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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Officer Bradleys Büro, für Thomas hat er einen zweiten Stuhl bringen lassen, der zumindest genauso windschief ist wie meiner.
    Bradleys alter Schreibtischsessel knarrt, als er sich zurücklehnt. Er hört zu, sagt nichts, während ich Sinhaps und Bramatons Geschichte erzähle – freilich ohne ihre Namen zu nennen.
    Zum Schluss fährt sich Bradley nachdenklich mit der Hand über das Gesicht.
    „Gibt es eine Chance, dass Sie diese Informationen vertraulich behandeln?“, fragt Thomas.
    Bradley schüttelt langsam den Kopf. „Ich muss mit dem reden, der das gesehen hat. Außerdem muss er den Angreifer identifizieren.“
    „Zeugenschutz?“, frage ich.
    „Ich weiß nicht … Soviel ich verstanden habe, ist der Zeuge illegal im Land.“
    „Nein, er ist legal als Besucher da, aber er hätte nicht in der Küche arbeiten dürfen. Das Hotel hat ihn quasi ‚ausprobiert‘, und wenn er taugt, dann wollen sie sich um eine Arbeitsgenehmigung kümmern.“
    „Natürlich, das ist allgemein üblich. Wer nimmt schon jemand, den er nicht kennt? Ich sehe kein Problem, ich werde das Pleasures nicht anzeigen.“
    „Uns geht es mehr um den jungen Mann“, stellt Thomas klar.
    „Wenn er legal im Land ist … Man wird ihn deswegen nicht hinauswerfen.“
    „Können Sie das garantieren?“, frage ich nach.
    Bradley sieht mich verärgert an. „Nein, Miss, das kann ich nicht. Ich weiß nicht, was Sie wollen: Da kommen Sie mit einem Zeugen, der, wenn die Geschichte stimmt, auch Sie entlasten könnte, und dann wollen Sie auch noch Garantien.“
    „Ich habe dem Zeugen versprochen …“
    „Wer weiß, ob überhaupt etwas dran ist an seiner Aussage. Zuerst sollte den Amerikanern alles in die Schuhe geschoben werden und jetzt der Wachmannschaft …“
    „Vielleicht war der Typ von der Wachmannschaft, der auf Angela la Croix losgegangen ist, ebenso wie sein ermordeter Freund in eine Drogensache verwickelt?“, mutmaße ich.
    „Vielleicht waren auch Sie in eine Drogensache verwickelt, FrauValensky. Bevor der Tourismus gekommen ist, hat es auf unserer Insel kaum Drogen gegeben.“
    Thomas beschwichtigt. „Ich werde dafür sorgen, dass der Zeuge aussagt. Und ich sehe zu, dass er bei uns angestellt wird.“
    Bradley spöttelt: „Etwa als Lohn für eine Falschaussage?“
    Ich fahre hoch.
    Bradley wiegelt ab und meint dann nachdenklich: „Natürlich scheint es eine Spur zu sein, nur … Mir kommt das alles zu einfach vor.“
    Ich will schon sagen, dass die meisten Morde einem einfachen Muster folgen: Liebe, Hass, Geldgier. Aber ich lasse es bleiben.
    Die Gegenüberstellung findet bereits am Nachmittag statt. Bramaton erkennt meinen Mister Netzleibchen als Angreifer. Er ist so etwas wie der Anführer der Wachmannschaft, das haben wir ja auch im Orange gesehen. Seine Kollegen nennen ihn „Big Tin“, große Dose: Ein Name, der zu hundert Prozent passt.
    Bramaton wird befragt, ich sitze mit Thomas in der Police Cafeteria. Vibrierende Lautsprecher, eine dunkle Frauenstimme, Sweet Rock
    Did you think that’s all to life?
    Man you’re crazy
,
    Smelling of summer daisies
,
    Smelling of summer daisies

    Thomas rührt nachdenklich in seinem Kaffee. Das Gebräu schmeckt grauenvoll nach Abwaschwasser und Sand und – nun ja, Scheiße. „Ich begreife nicht, warum Hoffmann so unfreundlich war“, sagt er jetzt schon zum zweiten Mal. „Er müsste doch jedes Interesse daran haben, dass die Sache aufgeklärt wird. Warum hat er mir nicht versprechen wollen, dass diesem Bramaton nichts geschieht? Wir brauchen Küchenhilfen, das weiß ich aus der Personalabteilung. Und niemand kümmert sich darum, dass wir sie zuerst einmal ausprobieren.“
    „Ich kapiere es auch nicht.“
    „Hoffmann hat etwas von Loyalität geredet, und dass Bramaton zuerst zu ihm hätte kommen müssen. Ein zwanzigjähriger Küchengehilfeauf Probe zum General. Absurd. Ich weiß noch gar nicht, wie ich es dem armen Kerl beibringen soll, dass er den Job womöglich nicht bekommt.“
    „Ob seine Aussage ausreicht, um Big Tin in Untersuchungshaft zu nehmen?“
    „Es gibt keinen Grund, warum er lügen sollte.“
    „Bradley hat etwas gemurmelt, dass ihn ja wir angestiftet haben könnten, damit ich entlastet werde.“
    „Das meint er nicht ernst.“
    „Sicher?“
    Thomas nickt. „Angela hatte einen Bluterguss auf der Wange. Auch das ist ein Indiz, dass Bramaton die Wahrheit sagt.“ Er greift nach dem Plastikbecher mit Kaffee und stellt ihn so plötzlich und so wütend wieder ab,

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