Kosmoskontrollkommission Wladimir Sergejewitsch Jurkowski und der langjährige Raumnavigator Michail Antonowitsch Krutikow ...« Und Jura weinte, so wie im Schlaf auch erwachsene Menschen weinen können, wenn sie etwas Trauriges träumen ...
    Als Jura wieder zu sich kam, sah er, dass er sich tatsächlich in der Kajüte der Tachmasib befand. Neben ihm stand ein Arzt in weißem Kittel.
    »Na also, warum nicht gleich so«, sagte Shilin und lächelte gequält.
    »Sind sie wirklich ums Leben gekommen?«, fragte Jura.
    Shilin nickte schweigend.
    »Und was ist mit Alexej Petrowitsch?«
    Die zweite Frage ließ Shilin unbeantwortet.
    »Sind die Kopfschmerzen noch sehr stark?«, erkundigte sich der Arzt.
    Jura lauschte in sich hinein.
    »Nein«, sagte er, »nicht allzu sehr.«
    »Das ist gut«, erwiderte der Doktor. »Fünf Tage wirst du noch im Bett bleiben, dann bist du wieder fit.«
    »Und man wird mich nicht zur Erde zurückschicken?«, fragte Jura. Er hatte plötzlich große Angst, sie könnten ihm das

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