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Karlsson vom Dach

Karlsson vom Dach

Titel: Karlsson vom Dach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindgren Astrid
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Karlsson. «Und ein Gespenst muß sehen können, sonst kann es auf und davon flattern und in Indien oder sonstwo landen.»
    Dann warf er sich das Laken wie einen Umhang über den Kopf. Nur seine kurzen dicken Hände ragten an den Seiten heraus. Obwohl die Kinder wußten, daß es nur Karlsson war, der unter dem Laken steckte, grauste ihnen dennoch ein wenig, und Joffa fing an, wie wild zu bellen. Es wurde auch nicht etwa besser, als das Gespenst seinen Motor anließ und um die Deckenlampe herumzufliegen begann, wobei das Laken durch die Geschwindigkeit bald hierhin, bald dorthin flatterte. Es sah ganz unheimlich aus.
    «Ich bin ein kleines motorisiertes Gespenst, wild, aber schön», sagte Karlsson.
    Die Kinder standen still und starrten ihn scheu an, Joffa bellte.
    «Eigentlich mag ich es gern, daß es um mich herum so knattert, wenn ich komme», sagte Karlsson. «Aber wenn ich gespenstern will, dann ist es vielleicht besser, den Schalldämpfer aufzusetzen. Paßt auf, so!»
    Und dann schwebte er fast geräuschlos heran und wirkte noch gespenstischer als vorher.

    Nun galt es nur, jemand ausfindig zu machen, dem man etwas vorgespenstern konnte.
    «Ich kann ja mal anfangen, im Treppenflur zu gespenstern, da kommt ja immer mal einer vorbei, und der kriegt den Schock seines Lebens», sagte Karlsson.
    Da klingelte das Telefon, aber Lillebror hatte keine Lust, hinzugehen und sich zu melden. Er ließ es klingeln.
    Karlsson begann, einige gute Seufzer und Ächzer zu üben. Ein Gespenst, das nicht ächzen und seufzen konnte, war wertlos, behauptete Karlsson. Das sei das erste, was ein kleines Gespenst in der Gespensterschule
    lernen mußte.
    All dies nahm Zeit. Als sie endlich im Korridor standen, bereit, ins Treppenhaus hinauszugehen und mit dem Gespenstern anzufangen, hörten sie ein eigentümliches Kratzen an der Wohnungstür. Erst glaubte Lillebror, es seien die Eltern, die schon nach Hause kamen. Aber da erblickte er einen langen Draht, der durch den Briefschlitz gesteckt wurde. Und da fiel Lillebror etwas ein, was sein Papa der Mama ganz kürzlich aus der Zeitung vorgelesen hatte. In der Zeitung hatte gestanden, daß augenblicklich viele Wohnungsdiebe hier in der Stadt am Werk waren. Die Diebe waren schlau: Erst läuteten sie die Telefonnummer an und hörten, ob jemand daheim war. Bekamen sie keine Antwort, so eilten sie auf dem schnellsten Wege zu der Wohnung, in der sie angeläutet hatten, und dann galt es nur, mit einem bestimmten Kniff das Türschloß aufzukriegen, hineinzugehen und alles zu stehlen, was an Werten zu finden war.
    Lillebror bekam fürchterliche Angst, als ihm klar wurde, daß es Diebe waren, die sich Einlaß verschaffen wollten, und Krister und Gunilla erging es nicht anders. Krister hatte Joffa in Lillebrors Zimmer eingesperrt, damit er während des Gespensterns nicht bellen sollte, und das bereute sie jetzt.
    Einen aber gab es, der hatte keine Angst, und das war Karlsson.
    «Ruhig, nur ruhig», flüsterte er. «Bei solchen Gelegenheiten ist ein Gespenst das beste, was man haben kann. Komm, wir schleichen jetzt ins Wohnzimmer, denn dort hat dein Vater sicher seine Goldbarren und Diamanten aufbewahrt», sagte er zu Lillebror.
    Karlsson und Lillebror und Gunilla und Krister schlichen ins Wohnzimmer hinüber, so leise und behutsam und schnell, wie sie konnten. Sie krochen hinter die Möbel und versteckten sich. Karlsson stieg in den schönen alten Schrank, den Mama als Wäscheschrank benutzte, und zog die Tür hinter sich zu, so gut es ging. Er hatte es kaum getan, als die Diebe auch schon angeschlichen kamen. Lillebror, der hinter dem Sofa neben dem offenen Kamin lag, lugte vorsichtig um die Ecke.

    Mitten im Zimmer standen zwei Diebe, die sahen greulich aus. Und — hat man so was schon erlebt? — es war niemand anderes als Fille und Rulle.
    «Tja, nun ist die Frage, wo die ihre Kronjuwelen haben», sagte Fille mit leiser Stimme.
    «Da drin natürlich», sagte Rulle und zeigte auf den antiken Sekretär, der so viele kleine Schubfächer hatte. Lillebror wußte, daß Mama das Wirtschaftsgeld in einem der Schubfächer aufbewahrte, und in einem anderen hatte sie den schönen, kostbaren Ring und die Brosche, die sie von Großmama geschenkt bekommen hatte. Und Papas goldene Medaille, die er beim Preisschießen gewonnen hatte, lag auch hier.
    Es wäre aber auch ganz schrecklich, wenn die Diebe das alles mitnähmen, dachte Lillebror, und er konnte seine Tränen fast nicht zurückhalten, wie er da so hinter

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