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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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Übrigen hat Madonna nur das gemacht, was wir alle tun sollten: sich alles zu Eigen machen. Versuchen, alles zu sein, was man nicht sein kann. Wie singt sie so schön in einem ihrer Songs: Get into the groove! «
    Upma schien damit überhaupt nicht einverstanden zu sein.
    »Was willst du damit sagen?«, polterte sie und starrte Gwyn direkt in die Augen. »Wie soll ich mir denn bitte meine südasiatische Herkunft zu Eigen machen? Soll ich etwa sagen: ›Hey, ich mache Yoga und gehe in den Tempel – und wem das nicht gefällt, der kann mich mal‹?«
    »Na klar«, sagte Gwyn. »Ach so, und noch was: Ihr solltet das mit diesem südasiatisch nicht ganz so eng sehen, finde ich. Schließlich können wir nicht alle gleich sein. Du wirst zum Beispiel nie Größe 36 haben und ich nie 44 – das ist doch etwa deine Klamottengröße, oder? Wir können uns dasselbe anziehen und trotzdem unsere Eigenarten bewahren.«
    Einen Augenblick lang stand sie einfach nur da, während alle anderen sich die Hälse verdrehten, um sie besser sehen zu können.
    »Was weißt du schon über Farbige?«, bellte Upma nun. »Hast du überhaupt farbige Freunde?«
    »Hast du denn weiße?«, konterte Gwyn. Sie zeigte auf mich, dann auf Kavita. »Ich hab südasiatische Freunde.«
    Dann deutete sie auf Karsh.
    »Und ihn.«
    Karsh richtete sich kurz in seinem Stuhl auf. Für einen Moment herrschte eine verblüffte Stille im Hörsaal, die schließlich von einem kurzen, aber heftigen Applaus beendet wurde. Gwyn machte fast einen Knicks, als sie sich wieder setzte. Sie grinste von einem Ohr zum anderen. Und ich? Ich war vollkommen fertig. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich wenigstens hier meiner allseits beliebten Freundin einen Schritt voraus sein würde – aber wie es aussah, war ich wie üblich mehr als zwei Schritte zu rück.
    ★ ★ ★
    Nachdem Karsh und Shailly zum Schluss ihre Mini-Reden gehalten hatten, düste Gwyn Richtung Damentoilette, um kurz zu überprüfen, ob sie auch die ganze Zeit über gut genug ausgesehen hatte. Ich schlenderte hinterher und fand mich am Ende einer Schlange von Frauen wieder, die offenbar alle aufs Klo wollten und unruhig von einem Bein aufs andere traten.
    Als ich endlich an der Reihe war, war der Raum so gut wie leer: Nur Gwyn und – Überraschung! – Zara standen nebeneinander vor dem Spiegel und gaben ihrem Makeup den letzten Schliff. Oder genauer gesagt, Zara war gerade mit der kniffligen Prozedur beschäftigt, bunte, tränenförmige Farbtupfer über ihren geschwungenen Augenbrauen zu platzieren, während ihr Gwyn mit dem Lippenstift in der Hand fasziniert dabei zusah. Selbst in diesem unvorteilhaften, grellen Neonlicht strahlte Zaras Schönheit von innen heraus – wie bei einer Kerze, die in der Mitte weiter heruntergebrannt ist. Sie trug eine goldene Chaniya Choli und hatte sich eine Dupatta um den Hals geschlungen. In ihren Handflächen fielen mir wunderschön verschlungene Henna-Muster auf, und an ihren Fingern und Handgelenken trug sie so viel Schmuck – Ringe, Kettchen und Armreifen –, dass es verblüffend war, wie souverän sie sich trotz alledem schminken konnte.
    »Das ist ja wohl total cool«, platzte es aus Gwyn heraus. »Sieh dir das an«, sagte sie, an mich gewandt, »ist das nicht total cool? Was genau machst du denn da, wenn ich fragen darf?«
    »Das ist ein Braut-Make-up«, sagte Zara, wobei sie nur die Lippen bewegte und ihre Stirn vollkommen regungslos blieb.
    »Heiratest du denn?«
    »Er hat noch nicht gefragt. Aber ich dachte, es könnte vielleicht nicht schaden, wenn ich mich schon mal vorbereiten würde – bei mir kann das nämlich ganz schön dauern.«
    »Ich bin übrigens Gwyn«, sagte Gwyn. »Gwyn Sexton.«
    »Und ich bin Zara. Zara Thustra.«
    »Was für ein interessanter Name.«
    »Na, deiner ist aber auch nicht schlecht.«
    »Und ich -«
    »Du bist Dimple«, sagte Zara. »Das hab ich mir doch gemerkt.«
    Ich konnte kaum glauben, dass sie sich tatsächlich an meinen Namen erinnerte, und war richtig baff.
    »Okay, ich will dich nicht weiter ablenken, Zara«, sagte Gwyn. »Dimps, ich warte draußen auf dich.«
    Sie marschierte hinaus und ich schloss eine Klotür hinter mir. Als ich wieder herauskam, war Zara gerade mit dem Schminken fertig und öffnete die Tür neben meiner. Während ich mir die Hände wusch, schielte ich unter ihren Türspalt. Wie unfassbar hoch die Absätze ihrer Schuhe waren – da standen die Füße ja praktisch senkrecht! Echt bewundernswert. Da ich nun

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