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Karlas Umweg: Roman (German Edition)

Karlas Umweg: Roman (German Edition)

Titel: Karlas Umweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Kaffee im Café Tomaselli, ließ die Tulpen dort auf dem Stuhl liegen und begab sich noch mit Edwin zu einer Klavierprobe ihrer Carmen-Arien. Herr Matulka hatte das Nachsehen, der Arme. Marie hatte dann eine wunderschöne, ausführliche und sehr erquickliche, szenische Probe ihrer Carmen auf dem Tisch mit Edwin Echtwein in einem abgelegenen Klavierzimmer, und erst gegen 23 Uhr, als der Pförtner schlüsselbundrasselnd über die Flure ging, kam man wieder zu sich und verließ einträchtig das Gebäude. Vor dem Mozarteum stand einsam und unbeweglich ein Mann mit einem Geigenkasten. Harald Gernhaber! Marie verabschiedete sich hastig von Edwin und versprach ihm, morgen wieder mit ihm zu proben, gesellte sich zu dem schon ganz steif gefrorenen Harald Gernhaber und wandelte mit ihm an der Salzach entlang. Hierbei gestand er ihr seine Liebe, schwor ihr, dass nicht eine einzige Geige in seiner muffigen Wohnung existiere, die auch nur annähernd so wohl tönend singe wie Marie, und redete sogar davon, alle seine Stradivaris einem städtischen Museum zu überantworten, wenn er dadurch Marie ein adäquates Leben bieten könnte. Marie lachte geschmeichelt und ehrlich gerührt, man blieb auf der Brücke stehen und sah sich tief in die Augen, als Marie aus dem noch nicht in Harald Gernhabers Bann gezogenen Augenwinkel am Ufer deutlich die riesige, unübersehbare Gestalt von Siegmund Sterz erkannte! Hier stockte mir nun der Atem, ich hörte auf, sensationslüstern zu nicken.
    »Sterz? Siegmund Sterz? Meinst du, er war es wirklich?«
    »Karla, ich schwöre es dir. So riesig und schwergewichtig kommt nur er daher! Und wie er in die Gosse gespuckt hat, das war hundertprozentig der Siggi!«
    »Und?«
    Marie lachte. »Ich hatte für gestern irgendwie genug geleistet«, sagte sie. »Immerhin habe ich heute einen anstrengenden Tag. Natürlich hätte ich den Harald stehen lassen und zu Siggi gehen können. Aber was hätte es gebracht? Ich muss mich für das Vorsingen schonen. Nein, es war schon besser, mich hinter Harald zu verstecken. Harald ist auch eher lyrisch, weißt du, er steht nicht darauf … Er ist da sehr …« Sie suchte nach passenden Worten.
    »Ja?«, sagte ich und mein Herz klopfte wieder etwas normaler.
    »Er hat Zeit«, sagte Marie knapp. »Dem läuft nichts davon.«
    Bleibt zu erwähnen, was ich selbst gestern bei diesem Spaziergang erlebt habe: Beim Verlassen des Hotels gewahrte ich James Holzapfel, der sich unauffällig hinter einer Zeitung drapiert hatte und unentwegt auf den Aufzug starrte. Weil ich gerade so verzweifelt war und mein Problem nicht mehr für mich behalten konnte, setzte ich mich neben ihn. Er erkannte mich natürlich nicht.
    »Ja bitte?«, sagte er und guckte mich irritiert an. »Herr Dr. Holzauge?«, sagte ich und wurde sehr rot. Fiel mir doch im gleichen Moment ein, dass der Mann »Apfel« heißt und nicht »Auge«! »Apfel«, sagte James der Undefinierbare. »Woher wissen Sie meinen Namen?«
    »Von meiner Freundin Marie von Otten, Herr Doktor«, sagte ich, und sofort sprang er auf und wies neben sich auf das lederne Sitzelement, ich möge mich doch bitte setzen und was ich zu trinken wünsche. Ich sagte, dass ich eigentlich keinen Durst hätte, wohl aber ein großes Problem, und ob ich es ihm anvertrauen dürfe. Dabei ging mir durch den Kopf, dass Arzthelfer und diese ganze Berufssparte doch der Schweigepflicht unterliegen.
    »Wenn Sie mir etwas über Frau von Otten zu sagen haben«, sagte Holzauge und faltete seine Zeitung zusammen, »dann kann ich ihnen versichern, dass die Informationen bei mir bestens aufgehoben sind. Ich bin nämlich ihr Arzt und weiß sowieso über alles Bescheid. Außerdem unterliege ich der ärztlichen Schweigepflicht.«
    »Wer unterliegt der heute noch«, entgegnete ich wehmütig. Dann erzählte ich ihm, was passiert war. Dass ich mein Versprechen gebrochen und Sterz dieses alles entscheidende private Detail aus Maries Leben erzählt habe. »Habe ich irgendeine Möglichkeit, den Sterz am Reden zu hindern?«, fragte ich den Herrn Doktor.
    »Nein«, war seine akademisch erschöpfende Antwort. »Herr Sterz unterliegt keinerlei Schweigepflicht. Sänger haben keine Schweigepflicht. Im Gegenteil …« Er lachte herzlich über seinen wenig gelungenen Scherz.
    »Was aber, wenn Marie es auf diese Weise erfährt?«, fragte ich.
    »Dann wird sie ärztlichen Beistand bitter nötig haben«, sagte Holzapfel selbstzufrieden und stand auf. »Bedenken Sie, was Frau von Otten eine Vaterfigur

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