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Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Titel: Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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geeignete Stelle, um Joes Eingangstür im Auge zu behalten, ohne selbst gesehen zu werden. Er stellte den Rucksack neben sich ab, bückte sich, öffnete ihn und prüfte den Inhalt. Sauer hatte funktioniert, es war alles da. Vielleicht unterschätzte man den mageren Trinker und es steckte mehr in ihm, als es für den flüchtigen Beobachter den Anschein hatte.
    Er musste zehn weitere Minuten warten, dann öffnete sich die Haustür und Wegener trat auf den Fußweg. Er schaute sich unauffällig nach allen Seiten um und ging dann rechts an der quergestellten Wohnblockreihe entlang zur Bettinastraße. Dort bog er rechts ab, offensichtlich, um zu seinem Fahrzeug zu gelangen.
    Karlo wartete zwei weitere Minuten, dann löste er sich aus seinem Versteck und bewegte sich auf den Eingang zu.
    –
    „Ich habs geahnt. Dieser verdammte Hund“, murmelte Wegener vor sich hin. Er war am Anfang der Wohnblocks rechts abgebogen und dort einen Moment stehengeblieben. Dann war er die paar Schritte zurückgegangen. Als er vorsichtig um die Ecke spähte, sah er, wie Karlo Kölner aus der Deckung trat und sich auf den Weg zu seiner Wohnung machte. Er hielt ein hellbraunes Ledermäppchen in der Hand und löste im Laufen ein darum gebundenes Bändchen.
    „Alle Achtung, gelernt ist gelernt“, dachte Joe Wegener missmutig, aber auf eine gewisse Weise auch anerkennend, als er Karlo eine knappe Minute später zusah, wie er das Treppenhaus betrat. Das Schloss hatte nicht lange standgehalten. Die Tür zu seiner Wohnung hatte Joe lediglich zugezogen. Karlo würde es somit leicht haben. Wegener hoffte nur, dass er deswegen keinen Verdacht schöpfen würde.
    Joe gab Karlo zehn Minuten, dann lief er zurück zu seiner Wohnung. Er schloss die Haustür auf und stieg so leise wie möglich in den ersten Stock. Vorsichtig näherte er sich seiner Tür und lauschte. Aus dem Inneren der Wohnung hörte er ein Geräusch, als wenn ein Stapel Zeitungen zu Boden fallen würde. Mann, der Kerl hatte Nerven. Durchsuchte doch glatt seine Wohnung. Nun, das würde er sogleich bitter bereuen, schwor sich Joe und spannte seine Muskelpakete.
    –
    Im Inneren der Wohnung hatte Karlo schnell gearbeitet. Gleich zu Beginn wurde er fündig. Und zwar in der Brusttasche einer Lederjacke, die an der Garderobe in der Diele hing. Drei Ausweise hatten sich darin befunden, allesamt Papiere von jungen osteuropäischen Damen, darunter auch der Passport von Aneta, der jungen Frau aus Fulda. Das war schon mal was. Da hatte er endlich was in der Hand. Auch wenn er noch nicht wusste, wie er diesen Trumpf ausspielen sollte. Und vor allem bei wem.
    Er steckte die Ausweise in seine Jacke und schaute sich weiter in der Wohnung um. Später hätte er nicht mehr genau erklären können, warum er es tat. Es war wie eine Eingebung. Er ging auf den DVD-Player zu, schaltete ihn ein, drückte die Auswurftaste und entnahm eine silberne Scheibe. Es war eine selbstgebrannte DVD und sie war unbeschriftet. Neugierig überlegte er, ob er gleich an Ort und Stelle reinschauen sollte. Dann aber nahm er, mehr mit dem Unterbewusstsein, als dass er es hörte, ein ganz leises, fast nicht vorhandenes Geräusch wahr.
    Seine Nackenhaare stellten sich auf.
    –
    Lautlos und ganz vorsichtig führte Joe Wegener seinen Schlüssel ins Schloss und drehte ihn. Als er spürte, wie die Tür nachgab, hörte er das gleiche Geräusch wie kurz zuvor, weiter innen in der Wohnung. Karlo leistete anscheinend ganze Arbeit und fühlte sich ungestört. Wegener schlüpfte in seine Wohnung.
    Als er die auf dem Boden verteilten Zeitschriften am Ende der Diele liegen sah, ahnte er schon, dass ihm ein Fehler unterlaufen war. An mehr war für ihn in diesem Moment nicht mehr zu denken. Der Schlag in den Nacken kam viel zu rasch. Der Boden näherte sich rasant und Wegener verlor noch im Fallen das Bewusstsein.
    Karlo schaute grimmig. Es war goldrichtig gewesen, Joe nicht zu vertrauen, genau wie Joe auch ihm nicht über den Weg getraut hatte. Karlo allerdings hatte mit Erfolg um eine Ecke weiter gedacht als Wegener. Außerdem funktionierte sein inneres Warnsystem noch immer.
    Schnell legte er die DVD wieder ein und schaltete das Fernsehgerät an. Zuerst war nichts zu sehen, nur eine grießelige Fläche und ein Rauschen. Dann jedoch gab es ein Bild. Karlo kratzte sich am Kopf. Ein großes Bett war von einer leicht erhöhten Position aus zu sehen. Eine rothaarige Frau saß rittlings auf einem bis auf seine grauen Socken nackten stämmigen Herrn

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