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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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wohliges Gefühl der Vorfreude. Die Nacht gehörte uns, das spürte ich. Es war einer dieser Momente, in denen alles möglich zu sein schien, wie wenn man nach einem Nickerchen aufwacht und die Sonne immer noch lacht oder man als Erster, vor allen anderen, frühmorgens sieht, dass es die ganze Nacht geschneit hat. Aber hier und heute war die Nacht noch jung, genau wie ich, und ich hatte eine Art Eingebung, als mir das bewusst wurde: Mein ganzes Leben lag vor mir und heute Nacht würden dafür die Weichen gestellt.
    Das HotPot heute hatte nicht mehr viel mit dem HotPot von meinem ersten und bisher einzigen Besuch gemeinsam. Allein schon beim Hineingehen zum Beispiel: Diesmal wurde kein Ausweis verlangt – was ein ziemliches Glück war, wenn man bedachte, dass ich meinen gefälschten Ausweis in den Mirror Lake geschleudert hatte.
    Als wir durch die Eingangstür gingen, beugte sich Radha zu mir und strich mir die Haare aus der Stirn und den Augen.
    »Du solltest dein Gesicht nicht verstecken«, flüsterte sie. »Und außerdem solltest du selbst die bestmögliche Sicht haben.«
    DJ Tamasha sorgte heute fürs Warm-up, und sofort begann ich, mit klopfendem Herzen den Raum nach Gwyn und Karsh abzusuchen. Ich konnte sie allerdings nirgendwo entdecken. Auf den ersten Blick hatte ich das Gefühl, als wären wieder nur ausschließlich Inder da, was ich ein bisschen merkwürdig fand, denn die Idee war doch die gewesen, ein möglichst breites Publikum für Karsh anzuziehen. Dann begriff ich, dass mich eine Gruppe Nicht-Inder in Saris, die alle ihre pinkfarbenen Sonnenschirmchen auf der Schulter kreisen ließen, zu dieser Annahme verleitet hatte. Als ich den Typ im Trenchcoat unter ihnen entdeckte, tippte ich darauf, dass es sich hierbei wohl um die Leute vom Flash! handelte. Meine Vermutung wurde bestätigt, als ich eine rothaarige Frau wiedererkannte, deren Foto ich bereits auf der Flash! – Website gesehen hatte (ja, ich hatte mal einen Blick riskiert): Elizabeth »Zeb« Lupine.
    Viele dieser aufgebrezelten Gäste – unter ihnen übrigens zahlreiche Männer – flanierten an den Wänden entlang, an denen ich großformatige Fotos hängen sah, vermutlich Proben der Flash! – Shootings, wenn man bedachte, wie begeistert insbesondere Zeb zu sein schien: Sie wies gerade einen Typ, dessen Augen strahlten, als hätte er soeben eine Erleuchtung gehabt, und dessen Foto ich schon mal im Time Out oder so gesehen hatte, auf eine Aufnahme hin.
    Serge Larmonsky schien mich erkannt zu haben und kam zu uns herüber.
    »Du bist doch die berühmte Dimple Lala, stimmt's?«, sagte er, und mein Vater nickte stolz, als sei er die berühmte Dimple Lala, und Radha und meine Mutter knufften sich gegenseitig, als sei ich ihre gemeinsame Tochter. »Ich erinnere mich, dass ich dich vor einiger Zeit hier im HotPot mit DJ GJ und Gwyndolyne Baxter Sexton gesehen hab. Du kannst wirklich stolz auf dich sein – du solltest mal hören, wie Zeb schwärmt. Glückwunsch!«
    Wofür? Dafür, dass ich gemeinsam mit DJ GJ und der süßen Gwyn gesehen worden war? Im Übrigen konnte ich ohnehin kaum glauben, dass sich Serge Larmonsky überhaupt an mich erinnerte. Doch bevor ich etwas sagen konnte, hatte er sich schon wieder Richtung Bar aufgemacht.
    »Wollen wir mal gucken, was da drüben los ist?«, schlug meine Mutter vor und deutete auf Zeb und ihr Gefolge.
    »Das sind Fotos aus der Zeitschrift«, erklärte ich.
    »Ich meine nicht die Fotos«, seufzte meine Mutter. »Die Saris. Der da, an dem Mädchen mit den roten Haaren, sieht besonders schön aus. Edison?«
    »Höchstwahrscheinlich, Yaar«, nickte Radha.
    Meine Eltern marschierten fröhlich von dannen.
    »Willst du gar nicht rübergehen und dir die Fotos anschauen?«, fragte Radha.
    Ich wollte eigentlich zuerst Gwyn suchen.
    »Nee, danke«, sagte ich. »Vielleicht später.«
    »Wie du möchtest … aber ich könnte mir vorstellen, dass es dir Freude machen würde, sie mal wieder zu sehen.«
    »Wieder zu sehen? Flash! ist doch noch gar nicht im Handel – ich habe sie noch gar nicht gesehen.«
    Was war denn mit ihr los?
    »Baapray, Dimple – diese Zeitschrift zeigt aber Fotokunst höchster Qualität!«, rief mein Vater, der gerade wieder zu uns zurückgekommen war und sich neben mich stellte. »Die Bilder sind fantastisch!«
    »Echt?«, sagte ich überrascht. »Was habt ihr denn gesehen?«
    »Also, zum Beispiel das mit dieser Hijra«, sagte meine Mutter, die auch wieder aufgetaucht und ziemlich außer Atem

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