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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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daß Egon das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel, wobei er sich auf die Pedale des verrückten Fahrrades setzte. Kaum war er hoch, da erhielt er einen Faustschlag ans Kinn und einen in den Magen. Wieder ging er zu Boden.
    Der Dieb lachte. Es machte ihm unbändigen Spaß, einen Schwächeren zusammenzuschlagen.
    „Komm, mein Junge“, rief er, „der Tanz fängt erst an!“ Er packte Egon, schleifte ihn die wenigen Schritte bis zur Weser und stieß ihn hinein. Als Egon wieder auftauchte, bewarf er ihn mit Grasboden. Egon schnaufte und schluckte viel Wasser.
    „Na, Kleiner, willst du ein paar Lagen schwimmen?“ höhnte der andere, riß eine besonders große Grassode vom Uferrand und schleuderte sie gegen Egon. Der ergriff sie in seiner Not und warf sie mit aller Gewalt zurück, denn schon merkte er, daß ihn die Kräfte verließen, die Schuhe und die Lederhose waren sehr schwer.
    Er traf den Jungen mitten ins Gesicht.
    „Hund!“ schrie der und rieb sich die Augen.
    Da erkannte Egon seine Chance.
    Er arbeitete sich aus dem Wasser und das Ufer hinauf. Der andere konnte noch immer nichts sehen und schrie fürchterlich.
    „Dich bring ich um! Meine Augen, meine Augen!“
    Aber mit dem Umbringen hatte es noch eine Weile Zeit, denn dazu muß man sein Opfer ja wenigstens sehen können. Egon, durch seinen Erfolg mutig geworden, versetzte dem Schreienden einen Stoß, daß er rücklings in die Weser fiel.
    Dann hob er das Fahrrad auf und rollte es hinterher. Auch die Gitarre warf er ins Wasser.
    Dem Jungen waren durch den Sturz ins Wasser die Augen wieder einigermaßen klar geworden. Daher konnte er mit ansehen, wie sein Fahrrad in den Fluten versank und die Gitarre wie ein Boot an ihm vorbeischwamm. Er wußte nicht, was er zuerst retten sollte.
    Egon zögerte nicht.
    Mit einem Griff holte er aus der Hose des Jungen Karls Portemonnaie heraus, öffnete es und sah hinein. Es schien kein Geld zu fehlen.
    Dann nahm er sein Messer an sich.
    Als der Dieb sein Fahrrad gefunden hatte und sich daranmachte, es an Land zu ziehen, sprang Egon schon über den Zaun. Er lief, als ob ihm der Teufel im Nacken säße. Aber er hätte gemächlich gehen können, denn sein Gegner hatte an der Bergung des Fahrrades noch eine Weile zu tun. Die Gitarre schwamm indessen gut hundert Meter weiter stromabwärts, und die wollte auch gerettet sein.
    Beim Gepäck angekommen, fand Egon alles so vor, wie er es verlassen hatte. Sein Sporthemd war schon fast wieder trocken, die Lederhose jedoch war steif wie ein Brett. Karl und Guddel waren noch nicht wieder da.
    Er zog sich eine Turnhose an und ging dann barfuß zum Polizeiposten hinüber, um dem Beamten von seinem Erfolg zu berichten.
    „Vielleicht kommt der Bursche hier vorbei“, sagte er zum Schluß, „dann können sie ihn ja festnehmen.“
    Es war ihm unheimlich so allein. Er fürchtete die Rache des Jungen und brauchte darum den Schutz der Polizei, jedenfalls solange die Freunde nicht zurück waren.
    Der Polizist merkte, was mit Egon los war, versprach ihm daher, sofort einzugreifen, wenn der Dieb auftauchen sollte.
    Da legte Egon sich in den Schatten einer mächtigen Platane und ruhte sich aus von Angst und Kampf und Jagerei. Mit dem Zwölfuhrglockenschlag kamen Guddel und Karl zurück. Sie weckten Egon sanft und teilten ihm schonend mit, daß sie den Dieb nicht gefunden, aber eine gefährliche Auseinandersetzung mit einem Unschuldigen gehabt hätten.
    „Wir haben das menschenmögliche getan“, sagte Karl, „leider hatte unsere Aktion keinen Erfolg. Nun müssen wir versuchen, so schnell wie möglich nach Hannoversch Münden zu kommen, um Onkel Edus Geld abzuheben.“
    Egon hörte sich den Bericht der erfolglosen Kriminalisten ruhig an. Dann stand er lässig auf, zog Karls Portemonnaie aus der Tasche, hielt es den beiden hin und sagte: „Was ihr in doppelter Besetzung nicht fertigbrachtet, gelang meiner Spürnase und meiner Muskelkraft spielend im Alleingang. Zählt nach, es fehlt nichts.“
    Sachlich und ohne jede Übertreibung berichtete er nun den Freunden, wie er den Gitarrejüngling besiegt hatte. „Also“, sagte er, „natürlich mußte ich, weil ich ja der Überraschte war, den einen oder andern Hieb einstecken. Aber ich faßte mich schnell, federte tänzelnd durch den Ring und attackierte ihn mit einer Serie von rechten Schwingern und linken Aufwärtshaken. Kein Wunder, daß er bald Wirkung zeigte, ungenau schlug und die Deckung offenließ. Ich setzte ständig nach, riß den

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