Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
Julia. Sie wollte schon lange keine allein erziehende Mutter mehr sein. Weder allein erziehend noch Mutter. Sie wünschte sich einen Liebhaber. Einen, der sie wirklich lieb hatte. Einen, der Geld mit nach Hause brachte. Einen, bei dem sie sich mal ausheulen konnte. Einen, bei dem sie auch mal schwach sein durfte. Einen, der ihr das Frühstück machte und ihr half, das Leben nicht nur zu ertragen, sondern zu genießen.
    Sie hatte keinen Liebhaber gefunden. Stattdessen hatte sie jetzt den Schlüssel verloren. Unter normalen Umständen war das schon eine Katastrophe. Der dicken Marga war das auch einmal passiert. Sie wäre fast gefeuert worden. Angeblich waren mehr als achttausend Euro an Kosten entstanden, weil alle Schlösser ausgewechselt werden mussten. Die Klinikleitung hatte sich kategorisch geweigert, einfach nur einen Schlüssel nachmachen zu lassen.
    Am liebsten wäre sie nach Hause gefahren, um noch einmal in Ruhe zu suchen. Sie war so hektisch aufgebrochen heute Morgen. Ihr brummte der Kopf von dem ganzen Durcheinander. All die Fragen und die durchgeknallten Kranken. In der Mittagspause raste sie nach Hause zurück, statt in der Kantine etwas zu essen. Sie nahm ohnehin immer mehr ab. Bald könnte sie sich zu Dana legen, dachte sie grimmig.
    Zu Hause durchsuchte sie alles noch einmal. Jackentaschen, Schubladen, Schlüsselkasten. Dann, als sie gerade aufgeben wollte, fand sie den Schlüssel im Flur auf dem Teppich, halb unter dem Schirmständer.
    Zunächst bückte sie sich erfreut, hob ihn auf, wog ihn in der Hand und spürte, dass die Säurebildung im Magen augenblicklich nachließ. Doch dann wurde ihr schwindlig. An den Zacken des Schlüssels klebte etwas. Eine gelbe, weiche Masse.
    In ihrem Kopf wurde eine Lawine von Verdächtigungen losgetreten. Diesen Schlüssel hatte heute Nacht jemand benutzt, um in die Klinik zu kommen. Dieser Jemand wollte das noch öfter tun. Darum hatte er den Schlüssel in eine Knetmasse gedrückt, um ihn nachmachen zu können. Den Trick kannte Schwester Inge aus dem Fernsehen.
    Wer immer es war - er war auch in ihrer Wohnung gewesen. Mindestens zweimal. Einmal, um den Schlüssel zu holen, und einmal, um ihn zurückzubringen. Es war jemand, der klug und mit Berechnung handelte.
    Vielleicht hätte sie den Schlüssel erst in ein paar Wochen dort wiedergefunden. Auf jeden Fall hätte sie sich dann selbst die Schuld gegeben. Es war viel intelligenter, den Schlüssel einfach in den Flur zu werfen, als ihn in den Schlüsselkasten zurückzuhängen.
    Sie hielt sich am Garderobenständer fest, weil sie fürchtete, ohnmächtig zu werden. Für sie stand fest, dass der Schlüsseldieb auch der Mörder von Ralf Rottmann war. Dieses reißende Tier war also in ihrer Wohnung gewesen.
    Schwester Inge bewegte sich wie in Trance zum Telefon. Aber sie konnte nicht wählen, so sehr zitterten ihre Hände. Sie öffnete die Tür zum Zimmer ihrer Tochter. Vielleicht war der Mörder noch hier?
    Julia war nicht wie versprochen zur Schule gegangen. Sie lag in ihrem Bett. Und bei ihr war noch jemand. Tom. Aus den zerwühlten Kissen schauten die beiden sie übernächtigt an.
    Julia wollte eine Entschuldigung stammeln, doch dann sah sie, dass etwas passiert war, das die Situation hier unwichtig erscheinen ließ. Ihre Mutter sah fast so aus, als würde sie sich darüber freuen, Julia hier zu sehen. Sie kam zum Bett und umarmte sie. Tom war dazwischengequetscht und wusste gar nicht, wohin mit sich selbst. Inge begann hemmungslos zu heulen. Sie hielt sich krampfhaft an ihrer Tochter fest.
    Julia streichelte den Kopf ihrer Mutter. «Ist ja gut, Mama, ist ja schon gut.»
    Plötzlich bekam sie ein schlechtes Gewissen. War es doch wegen ihr? Machte es ihre Mutter so fertig, dass sie die Schule geschwänzt hatte und mit diesem Typen im Bett lag?
    «Ich mach’s nie wieder, Mama, nie wieder. Ganz bestimmt nicht. Ich versprech’s.»

19
    Ackers wollte Wust nicht dabeihaben. So etwas hatte er noch nie gemacht. Es war unsauber, irgendwie unwürdig. Er konnte das niemandem erklären. Und keinesfalls durfte es in den Akten auftauchen.
    Er stand vor dem Haus von Professor Ullrich und überlegte sich eine Strategie. Würde Ullrich ihn sofort durchschauen? Der Mann merkte augenblicklich, wenn etwas nicht stimmte. Wie sollte er erklären, dass er plötzlich abends hier auftauchte? Warum allein und nicht in Begleitung seines jungen Kollegen?
    Ackers entschied sich für den direkten Weg. Generalangriff. Er klingelte.
    Er musste eine

Weitere Kostenlose Bücher