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Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Oliver
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gleiche spitze Gesicht wie seine Schwester, mit schräg gelegtem Kopf betrachtete er sie ernst. »Für einen Vierteldukaten bringen wir dich zu einem Medicus.«
    »Ich bin nicht krank«, wiederholte Giuliana. »Du kannst doch nicht Geld verlangen, um einem Kranken zu helfen.«
    »Das kann ich«, erwiderte der Junge patzig. »Der Medicus macht es auch. Er behält sogar das Geld, wenn jemand stirbt.«
    »Dann musst du verliebt sein«, warf das Mädchen ein.
    »Warum denkst du das?«
    »Wer so aussieht wie du, ist entweder krank oder verliebt. Der Mann will dich wohl nicht. Oder er hat dich schon gehabt und ist danach weggegangen.«
    Die Kleine war altklug, und ganz gegen ihren Willen musste Giuliana lächeln. »Du fragst zu viel. Von solchen Dingen solltest du gar nichts wissen.«
    »Du solltest nicht vor fremden Häusern herumstehen und aussehen, als würdest du gleich losheulen.«
    Die Kinder verloren das Interesse das ihr und gingen die Gasse entlang, der Junge sprang dabei in jede Pfütze. Giuliana schlenderte ebenfalls weiter. Auf seltsame Weise fühlte sie sich getröstet – ja, sie liebte Amadeo, und sie würde alles dafür tun, damit er sie auch liebte. Die erste Liebe ihres Lebens sollte keine trostlose, sondern eine schöne werden. Ihr wurde warm bei diesen Gedanken, und sie spürte den Regen nicht mehr.
     
    Sein Vater hatte ihn in seine Schreibstube befohlen, als wäre er noch der achtjährige Knabe, der seine lateinischen Deklinationen nicht gelernt hatte. Er war viermal so alt, fürchtete die väterliche Rute längst nicht mehr, dennoch hatte er ein flaues Gefühl im Magen. In Ludovico Bragadins Schreibstube gerufen zu werden, konnte nichts Gutes bedeuten – egal wie alt man war.
    Die Tür wurde geöffnet, heraus trat der Haushofmeister, einen Stapel Bücher auf dem Arm – Haushaltsbücher. Es wurde nicht besser. Amadeo seufzte. Wenn sein Vater die Haushaltsbücher durchgegangen war, hatte er für gewöhnlich schlechte Laune. Der Mann nickte ihm zu und hielt ihm die Tür auf. Auf alles gefasst trat Amadeo ein.
    Im Kamin loderte ein Feuer und verbreitete behagliche Wärme. Die Wand hinter dem Schreibpult seines Vaters war mit einem Fresko im griechischen Stil bemalt, es zeigte eine antike Gartenlandschaft. Sie war so lebensecht ausgeführt, dass man meinte, nur einen Schritt machen zu müssen und man stünde zwischen Orangen- und Zitronenbäumen. Eigentlich gefiel sie Amadeo, zum Kaminfeuer passte sie jedoch nicht. Sein Vater saß nicht hinter seinem Schreibtisch, sondern stand vor dem Kamin und reckte die Hände den Flammen entgegen.
    Er drehte sich zu seinem Sohn um. »Amadeo, setz dich zu mir.« Ludovico Bragadin wies auf zwei gepolsterte Stühle.
    Sie saßen einander am Kamin gegenüber wie alte Freunde, die sich Jahre nicht gesehen und sich nun viel zu erzählen hatten. Amadeo ließ sich von dieser Gemütlichkeit nicht täuschen.
    »Dein Bruder ist verheiratet mit einer liebreizenden Spanierin. Bald wird jeder in Venedig sie liebgewonnen haben. Eine Heirat steht einem Mann gut an.«
    »Soll ich es Deodato gleichtun, nach Spanien reisen und mit einer Braut zurückkommen?« Eine Ehefrau war das Letzte, was er zurzeit wollte, aber dem stahlgrauen Blick seines Vaters war nicht leicht standzuhalten.
    »Warum Spanien? Gibt es in Venedig keine schönen Mädchen?«
    »Es wird wohl einige geben. Ich schaue mich nicht um.«
    »Du treibst dich lieber in Häusern mit zweifelhaftem Ruf herum. Das ist eine Weile in Ordnung für einen jungen Mann, aber irgendwann muss damit Schluss sein. Ich will meine Söhne in den Händen anständiger Ehefrauen sehen, die unserem Haus Ehre machen.«
    »Mir gefällt es so. Dort trifft man auf anregende Gesellschaft.« Seine Gedanken waren bei Giuliana. Mit seinem Vater über sie zu sprechen, kam natürlich nicht in Frage.
    »Schweig!«, fuhr Ludovico Bragadin ihn an. »Dein Bruder hat sich mit seiner überstürzten Heirat genug geleistet. Bei dir werde ich das nicht zulassen. Du wirst an seiner statt Rafaela Correr heiraten. Ihr Vater ist mit dieser Verbindung einverstanden.«
    Das sah Bertane Correr ähnlich. Wahrscheinlich war er froh, für seine Tochter einen zweiten Kandidaten gefunden zu haben, nachdem ihm der erste mögliche Schwiegersohn davongelaufen war. Deodato hatte recht gehabt, doch Amadeo hatte es nicht wahrhaben wollen, wollte es immer noch nicht wahrhaben.
    »Ich will nicht heiraten.«
    »Du wirst.« Die Stimme seines Vaters war schneidend kalt. So hatte er

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