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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Schlange stand, war es ihm fast unangenehm, wie sie ihn anstarrte. Er mochte es, angehimmelt zu werden, aber das hier war ein bisschen viel. Sie fixierte ihn, als würde sie ihn am liebsten verspeisen. Er bildete sich ein, sie sei scharf auf ihn und er könne sie augenblicklich haben. Dazu musste er nur noch Julia loswerden.
    Vivien dachte gar nicht daran zu bezahlen. Sie wirkte wie jemand, der nicht daran gewöhnt ist, dass Dinge Geld kosten.
    Kaum saßen sie in der Bahn, ließ Schwester Inge ihre Tochter einfach stehen und rannte zur Absperrung.
    «Vivien! Komm da raus! Vivien! Steig sofort aus!»
    Vivien winkte fröhlich zurück: «Huhu, Schwester Inge!»
    Schwester Inge versuchte, über die Absperrung zu klettern. Ein Schausteller mit gewaltigem Bauch und Ölflecken auf dem viel zu engen T-Shirt schob sie zurück.
    «So nicht, junge Frau!», sagte er grinsend und betonte das Wort «junge». Er schaute sich zu seinem Kumpel an der Kasse um. Der hob den Daumen und lachte. Die Fahrt begann.
    Knatternd schraubte sich die Bahn nach oben. Dann, auf dem höchsten Punkt, war es, als endeten die Gleise und die Bahn stürze in die Tiefe. Die Leute hinter ihnen kreischten. Unwillkürlich griff Vivien nach Toms Hand. Er schaute sie an und lachte. Dann, am tiefsten Punkt des Absturzes, waren die Schienen auf einmal wieder da, und die Bahn schoss nach oben. Viviens Kopf flog in den Nacken. Der Schmerz sauste einmal die Wirbelsäule entlang. Für den Bruchteil einer Sekunde schloss sie die Augen und schaute in die blutige Grimasse eines Hillruc.
    Sie schrie: «Neeeiiiiin!», und riss die Augen wieder auf. Der Hillruc war weg. Statt seiner war da nur Tom. Sie würde die Augen nie wieder schließen. Sie würde nur noch diesen Jungen ansehen. Es war ihr ein bisschen unangenehm, geschrien zu haben, aber Tom lachte nur. Die meisten hier fuhren nur mit, um mal ungeniert richtig laut brüllen zu können.
    Der Wagen fiel in die pärchenfreundliche Seitenlage. Sie wurden gegeneinander gedrückt. Vivien fand das angenehm. Toms Nase berührte ihr Ohr, als er viel zu laut fragte: «Gehst du manchmal ins Gamma?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Wohin gehst du denn so?»
    «Ich bin nicht von hier.»
    Der Wagen neigte sich zur anderen Seite. Jetzt fiel sie auf ihn. Er legte wie unabsichtlich einen Arm um sie.
    «Am Samstag ist im Gamma Hiphop-Night. Die solltest du nicht verpassen.»
    Es gab eine scharfe Bremsung, der Wagen hielt, die Sicherheitsbügel öffneten sich automatisch.
    Dass Vivien und Tom zusammen gefahren waren, hatte Mutter und Tochter wieder zusammengeschweißt. Einträchtig standen sie nebeneinander und gifteten die beiden an.
    Schwester Inge grabschte nach Viviens Hand. «So. Das war’s endgültig. Wir fahren zurück.» An ihre Tochter gewandt, fügte sie hinzu: «Und du kommst auch mit.»
    Tom versuchte Vivien mit Blicken zum Bleiben zu bewegen, was Julia nur noch mehr aufbrachte.
    «Tschüs dann. Ich hau ab», rief Tom. Es hörte sich an wie eine Finte, und genau das war es auch. Am Schießstand blieb er stehen und ließ sich ein Gewehr geben. Er spürte die Blicke in seinem Rücken genau und wusste, sie würde versuchen, zu ihm zu kommen.
    Wenn er in die Mitte der Scheibe traf, löste der Schuss eine Polaroidkamera aus. Zu Hause hatte er schon solche Bilder von sich an der Wand hängen. Fotos fand er immer noch besser, als Plastikrosen zu schießen. Die waren ihm zu kitschig und staubten nur ein.
    Vivien stieß Schwester Inge zurück. «Meine Zeit ist noch nicht um!», rief sie und rannte zu Tom.
    In Julia riss eine alte Wunde auf. An diese Heiminsassen hatte sie ihre Mutter verloren. Nicht mal an ihrem ersten Schultag war ihre Mutter dabei gewesen. Nicht bei der Schultheateraufführung von «Romeo und Julia», in der sie ihre Namensvetterin gespielt, und nicht, als sie beim Schwimmwettkampf den zweiten Platz belegt hatte. Ihren Lover wollte sie sich von den Verrückten nicht auch noch abnehmen lassen. Die hatten ihre Mutter. Sollen sie sie doch behalten, dachte Julia wütend. Aber Tom gehört mir.
    «Wenn deine Verrückte mir meinen Typ ausspannt, braucht sie wirklich einen Arzt!», drohte Julia. «Einen Gesichtschirurgen!»
    Was tue ich hier eigentlich, fragte sich Schwester Inge mutlos. Dann folgte sie den beiden mit großen Schritten und rempelte versehentlich ein Kind an. Das Kind verlor seine Pommes. Sie klatschten samt Ketchup und Mayonnaise auf ihren rechten Schuh.
    Vivien war in dem Moment bei Tom, als er ins

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