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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Feldzügen gegen Aquitanier und Langobarden. 759 erlebte er mit, wie Narbonne, das sich lange in muslimischer Hand befand, erobert werden konnte. Im Jahr darauf bestimmte ihn Pippin zu seinem Stellvertreter in jenem Gremium, das für den Schutz der Abtei Saint-Calais zu sorgen hatte. Er sei, heißt es in der Urkunde, ein »illuster vir«. Diese Begrifflichkeit machte klar, wie Karls Zukunft aussah: Herrscher zu sein.
    Als König der Franken war er in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Monarch. So standen, ein überaus bemerkenswerter Wesenszug, jüdische Untertanen und »andere Fremde, die meist als Kaufleute umher reisten«, unter des Herrschers besonderem Schutz, notiert der Forscher Wilfried Hartmann. Überhaupt, Karl nahm es sehr ernst mit dem Recht und der Gerechtigkeit. Eigentlich amtierten auf dem Lande die Grafen als Richter; am Hofe waren es die Pfalzgrafen. Und doch trat Karl mitunter persönlich auf. »Wenn ihm der Pfalzgraf von einer Streitigkeit berichtete, die seine Entscheidung verlangte«, berichtet Einhard, »ließ er die streitenden Parteien sofort hereinführen, hörte sich den Fall an und verkündete sein Urteil, genauso als säße er auf dem Richterstuhl.« Sofort – das konnte auch mitten in der Nacht sein. Und er machte sich Gedanken darüber, was geschehen solle, wenn Aussage gegen Aussage stand, Eid gegen Eid. Er entschied, dass – außer bei Kapitalverbrechen – der Schwur vor Gericht mit einer »Kreuzprobe«, der unblutigen Form eines Gottesurteils, überprüft werden könne.
    Überliefert ist ein Dokument, das im Juli 775 in der Pfalz Düren ausgestellt worden ist und einen spannenden Sachverhalt beschreibt. Der Abt von Saint-Denis und der Bischof von Paris hatten beide für sich reklamiert, das Kloster Plaisir gehöre ihnen; beide legten entsprechende Urkunden vor. Einer also musste ein Lügner sein.
    Karl ordnete die Kreuzprobe an: Zwei Mitarbeiter der hohen Geistlichen mussten sich Rücken an Rücken stellen und die Arme waagerecht ausbreiten. Wer als Erster erschöpft die Arme sinken ließ, hatte verloren und galt als Lügner. Des Bischofs Mann begann alsbald zu zittern, und seine Eminenz gestand sofort dem König – so wenigstens berichten es die Quellen –, weder er noch die Kirche hätten je einen Rechtsanspruch auf das Kloster gehabt.
    Ein Richter muss ein guter Redner sein. Auch wenn Karl des Schreibens nicht mächtig war, die Gabe der Worte hatte er, obwohl Einhard kritisch anmerkte, Karl habe »sogar geschwätzig erscheinen« können. Dem Chronisten fiel in diesem Zusammenhang auf, dass Karls Stimme so gar nicht passe zu dem mächtigen Körper: Sie sei eher hell und schwach. Und schenkte Einhard schon dieser Nebensächlichkeit Bedeutung, so liegt nahe, dass er auch ansonsten ein hervorragender Beobachter gewesen sein muss. Karl hatte große, lebendige Augen, ein freundliches, heiteres Gesicht, »beständig übte er sich im Reiten und Jagen, wie es die Sitte seines Volkes war: Denn man wird nicht leicht auf Erden ein Volk finden, das sich in dieser Kunst mit den Franken messen könnte«.
    Karl wollte sich von seinem Volk nicht abheben, deshalb kleidete er sich »nach vaterländischer, nämlich fränkischer Weise«. Die Hemden waren aus Leinen, auch die Unterhosen, darüber trug er ein Wams; wenn es kalt war, schützte er Schulter und Brust »mit einem aus Seehund- und Zobelpelz verfertigten Rock«. Das in Kreisen der vermeintlich besseren Gesellschaft verbreitete Gehabe, edle und teure Gewänder anzulegen, mochte er einfach nicht. Karl aß gern, aber in Maßen, zumindest für einen großen Herrn – vier Gänge waren genug, »außer dem Braten, den ihm die Jäger am Bratspieß zu bringen pflegten und der ihm lieber war als jede andere Speise«. Auch trank er wenig, »bei Tisch selten mehr als dreimal«. Er verabscheute nämlich betrunkene Menschen »aufs äußerste«; niemanden von seiner Familie wollte er in diesem Zustand sehen. Nun war das Saufen in jener Zeit, so der Mittelalterexperte Jörg Jarnut, »zumindest bei offiziellen Gastmählern eher die Regel als die Ausnahme«, deshalb ist Karls Zurückhaltung durchaus bemerkenswert. Oder Einhard hat sie ihm angedichtet; schließlich orientierte er sich am klassischen Ideal der römischen Kaiserbiografien Suetons.
    Der Frankenkönig legte Wert auf kurzgeschnittene Haare und einen ordentlich gestutzten Schnurrbart, so lässt sich aus Münzporträts vermuten. Damit hob Karl sich deutlich ab von den

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