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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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doch gesehen, wie er dich angeschaut hat. Und dann die ganzen Worte, die ihr benutzt habt und die ich nie verstehen werde. Ich habe mich so angestrengt, um das zu sein, was er haben wollte. Um ein passendes Mädchen zu sein. Um so wie du zu sein.«
    So wie ich zu sein?
    »Warum hast du dir nicht einfach einen Ruck gegeben und mir erzählt, was Sache war, Gwyn?«, brachte ich schließlich hervor.
    »Um dadurch doppelt idiotisch zu wirken? Nein danke.«
    »Nicht nur darüber, nicht nur über Karsh. Es gab noch so viele andere Dinge, die du mir nicht erzählt hast. Zum Beispiel über deinen Vater oder über Dylan.«
    »Darüber lässt sich nicht leicht reden.«
    »Aber du hast darüber mit Karsh geredet. Und über Dylan hast du mit Kavita – und sogar mit Sabina – geredet.«
    Sie schwieg einen Augenblick und drehte sich zum Fenster. Das Abendlicht fiel ihr schräg ins Gesicht.
    »Manchmal ist es nun mal einfacher, so was einem Fremden zu erzählen«, sagte sie endlich. »So wie bei 'ner Beichte. Und mit Karsh, nun, der schien da eher 'nen Draht für zu haben, weil sein Vater auch weg ist und so. Bei dir weiß ich einfach nicht, wie du zu so was einen Bezug haben kannst – wo dein Leben so perfekt ist.«
    »Jetzt sagst du das schon wieder. Als ob ich mich dafür entschuldigen müsste – aber wie könnte ich? Nur weil meine Familie intakt ist, heißt das doch nicht, dass ich nicht mit dir mitfühlen kann, wenn du mir sagst, was dich bedrückt – auch wenn ich das vielleicht noch nicht selbst erlebt habe. Das heißt doch nicht, dass ich keine Gefühle habe oder irgendwie unzugänglich bin.«
    »Und nur weil meine Familie nicht intakt ist, heißt das nicht, dass ich gefühllos bin«, erwiderte sie. »Meine Energie ist auch nicht unerschöpflich, Dimple. Ich meine, auf viele Leute wirkt es vielleicht so, aber ich muss mich manchmal auch anlehnen können, und da hab ich immer auf dich gezählt. So wie du auf mich zählen konntest. Wenigstens war es bisher so.«
    »In letzter Zeit schien es aber nicht so zu sein. Wenn's darum ging, meine Klamotten oder Schallplatten auszuleihen oder an die Rezepte meiner Mutter zu kommen, dann ja. Aber darum geht's gar nicht mal, Gwyn. Ich meine, du kommst und gehst einfach immer, wie's dir gerade passt. Wenn du 'nen Freund hast, dann bist du praktisch nicht mehr zu sehen, aber sobald die Geschichte vorbei ist, stehst du wieder auf der Matte, willst bei mir übernachten und machst auf Zwillingsschwester und so. Was meinst du, wie ich mich dabei fühle?«
    »Aber dafür sind Freunde doch da, oder? Füreinander da zu sein, was auch immer passiert.«
    »Aber du wurdest doch ständig angerufen oder hast 'ne SMS gekriegt. Du warst immer viel zu beschäftigt für mich. Wenn ich dir so wichtig bin, wie kommt's, dass du's zulässt, dass sich ein Junge zwischen uns drängt?«
    »Und wenn ich dir so wichtig bin, wie kommt's, dass du dich von so einer Sache so abdrängeln lässt?«
    Darüber musste ich erst mal nachdenken, und um ehrlich zu sein, wusste ich nicht mehr, wer hier Recht hatte und was die Wahrheit war.
    »Hm, ob sich jemand dazwischendrängelt oder ob ich mich abdrängeln lasse, sei mal dahingestellt«, sagte ich. »Ich glaube, du verstehst auch so, warum ich so häufig auf Familie gemacht habe. Und ich verstehe nicht, warum du immer so herablassend darüber redest. Vielleicht ist das nicht so glamourös wie ein Freund mit einem Apartment in New York, aber es ist nun mal ein Teil meines Lebens.«
    »Herablassend?«, sagte Gwyn und schien ehrlich verblüfft zu sein. »Ich wollte nie herablassend sein! Ich wollte nur mit einbezogen werden. Oder, wenn das schon nicht ging, dich bei mir haben.«
    Jetzt war es an mir, verblüfft zu sein.
    »Mit einbezogen werden?«
    »Dimple, du bist meine Familie«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Du weißt doch, dass du nicht nur irgendein Accessoire bist. Du bist die Person, auf die ich mich verlasse. Du bist die einzige Person aus meiner Vergangenheit, für die ich mich nicht schäme, und die Einzige, die mir das Gefühl vermittelt, dass vielleicht eine strahlende Zukunft vor mir liegt. Und wenn ich mir vorstelle, dass du wegen der Dinge, die ich tue oder wie ich sie tue, enttäuscht sein könntest, dann … Nun, dann wär ich verloren.«
    »Aber ich bin doch nie enttäuscht gewesen!«, rief ich. Ich konnte es gar nicht fassen. »Ganz im Gegenteil! Ich hatte keine Ahnung, dass ich …«
    »Ob du's glaubst oder nicht, Dimple, aber deine Meinung bedeutet

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