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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Straße auf dem Grasrand und schien zu schlafen. Über sein Gesicht hatte er ein buntes Taschentuch gelegt. Sein Rad war nicht gleich zu entdecken, aber die Gitarre lag friedlich neben ihm.
    Vorsichtig stellten sie ihre Räder an einen Apfelbaum und schlichen auf den Schlafenden zu.
    „Du die Beine, ich die Arme“, flüsterte Karl.
    Guddel nickte.
    Immer näher kamen sie. Der Schläfer merkte nichts. Seine ruhigen Atemzüge hoben und senkten das Taschentuch auf seinem Gesicht. Jetzt standen sie über ihm. Karl gab das Zeichen zum Angriff. Zwei Sekunden später röchelte der Überfallene und kämpfte um sein Leben. Aber Guddel saß fest auf seinen Beinen, und Karls Hintern auf seinem Gesicht war auch keine leichte Last.
    Guddel griff dem Jungen in die Taschen, das Portemonnaie war nicht darin.
    Plötzlich sprang Karl mit lautem Schmerzensschrei in die Höhe und rieb sich den Hintern: der Junge hatte ihn gebissen! Und da er nun die Hände frei hatte, konnte er auch Guddel abschütteln. Er war krebsrot und zitterte am ganzen Körper. Sicherlich hatte er geglaubt, man wolle ihn ermorden. In seiner Todesangst nahm er einen Stein und schleuderte ihn gegen Guddel. Der schrie und sprang zur Seite. Und jetzt merkten sie, daß sie einen falschen Jungen überfallen hatten.
    „Hör auf!“ rief Guddel. „Wir haben dich verwechselt. Wir suchen einen, der uns bestohlen hat.“
    Der fremde Junge wußte nicht, ob er Guddels Worten Glauben schenken konnte. Immer noch zitternd stand er da, während Karl sein dümmstes Gesicht machte.
    „Hast du nicht einen gesehen mit so ‘nem verrückten Fahrrad? Mit Hupe und Blinkern und so?“
    Der Junge sah sich ängstlich nach Karl um und schüttelte den Kopf.
    „Mußt schon entschuldigen“, sagte Guddel, „der hat uns nämlich unser Fahrtengeld geklaut. Wir sind völlig pleite.“ Er streckte ihm die Hand zur Versöhnung entgegen.
    Da dem andern Jungen die beiden aber dennoch nicht ganz geheuer waren, holte er sein Rad aus einem Busch hervor und fuhr weiter.
    „Die Gitarre kam mir ja gleich so anders vor“, sagte Karl und rieb sich sein Sitzviertel.
    „Komm, wir kehren um“, sagte Guddel. „Wenn wir jetzt nach einem Jungen mit einer Gitarre fragen, haben nämlich alle einen gesehen, den falschen. Wir müssen versuchen, so durchzukommen. Bis Hannoversch Münden ist es ja nicht mehr weit, und da wartet das Honorar auf uns.“
    Auch Karl hatte keine Lust mehr, die Verfolgung fortzusetzen. Also hoben sie ihre Räder auf und fuhren langsam zurück.
    Egon hatte das Gepäck mit Erlaubnis des Hausmeisters auf dem Hof der kleinen Schule niedergelegt, die unmittelbar neben dem Polizeiposten stand. Nun wollte er, um sich das Warten zu verkürzen, geruhsam frühstücken. Er holte ein Brot aus Karls Rucksack und wollte ein Stück abschneiden. Aber er konnte sein Taschenmesser nicht finden.
    Hat der Bursche das auch geklaut! war sein erster Gedanke. Dann glaubte er sich jedoch erinnern zu können, es neben der Kochstelle liegengelassen zu haben.
    Er verwünschte seine Nachlässigkeit und machte sich auf den Weg, es zu holen, nachdem er dem Hausmeister gesagt hatte, er müsse dringend weg, sei aber in einer Stunde wieder hier.
    Zwanzig Minuten brauchte er bis zu der Stelle, wo sie die Straße verlassen hatten.
    War doch prima hier! dachte er. Hinter dem Busch unten an der Weser konnte man das Zelt überhaupt nicht sehen. Als er den letzten Zaun überstieg, entdeckte er das Messer neben einer der Ofenwände. Es war geöffnet und blitzte in der Sonne. Erleichtert trat er hinter den Busch.
    Da saß der Dieb mit seiner Gitarre auf den Knien und starrte ihn erschrocken an!!
    Er hatte sich nach seinem Diebstahl hinter einem Strohhaufen versteckt und erst Egon und dann Karl und Guddel vorbeifahren lassen. Der verlassene Zeltplatz schien ihm der sicherste Schlupfwinkel. Und er wäre es auch gewesen, wenn Egon nicht sein Messer vergessen hätte.
    Sie sahen sich in die Augen, beide sehr ängstlich, Egon, weil er allein dem älteren Jungen gegenüberstand, der andere, weil er hinter Egon dessen Freunde vermutete. Aber sehr schnell merkte er an dem Verhalten Egons, daß er nur einen Gegner vor sich hatte. Und das gab ihm sofort ein Gefühl der Überlegenheit.
    Er sprang auf und ging drohend auf Egon zu, der zwar nicht kleiner, aber viel schmächtiger war.
    „Jetzt wird gebadet!“ sagte er mit boshaftem Grinsen. Bevor Egon etwas sagen oder tun konnte, packte er ihn und stieß ihn mit Wucht rückwärts, so

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