Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
Super, dass Sie da sind. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Ich konnte mich nicht erinnern, ihr vorgestellt worden zu sein. Aber Mac und ich waren hier seit der achtzehn Monate zurückliegenden Katastrophe mit Jasmine so etwas wie Legenden.
    Die junge Polizistin stellte den Karton auf den Tisch. »Übrigens, ich bin Sam. Detective Sam Wright.«
    »Sie sind Sam? Billy hat Sie mal erwähnt. Ich dachte ...«
    Sie grinste. »Ist irgendwie cool, einen Jungennamen zu haben. Ähm, eigentlich heiße ich Samantha.«
    »Und ich bin Mac«, stellte er sich vor. »Karins Mann.«
    »Nett, Sie kennenzulernen.« Sam schüttelte energisch seine Hand.
    »Was hast du da?«, fragte Vargas und linste in den Karton.
    »Toller Fund«, antwortete Sam.
    Sie machte sich ans Auspacken: ein Laptop, drei CDs in weißen Papierhüllen, ein Gästebuch, ein Stapel Fotos, eine verschlossene Metallbox, eine Papiertüte mit einem Kamm mit grauen Haaren, eine weitere Tüte mit einer Zahnbürste und ein paar zerknüllte Papiertaschentücher.
    »Den Laptop bringe ich sofort zur CCU«, verkündete Vargas.
    Billy sah zu Mac und mir auf. »Wisst ihr, was? Die CCU hat endlich Abbys Facebook-Account unter die Lupe genommen. Jemand hat sich da reingehackt. Der E-Mail-Verkehr läuft über einen Server in Übersee, die dazugehörige IP stammt irgendwo aus dem Mittleren Westen. Wir konnten die Daten noch nicht mit der Festplatte abgleichen, aber ...« Sein Blick wanderte zu dem abgegriffenen schwarzen Laptop, der in dem Karton gelegen hatte.
    So eine Auswertung dauerte: Der Computer musste zuerst umständlich als Beweisstück verbucht und hinterher in die CCU gebracht werden. Gut möglich, dass die anderen Gegenstände aus dem Karton schnellere Ergebnisse lieferten.
    Mac öffnete mit seinem Werkzeug die Metallbox.
    Als ich sah, was darin aufbewahrt wurde, glaubte ich, meinen Augen nicht trauen zu können. Doch Fotos lügen nicht.

KAPITEL 22
    Fotos, Unmengen von Fotos. Von Steve Campbell, Reed Decker und anderen Männern auf einer Yacht, in kurzen Hosen und Hawaiihemden. Die Männer machten einen erschöpften, jedoch zufriedenen Eindruck. Angelruten, Bierflaschen, Longdrink-Gläser. Und viele Kinder: manche noch ganz jung, andere im Teenageralter. Sie trugen winzige Badehosen und Bikinis, wie man sie für gewöhnlich nicht mal im Schaufenster von Victoria’s Secret sah, und hauchdünne Hemdchen, die ihren Körper nicht verhüllten. Ihr zahnloses Grinsen für den Fotografen wirkte aufgesetzt, zumal ihr stumpfer Blick andeutete, wie sehr diese surreale Situation ihnen zu schaffen machte. Kinder mit toten Augen. Kinder, die längst keine Kinder mehr waren. Breitbeinig saßen sie auf den Schößen der Männer, kicherten beschwipst. Schmale, verkrampfte Schultern unter verstört dreinblickenden Gesichtern. Kinder auf Betten. Nackt.
    Bei dem Anblick wurde mir übel.
    »O mein Gott«, entfuhr es Sam.
    La-a wandte sich ab, um ihr vor Zorn verzerrtes Gesicht zu verbergen, und murmelte: »Wieso läuft in dieser verrückten, beschissenen Welt alles aus dem Ruder?«
    »Steve Campbell hat mal von jährlich stattfindenden Schifftörns vor der brasilianischen Küste erzählt«, berichtete ich den anderen. »Seine Frau sprach von Angeltrips ... der ›Jungs‹.«
    »Krass.« Sam verzog das Gesicht.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein«, stöhnte Vargas. »Kaum denkt man, alles gesehen zu haben, wird man eines Besseren belehrt.«
    Selbst Mac, der einiges erlebt hatte, wirkte erschüttert. Vielleicht hatte er in den letzten Jahren, wo er beruflich hauptsächlich mit untreuen Ehemännern zu tun gehabt hatte, ganz vergessen, wie brutal die Realität sein konnte. Ich hatte es jedenfalls verdrängt, aber der Inhalt der Metallbox erinnerte mich daran, wie tief manche Menschen fielen – und wie das Böse zum Lebensstil werden konnte.
    Billy war der Letzte, der kopfschüttelnd von der Box wegtrat. »Mann, das ist echt übel.« Dabei sprach er so leise, dass man ihn kaum verstand.
    Mac stellte sich zu den anderen, die sich um den Tisch versammelt hatten. »Wo fanden diese Angeltrips gleich noch statt?«
    »Ist Brasilien nicht eine Drehscheibe des kommerziellen Sexgewerbes?« Ein Schatten huschte über Vargas’ Gesicht, als bei uns allen der Groschen fiel. Plötzlich erinnerte ich mich an meine Recherche, die ich durchgeführt hatte, um mir darüber klarzuwerden, was ich mit Dathi machen sollte – und an die abscheulichen Fakten, auf die ich dabei gestoßen war.
    »Ja«, antwortete

Weitere Kostenlose Bücher