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Karlebachs Vermaechtnis

Karlebachs Vermaechtnis

Titel: Karlebachs Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe von Seltmann
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hatte mich erfasst.
    »Oder willst du etwa noch heimfahren?«
    »Nein«, gähnte ich, »mein Wagen ist zu klein. Ich passe nicht mehr hinters Steuer.«
    Simona zog mich aufs Sofa. Ich lehnte mich an ihre Schulter und grunzte genüsslich.
    »Hier wird nicht geschlafen!« Sie schüttelte mich. »Sony«, entschuldigte ich mich, »ich war die letzte Nacht unterwegs. Und heute habe ich zu viel gearbeitet.« Simona sprang vom Sofa auf. »Ich koche noch einen richtigen griechischen Kaffee. Der bringt dich wieder auf Trab.«
    Mit diesen Worten verschwand sie in der Küche.
    Mir fielen die Augen zu. Du darfst nicht einschlafen, befahl ich mir, aber gegen den Baldrian war ich machtlos.
    »Der Kaffee ist fertig«, weckte mich eine sanfte Stimme.
    Jemand knabberte an meinem Ohrläppchen.
    Ich richtete mich auf. »Es tut mir wirklich leid«, murmelte ich. »Bin ich etwa eingepennt?«
    »Ich habe dich genau eine Stunde schlafengelassen. Aber es ist nicht sonderlich spannend, neben einem schnarchenden Journalisten zu sitzen und zu warten, dass er irgendwann wieder aufwacht.«
    Ich berührte ihre Hand mit meinen Lippen. »Kannst du mir noch einmal verzeihen?«
    »Ein letztes Mal. Ausnahmsweise«, lachte sie und strich durch mein wirres Haar. Sie reichte mir den Kaffee und eine Zigarette.
    »Marke Herztod«, hustete ich. »Es genügt schon, dass mich gestern jemand umbringen wollte!«
    »Dich wollte jemand umbringen? Nein!«
    »Du lebst ja richtig gefährlich«, sagte Simona nach dem Ende meiner Geschichte. »Vielleicht solltest du doch lieber Pfarrer werden?« Sie streichelte meinen Hals und fuhr mit ihren schmalen Fingern unter meinen Pullover. Ich ließ es mir gefallen. Dann sagte ich, dass ich bald nach Israel fahren wolle. Simona zog ihre Hand zurück. »Was willst du denn in Israel?«
    »Ich muss den Karlebach finden.«
    »Du bist wohl ziemlich ehrgeizig, was? Nur wegen dieser Geschichte von dem Judenhaus bis nach Israel zu fahren.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich muss», sagte ich mit Nachdruck. »Das bin ich Opa Bernhard schuldig.«
    »Der ist doch tot.«
    »Aber ich habe es geschworen. Ich habe ein Gelübde zu erfüllen.«
    »Da hat er jetzt auch nichts mehr von.«
    Ich wurde wütend. »Du hast Opa Bernhard nicht gekannt«, fuhr ich sie an. »Er war mein bester Freund!«
    »Und deshalb willst du jetzt die Vergangenheit aufwühlen?«
    Ich war endgültig sauer. »Das sagst du als Historikerin?
    Schäm dich!«
    Wir schwiegen. Simona rauchte, ich knetete an einer Kerze. Heißes Wachs floss über meine Finger. Ich fluchte, Simona lachte: »Ich wusste gar nicht, dass du so wütend werden kannst.« Sie streckte mir ihre Hand entgegen. »Wir wollen uns wieder vertragen.« Ich ergriff ihre Hand, dann küssten wir uns. »Nimm dich bloß vor Pietsch und Frick in Acht«, murmelte sie in einer Atempause.
    Am nächsten Morgen war ich als Erster in der Redaktion. »Du schon hier?«, fragte Helmut erstaunt, als er das Büro betrat.
    »Ja, ich wollte die Toten nicht länger warten lassen.« Helmut grinste. »Du siehst ja selber aus wie eine Leiche.«
    »Ich habe auch die ganze Nacht kein Auge zugetan.«
    »War sie so wild?«
    »Nein. Diesmal ist sie eingeschlafen. Und mir hat sie um eins noch einen griechischen Kaffee angedreht. Marke Herztod.«
    Helmut schaute mich mitleidig an.
    »Dafür habe ich alle Fakten zum Judenhaus zusammengestellt.« Ich reichte ihm einen Zettel. »Viel ist es ja nicht«, sagte er stirnrunzelnd. »Nein«, sagte ich resigniert. »Opa Bernhards Zettel ist verbrannt, an das Testament und die Briefe komme ich nicht ran. Ich habe nur das, was mir Leute wie Onkel Kurt oder Onkel Alfred erzählt haben. Und einen Kreis von Verdächtigen wie Frick und Pietsch, denen ich aber gar nichts nachweisen könnte. Ich wüsste auch nicht, was ich ihnen nachweisen sollte. Und Heilig, der Dreck am Stecken hat, aber nicht zu den beiden Männern aus dem Dorf gehört, weil er im Nachbarort wohnt.«
    »Aber die Sache stinkt!« Helmut hatte einen siebten Sinn, der ihn noch nie im Stich gelassen hatte. »Du musst nach Jerusalem!«
     
    11
     
    Simona war für zwei Tage zu einer Freundin gereist und wollte an Silvester zurückkehren. Wir hatten verabredet, gemeinsam die Party ihres Bruders zu besuchen. Ich arbeitete tagsüber bei der Lokalpost und nutzte die freie Zeit, um mein Schlafdefizit auszugleichen, meine Nerven wieder in den Griff zu bekommen und das Verhältnis zu meinen Eltern zu verbessern.
    »Ihr müsst mir helfen«, sagte ich

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