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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Sachen darüber.“
    Egon machte eine abschwächende Handbewegung.
    „Wie kannst du einen amerikanischen Terrier mit einem deutschen vergleichen!“rief er. „Die gehören doch alle zum Psychiater, genau wie ihre Besitzer!“
    „Terrier ist Terrier“, sagte Karl. „Ob sie englisch bellen oder deutsch, das macht keinen Unterschied. Du wirst es erleben! In weniger als drei Wochen schleppen sie dich ins Salatorium, weil deine Nerven zerschlissen sind wie meine Hosenbeine.
    „Da unterliegst du einer groben Täuschung“, sagte Egon lässig. „Ich dressiere Caesar nämlich und garantiere dir, daß er sich benehmen wird wie ein wohlerzogenes Edelfräulein. Kommt heute nachmittag bei mir vorbei, dann könnt ihr miterleben, mit welchem Anstand er sich bei mir einführt.“
    „Ich denke, wir wollen heute wieder für unsere Zeitung unterwegs sein?“ fragte Guddel.
    „Natürlich!“ rief Egon. „Hab ich etwa gesagt, daß wir das nicht wollen?“
    „Na, wenn du dich mit deinem Edelkläffer beschäftigst, kannste doch keine guten Taten sammeln!“ wandte Karl ein.
    „Und ob ich das kann!“ widersprach Egon. „Ich nehme Caesar mit. Der läuft nebenher oder geht bei Fuß und paßt auf, daß mir keiner zu nahe kommt.“
     
    Bald nach dem Mittagessen erschienen Karl und Guddel fast gleichzeitig vor Feldmanns Haus, um die Ankunft von Egons Rassehund Caesar mitzuerleben.
    Aber der Hund wurde nicht gebracht. Statt dessen rief der Onkel an und sagte, der Hund sei spurlos verschwunden. „Sollte er nicht wieder auftauchen“, tröstete er, „kriegst du eins seiner Halbgeschwister. Die sind in vier Wochen auch so groß, sagt der Züchter, daß man sie von der Mutter trennen kann.“
    Karl klopfte dem enttäuschten Egon auf die Schulter und sagte grinsend: „Kopf hoch, alter Junge! Sei froh, daß du noch eine Weile ein hundefreies Dasein führen kannst.
    Wenn die Töle erst hier ist, liegst du an der Kette, und das Vieh bestimmt, wohin es mit dir gehen will. Der Köter hat geahnt, daß er zu dir gebracht werden sollte, und hat es darum vorgezogen, sich in Büsche und Wälder zu schlagen.“
    „Schweig, du Rohling!“ sagte Egon. „Vertiefe dich wieder in deine Leibschmerzen, dann bist du halbwegs erträglich.“
    „Leibschmerzen?“ wiederholte Karl. „Hatte hier in dieser Runde jemand Leibschmerzen? Das ist mir gar nicht bekannt!“ Und er angelte eine buttergelbe Eierpflaume aus seiner Hosentasche und biß hinein.“
    „Nun guck dir den Kannibalen an!“ rief Egon kopfschüttelnd. „Heute morgen mampfte er noch einen Doppelzentner Zwieback runter, um seinen Verdauungsapparat zu versöhnen! Ich möchte wetten, der hat keinen Magen wie unsereins, sondern mehr so eine Art Zerreißmaschine, die um so besser arbeitet, je mehr in sie hineingestopft wird.“ Karl tat, als höre er nicht, was Egon sagte.
    „Obst ist das einzig Wahre“, schmatzte er, spuckte den Kern aus und biß in eine zweite Pflaume. „Obst schmeckt nicht nur gut, es ist auch gesund, und du behältst deine schlanke Linie dabei.“
    „Los, Guddel, wir fahren“, sagte Egon. „Wenn ich ihn so reden höre, komme ich mir immer wie ein Zahnstocher vor.“
    „Warum machen wir eigentlich immer eine halbe Weltreise, wenn wir die Leute ausquetschen wollen?“ fragte Guddel. „Wir könnten doch einfach hier von Haus zu Haus gehen! Dann sparen wir uns die Anfahrt und kriegen in derselben Zeit viel mehr zu hören.“
    „Ein Prophet gilt nichts in seiner Vaterstadt“, sagte Karl und beleckte seine klebrigen Finger. „Wenn wir hier die Häuser abklappern, nimmt man uns den Reporter gar nicht ab. Schließlich sind wir nicht irgendwer, sondern Persönlichkeiten, denen ein gewisser Ruf vorangeht. Und der könnte uns hinderlich im Weg stehen. In der Fremde aber können wir auftreten wie Graf von Rotz und Schnoddel. Da sind wir ein unbeschriebenes Blatt, auf das der Zahn der Zeit noch nicht seine schmutzige Tinte gespritzt hat.“
    „Mensch, hör auf!“ rief Egon. „Wenn du mit,Fremde’ die Kuhdörfer meinst, die hier ringsum vor der Haustür liegen, dann schießt du mal wieder ein paar Meter zu hoch. Du hast doch erlebt, was dabei herauskommt! Entweder hocken wir in einer Kneipe rum, essen Bratkartoffeln und machen Schulden, oder wir hängen in irgendwelchen Obstbäumen und holen uns einen zünftigen Durchfall!“
    „Aller Anfang ist schwer“, entgegnete Karl. „Sobald wir routinierter sind und unsere Arbeit rationalisiert haben, schreiben wir an einem

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