Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
Umständen gehen wir natürlich sofort wieder.“ Ich komme mir mies vor. Egal, ob la Croix Bestechungsgelder genommen hat oder nicht, er trauert um seine Tochter, das ist offensichtlich.
„Nein“, er lächelt müde. „Etwas Zeit habe ich für Sie. Das Leben geht weiter.“
Für dieses Wohnzimmer hätte ich mich wahrscheinlich auch bestechen lassen. Die eine Längsfront ist zur Gänze verglast, man sieht über die Stadt und das Meer und wird dennoch nicht gesehen, denn der Garten reicht ein schönes Stück den Hügel hinunter und endet in einer hohen Hecke.
La Croix bietet uns zwei Plätze an, seine Haushälterin bringt etwas zu trinken. Wir lehnen ab, wollen keine Umstände machen. Sie bringt dennoch Mineralwasser. Perrier. Wer hätte es sich gedacht. Chic.
„Was mich interessieren würde, Herr Minister la Croix, ist eine Aufzählung der Entwicklungsprojekte der letzten zehn Jahre samt der entsprechenden Finanzierung und der Planung. Soviel ich verstanden habe, sind Sie Finanzminister, aber auch Infrastrukturminister.“
La Croix nickt. „Wenn es um Bauten geht, so wenden Sie sich bitte an meinen Kollegen Doledo. Unsere Finanzierungsmodelle sind klar: Wir sind ein armes Land. Wir sind im Infrastrukturbereich auf Hilfe größerer Staaten angewiesen. Alle anderen Projekte können wir bloß unterstützen, wir können unsere Kontakte anbieten, finanziert werden müssen sie von privater Hand.“
„Und die größeren Staaten helfen?“
„Sie wissen, unser Land war früher eine britische Kolonie, daher rühren enge Kontakte. Wir sind assoziiertes Mitglied der EU, das gibt uns die Chance, um gewisse, wenn auch nicht besonders hohe Förderungen einzukommen. Um ehrlich zu sein: Diese Förderungen sind in den letzten Jahren laufend zurückgegangen. Die Erweiterung kostet die EU viel Geld. Man bietet uns bestenfalls Unterstützung durch Fachleute an. Aber ohne überheblich sein zu wollen: Wie es geht, wissen wir schon – uns fehlen bloß bisweilen die Mittel.“
„Ich habe chinesische Müllautos gesehen“, erwidere ich. Ich muss ihn in Sicherheit wiegen. Nicht zu schnell vom Pleasures anfangen.
La Croix nickt. „Darauf bin ich stolz, das ist etwas, das ich für mein Land aushandeln konnte.“
„Warum die Chinesen?“
„Wir haben bisweilen, wenn auch nicht häufig, gleiche Interessen. Sie wissen, unser Land steht für die freie Marktwirtschaft. Es ging um die Beseitigung von Handelshemmnissen im Bereich der Computertechnologie.“
„Ihr Land exportiert Computertechnologie?“
La Croix lächelt schmal. „Nein, aber wir würden nicht gerne daran gehindert werden, wenn wir die Möglichkeit hätten. Also haben wir in der UNO mit China gestimmt.“
Man könnte wohl auch sagen, St. Jacobs lässt sich eine Stimme mit Müllautos abkaufen. Vielleicht nicht politisch edel, aber … Also damit kann ich leben.
Vesna ist unruhig geworden. „Frag endlich wegen Pleasures.“
La Croix sieht Vesna aufmerksam an.
„Meine Kollegin meint: Das Pleasures ist eine andere Art von Vorzeigeprojekt. Ein wunderschönes Fünfsternehotel mit offenbar guter Auslastung.“
„Ich dachte, Sie seien erst heute früh …“
Es ist angenehm kühl hier, wahrscheinlich Klimaanlage, trotzdem beginne ich zu schwitzen. „Das weiß ich von Peter Hoffmann.“
„Vielleicht können wir gemeinsam abendessen gehen? Ich muss meine vier Wände ohnehin irgendwann wieder verlassen.“ Er seufzt.
Sonst noch was. Ich lächle. „Das würde mich freuen, aber ich fürchte … heute Abend muss ich schreiben und morgen geht es weiter. Das Pleasures …“
„Ja, ich verstehe. Es ist für mich schwer, darüber zu reden: Meine Tochter war Resident Managerin und ist dort ermordet worden.“
Ausruf meinerseits. Wir sollten abhauen, was wird er uns schon erzählen?
„Das Hotel ist ein Vorzeigeprojekt. Von Anfang an gemeinsam geplant: Da unsere Regierung, dort der Pleasures-Konzern.“
„Der Bau in der Bucht war umstritten.“
La Croix runzelt die Stirn. „Ja, er war umstritten. Und es hat Korruptionsvorwürfe gegeben. Aber alles ist lückenlos nachvollziehbar.“
Vielleicht bis auf Ihre Villa, Herr Minister.
„Es ist auch alles wiederholt geprüft worden. Wir haben dem Bau zugestimmt, weil er ökologisch unbedenklich war, dafür gibt es ein entsprechendes Gutachten.“
„Und der Abstand zum Nachbarn?“
Er runzelt die Stirn: „Sie wissen aber erstaunlich gut Bescheid. Nun gut, man hat dem Nachbarn Kooperation angeboten. Als das
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