Karneval der Alligatoren
Schwimmer, dem man gerade aus seinem
Anzug half. Während er den Mann anbrüllte, sah er Bodkin und Kerans miteinander
flüstern. Er runzelte die Stirn und stolzierte zu den dreien hinüber,
betrachtete sie mißtrauisch aus halbgeschlossenen Augen, stellte sich neben sie
und sah sie an wie ein verdächtiges Gangsterpack.
Kerans prostete ihm mit seinem
Champagnerglas zu und witzelte: »Ich fragte eben Dr. Bodkin, wo er denn seinen
Schatz verborgen hat.«
Strangman sah ihn kalt an, Beatrice
lachte unsicher und versteckte das Gesicht im hohen Kragen ihres Strandhemdes.
Strangman stütze seine Hände auf den Korbstuhl, in dem Kerans saß – sein
Gesicht war noch weißer als sonst. »Keine Sorge, Kerans«, gab er scharf und
doch katzenfreundlich zurück, »ich weiß, wo er liegt, ich finde ihn auch ohne
Ihre Hilfe.« Er wandte sich abrupt Bodkin zu. »Stimmt's, Doktor?«
Bodkin schützte sein Ohr gegen den
scharfen Klang dieser Stimme und murmelte: »Vermutlich schon.« Dann schob er
seinen Stuhl weiter zurück, dem weichenden Schatten nach. »Wann beginnt
übrigens das große Fest?«
»Fest?« Strangman sah sich gereizt
um, offenbar hatte er vergessen, daß der Ausdruck von ihm selbst stammte.
»Badenixen haben wir keine hier, Doktor Bodkin, wir sind hier nicht im
Aquadrom. Entschuldigen Sie, ich habe ungalanterweise unser schönes Fräulein
Dahl vergessen.« Er verbeugte sich mit öligem Grinsen vor Beatrice. »Kommen
Sie, Schönste, ich ernenne Sie zur Königin der Wasserschau, als Eskorte kriegen
Sie fünfzig göttliche Krokodile.«
Beatrice wich seinem scharfen Blick
aus. »Vielen Dank, Strangman. Ich habe Angst vor dem Meer.«
»Aber Sie müssen unbedingt mitmachen,
Kerans und Dr. Bodkin rechnen fest damit. Und ich auch. Sie werden wie eine
Venus in die See hinabsteigen, werden ihren Glanz durch Ihre Anwesenheit noch
erhöhen.« Er griff nach ihrer Hand, aber sie wich ihm aus und sah ihm böse ins
öliggrinsende Gesicht. Kerans drehte seinen Stuhl um und ergriff ihren Arm.
»Ich glaube, heute ist nicht der
richtige Tag dafür, Strangman. Wir schwimmen nur abends, bei Vollmond. Ist eben
Geschmackssache, verstehen Sie?«
Er lächelte Strangman an, der
Beatrice nun doch gepackt hatte und fest umklammert hielt. Sein erregtes
Gesicht erinnerte an einen weißen Vampir.
Kerans stand auf. »Ich tauche an
ihrer Stelle, O. K.? Ich würde mir nämlich gern mal das Planetarium ansehen.«
Beatrice wollte widersprechen, er winkte ab. »Keine Angst, Bea, Strangman und
der Admiral kümmern sich schon um mein Wohl.«
»Aber selbstverständlich, Kerans.« Strangman
gewann seine gute Laune wieder, er strahlte vor lauter Beflissenheit, sich
angenehm zu zeigen; nur ein gewisses Leuchten in seinen Augen verriet, wie
begeistert er war, Kerans in den Fängen zu haben. »Wir stecken Sie in den
großen Anzug, und Sie können dann mittels Lautsprecher mit uns in Kontakt
bleiben. Keine Angst, Fräulein Dahl, es besteht keinerlei Gefahr. Admiral! Den
Anzug für Dr. Kerans! Hopphopp!«
Kerans sah Bodkin warnend an und
wandte seinen Blick gleich wieder ab, als er Bodkins Überraschung über seine
freiwillige Meldung spürte. Ihm war erstaunlich leicht zumute, dabei hatte er
seinen Cocktail kaum angerührt.
»Bleiben Sie nicht zu lange unten,
Robert«, rief ihm Bodkin nach. »Die Wassertemperatur wird ziemlich hoch sein,
mindestens fünfunddreißig, Sie werden bald spüren, wie unangenehm das ist.«
Kerans nickte und folgte dann
Strangman zum Vorderdeck. Anzug und Helm wurden gerade bereit gemacht. Weder
die Matrosen an den Pumpenrädern noch der Admiral und der große Cäsar
beachteten Kerans sonderlich.
»Versuchen Sie, ins große Auditorium
zu gelangen«, sagte Strangman. »Einer unserer Burschen hat eine Spalte in der
Ausgangstür gefunden, aber der Rahmen war angerostet, er konnte die Tür nicht
öffnen.«
Er betrachtete Kerans kritisch,
während man den Helm langsam von oben auf ihn herabließ. Das Ding war nur für
fünf Klafter Tiefe gedacht, eine ganz durchsichtige Schale mit zwei
Verstärkungsrippen, die beste Sichtmöglichkeit bot. »Paßt Ihnen gut, Sie sehen
aus wie ein Innenraum-Fahrer.« Seine Lachmuskeln zogen sich kurz zusammen.
»Versuchen Sie aber nicht, bis zum Unbewußten vorzudringen, Kerans, denken Sie
dran, diese Ausrüstung ist dafür nicht geeignet.«
Er marschierte ungeschickt zur
Reling, die Matrosen trugen ihm die Schläuche nach. Mühsam winkte er Bea und
Dr. Bodkin und stieg dann über die
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