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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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ein netter indischer Junge wäre genau das Richtige für dich«, sagte sie, immer noch auf der Anrichte sitzend. »Natürlich nicht Karsh, das ist klar.«
    »Das war nur ein Ablenkungsmanöver und stimmt natürlich nicht«, erwiderte Gwyn schnell, als sie die Besorgnis meiner Mutter spürte. »Ich finde das klasse, dass Sie Dimple Karsh vorgestellt haben.«
    »Karsh ist ja auch ziemlich klasse«, fand Kavita.
    »Mir egal«, sagte ich. »Selbst wenn's stimmen würde, hätte ich kein Problem damit.«
    »Warum kannst du denn nicht einmal etwas annehmen so wie Gwyn«, wandte sich meine Mutter an mich. »Ich freue mich, Gwyn, dass du so einen guten Einfluss auf Dimple hast.«
    »Dinge anzunehmen, ist aber nur bis zu einem gewissen Grad okay«, meinte Sabina. »Das kann schnell in Pas sivität münden. Man kann nicht einfach nur dasitzen und das Erstbeste nehmen, was einem angeboten wird. Was du also tun solltest, Gwyn, ist, dir einmal genau anzusehen, mit welchen Typen du dich einlässt, und warum – anstatt von dir aus die Opferrolle einzunehmen. Du musst herausfinden, was genau du willst, dich dann darauf konzentrieren und schließlich zuschlagen. Und vor allem darfst du dich dabei von nichts aufhalten lassen.«
    »Ich glaube, du hast Recht«, sagte Gwyn. »So habe ich darüber noch nie nachgedacht. Woher weißt du das nur alles? Du bist ja ein echtes Genie. Du musst den coolsten Freund überhaupt haben.«
    »Äh, nein«, sagte Sabina und sah auf einmal ziemlich verlegen aus. Sie blickte mit hochrotem Kopf Kavita an, die zu Boden sah. Wenn man mich fragte, sah das Ganze eher so aus, als sei sie selbst erst vor kurzem verlassen worden und hatte deshalb diese Philosophie entwickelt. Aber ich tat einen Teufel, ihr das zu sagen.
    »Mach dir nichts draus«, meinte Gwyn. »Ich bin mir sicher, dass genau der Richtige für dich irgendwo da draußen ist.«
    »Oh, ganz bestimmt«, sagte Sabina und stand plötzlich, wobei sie Kavita mit hochgezogen hatte, als seien die beiden zusammengewachsen. »Tut mir echt Leid, aber wir müssen jetzt wirklich los – wir haben heute Abend noch Sitar-Unterricht.«
    »Haben wir?«, sagte Kavita. »Ach so, ja richtig. Aber wir sehen uns hoffentlich nächste Woche im HotPot.«
    »Was ist das denn?«, fragte Gwyn.
    »Hat Dimple dir nichts davon erzählt? Das ist 'n indischer Club, der von der Uni organisiert wird.«
    »Mensch, das habe ich ganz vergessen«, sagte ich wahrheitsgemäß. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine große Lust, dort hinzugehen. Ich stellte mir das Ganze ziemlich fade vor und sah mich schon gelangweilt einer Horde indischer Onkel und Tanten bei einem gepflegten Tänzchen zugucken.
    Nachdem Kavita und Sabina abgedampft waren, blieb Gwyn in der Auffahrt stehen. Dann drehte sie sich plötzlich zu mir.
    »Kann ich heute bei dir übernachten?«
    »Aber deine Mutter …?«
    »Die ist nicht zu Hause.«
    »Ich dachte …«
    »Kann ich hier bleiben?«
    »Natürlich«, sagte ich. In den letzten Stunden war Gwyn wieder derart aufgeblüht, dass ich fast schon vergessen hatte, was sie am Nachmittag durchgemacht hatte.
    »Danke, Dimple«, sagte sie und umarmte mich. Ihre Umarmung war irgendwie anders als sonst, irgendwie enger und persönlicher, wie eine Umarmung für einen Jungen, und ich konnte den Duft ihres Deodorants riechen. »Es wird genauso sein wie früher.«
    ★ ★ ★
    Das stimmte und es stimmte wieder nicht. Es war einerseits toll, dass Gwyn mal wieder in meinem Zweitbett neben mir lag. Aber es war andererseits auch eigenartig, sie so plötzlich wieder zurück und für mich zu haben. Ich machte das Licht aus, doch Gwyn lag noch wach. Ich spürte, dass sie die Decke anstarrte.
    »Ich versteh gar nicht, warum du sie so lange versteckt hast«, sagte sie schließlich.
    »Kavita? Ich habe sie nicht versteckt. Ich bin selbst gerade erst wieder so richtig mit ihr in Kontakt gekommen.«
    »Die beiden sind wie kleine Prinzessinnen«, seufzte sie. »So schön, so strahlend. Hast du gesehen, welche Klamotten sie anhatten? Warum waren sie so bunt angezogen?«
    »Das ist ihr Stil«, sagte ich.
    »Ich fand das richtig inspirierend. Ich glaube, ich werde auch so eine kleine Prinzessin. Das ist wahrscheinlich das Geheimnis. Wie soll man sonst einen Prinzen finden? Ich kriege doch nur solche Idioten wie Dylan. Aber jetzt gehe ich los und schlage zu, wie Sabs gesagt hat. Und nichts wird mich dabei aufhalten. Absolut nichts.«
    Sie machte eine Pause.
    »Dieser Karsh klingt übrigens ganz nett,

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