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Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Titel: Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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Sofa schlafen. Und morgen früh reden wir über alles. Ich bin hundemüde, wie du dir vorstellen kannst.“
    Tobias leerte das Glas in einem Zug und schaute Karlo an. Er bekam große Froschaugen und atmete heftig durch den Mund aus und ein. Karlo blickte auf das leere Glas in der Hand des Freundes.
    „Nimm dir ruhig auch einen. Da, im Schrank. Gläser stehen auch dabei. Die kleine Flasche. Hab ich mal zum Geburtstag bekommen. Sagt mir nicht viel, das Zeug, ist höllisch scharf. Soll aber was Gutes sein.“
    Er stellte das Glas auf dem Tisch ab und ging zur Tür.
    „Ich hol dir jetzt eine Decke. Bin gleich wieder da. Ich muss nur kurz in den Keller.“
    Als Tobias auf dem Weg in den Keller war, zog Karlo die Klappe an der Wohnwand auf und erblickte neben ein paar Durchschnittsspirituosen ein kleines Halblitergebinde. Er nickte anerkennend. Paul Perligs Bekanntschaft hatte bei ihm ihre Spuren hinterlassen. Karlo war zwar kein großartiger Feinschmecker geworden, aber sein Freund aus der Rhön hatte ihm auch das eine oder andere Getränk, sei es Wein oder auch einen guten Single Malt Whisky, nähergebracht. Und, so glaubte Karlo, nachdem er jetzt für die Nacht eine Unterkunft gefunden hatte, könnte er sich auch eine gehörige Portion davon gönnen. Zumal er neugierig auf den Inhalt war.
    Er wusste nämlich von Paul, dass die Brennerei
Edradour
die kleinste Brennerei Schottlands war, unter anderem berühmt für ihre Fassstärken. Straight from the cask – in diesem Fall schlappe 58,1 Prozent. Nun – gerade richtig eben, um die Wogen auf seiner Seele zu glätten.
    Nur Augenblicke später legte sich der hochprozentige Gemütsprotektor wie ein schützender Film auf seine überreizten Nervenenden.
    Er defilierte langsam an der Wohnwand entlang und begutachtete den Krimskrams, der auf den verschiedenen Regalebenen zur Schau gestellt wurde.
    Ein kleines Motorradmodell, eine kleine Weihnachtsmannfigur – etwas früh für Weihnachtsschmuck, dachte er – und eine winzige Kristallvase mit noch winzigeren Plastikblümchen darin.
    Sein Blick blieb an einem silberfarbenen Bilderrahmen hängen, der hinter dem Weihnachtsmann stand und dem Betrachter die Rückwand zukehrte. Er nahm den Rahmen in die Hand und drehte ihn um. Eine sehr hübsche dunkelblonde Frau schaute ihn an. Sie trug ein kariertes Holzfällerhemd. Die Ärmel waren hochgekrempelt und ihr Blick war so offen und entschlossen, als wolle sie sogleich beginnen, den Frankfurter Stadtwald abzuholzen. Auf ihrer Nase saß eine Brille, die stark an das Modell von Clark Kent erinnerte, wenn er gerade mal nicht Supermann war. Der Gegensatz der klobigen dunklen Brille zu ihrem sehr weiblichen Gesicht schuf einen interessanten Kontrast, verlieh ihr ein burschikoses Äußeres. Sehr nett, fand Karlo. Ob das Sabine war?
    Er registrierte aber noch etwas.
    Ein Detail nur, ein kleines, ein winziges Detail, das er in seiner nun überfallartig eintretenden Müdigkeit sofort wieder aus den Augen verlor und anschließend in einem gewaltigen Schluck Edradour ersäufte.
    Zur selben Zeit fiel im Flur die Tür lautstark ins Schloss. Karlo hustete kurz, so, als hätte er sich verschluckt und stellte das Bild hastig ins Regal zurück.
    Tobias trug eine große, prall gefüllte blaue Mülltüte unter dem Arm, als er ins Wohnzimmer trat.
    „Noble Geschenke“, schlug ihm Karlos Stimme entgegen, „ich hoffe, das war okay, dass ich mir einen davon genehmigt habe.“
    „Hab ich doch gesagt. Ist mir einfach zu stark. Man soll noch etwas stilles Wasser dazumischen, das öffnet angeblich das Aroma. Hat man mir auf jeden Fall empfohlen. Aber ich habe weder stilles Wasser noch den Nerv für solche Rituale. Kannst du dir gerne mitnehmen, wenn du willst.“
    Karlo ging nicht näher auf das generöse Angebot ein und schaute Tobias zu, wie er eine dicke Decke aus der Plastiktüte zog.
    „Hier, das wird dir warm genug sein. Ist Sabine einfach zu schwer gewesen im Sommer. Aber für kurze Zeit“, er unterbrach sich und schaute Karlo scharf an, „für kurze Zeit wird das schon gehen. Ich möchte nicht, dass du hier Wurzeln schlägst.“
    Karlo war die kleine Spitze nicht entgangen. Er nahm Tobias die Decke aus der Hand und schüttelte sie kurz auf. Sabines Decke? Er dachte an das Bild auf dem Regal. Nun, er würde bestimmt gut schlafen …
    „Danke, Tobias, das vergesse ich dir nicht. Und keine Angst, ich brauche nur ein paar Tage.“
    „Na dann, gute Nacht, Karlo. Zum Frühstück Kaffee?“
    Karlo

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