Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
Kindes.
Raven folgte der Gedankenspur, blendete alle anderen Gedanken aus und konzentrierte sich ganz auf die Frau. Sie wartete, bis die Wehe abklang, und nahm dann ganz vor-218
sichtig Kontakt auf. Die Frau, die den Mördern hilft, kann deine Gedanken lesen und spürt deine Angst, Schütze dich davor und schirme auch deine Verbindung zu mir ab, sonst bringst du uns beide in Lebensgefahr.
Zunächst herrschte schockiertes Schweigen, dann antwortete die Frau vorsichtig. Gehörst du zu ihnen?
Nein. Bist du dort unten gefangen ? Sie haben angefangen zu graben.
Panik, Furcht - dann herrschte wieder Stille, während die Frau versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Ich will nicht, dass mein Baby stirbt. Kannst du mir helfen? Uns? Bitte hilf uns! Eine neue Wehe begann, und die Schmerzen schüttelten den Körper der Frau.
»Sie versucht, Hilfe zu holen!«, kreischte Margaret. »Beeilt euch!«
Mikhail! Wir brauchen dich! Raven sandte den Hilferuf ohne Hoffnung auf Antwort. Was sollte sie tun? Sie war zu weit vom Dorf entfernt, um die Polizei oder die Bergwacht zu verständigen. Sie brauchte jemanden, der ihr half, die Frau und ihr ungeborenes Kind zu retten.
Ich muss die Erde verlassen, erklärte die Frau verzweifelt. Mein Baby darf nicht sterben. Mein Gefährte wird, diese Leute aufhalten, während ich das Kind zur Welt bringe.
Sie werden euch töten. Du musst noch etwas warten. Kannst du noch eine Stunde aushalten ?
Dann bekommen wir Hilfe.
Sie werden uns schon vorher erreichen. Ich kann sie über mir fühlen, wie sie die Erde aufreißen. In ihren Gedanken gibt es nichts als Tod und Zerstörung.
Ich werde versuchen, etwas Zeit zu gewinnen.
Wer bist du? Die Frau beruhigte sich langsam. Sie war fest entschlossen, sich zusammenzunehmen, da sie nun 219
Hilfe von außen bekam.
Raven atmete tief durch und überlegte, welche Antwort die Frau wohl am ehesten beruhigen würde. »Raven Whitney«
klang nicht besonders Vertrauen erweckend. Ich bin Mikhaih Gefährtin.
Die Erleichterung der Frau war so groß, dass sie die Gedankenblockaden durchdrang. Margaret schrie auf und trieb die Männer zu größerer Eile an. Raven trat aus dem Schutz der Bäume und schlenderte über die Wiese. Dabei summte sie eine Melodie vor sich hin. Harry entdeckte sie zuerst. Sie hörte, wie er leise fluchte und dann den anderen eine Warnung zuflüsterte. Jacob und Hans hörten auf zu graben, und Hans blickte besorgt zum Himmel auf.
Raven winkte der Gruppe zu und lächelte unschuldig.
»Hallo zusammen. Das ist ja eine Überraschung! Ist es nicht wunderschön hier oben?« Sie sah sich um und breitete die Arme aus. »Die Blumen sind doch zauberhaft«, fuhr sie begeistert fort. Sie achtete darauf, ihnen nicht zu nahe zu kommen. »Zu dumm, dass ich meinen Fotoapparat vergessen habe.«
Die vier Mörder warfen einander nervöse, schuldbewusste Blicke zu. Margaret erholte sich als Erste von dem Schreck und schenkte Raven ein freundliches Lächeln. »Wie schön, Sie zu sehen, meine Liebe! Sie sind aber weit gewandert.«
»Ja, aber ich dachte, ein Spaziergang an der frischen Luft würde mir gut tun. Sind Sie auch auf einer Wanderung?«
Raven brauchte nicht einmal so zu tun, als fröstelte sie. Sie rieb sich die Arme, um sich zu wärmen. »Offenbar zieht ein Gewitter auf. Ich wollte gerade umkehren, als ich Sie sah.«
Sie wandte sich dem Haus zu. »Es muss schön sein, hier oben in den Bergen zu leben, von der Natur umgeben.« Sie sah Hans an und lächelte arglos. »Sie haben ein großartiges Haus. Ich beneide Sie.«
Die vier blickten sie verwirrt an und schienen nicht zu 220
wissen, was sie tun sollten. Jacob gewann schließlich die Fassung wieder, ließ die Spitzhacke fallen und ging auf Raven zu. Ihr stockte der Atem. Auch sie war sich nicht sicher, was sie unternehmen sollte. Wenn sie flüchtete, verriet sie sich damit, doch sie wollte auch vermeiden, dass Jacob ihr zu nahe kam.
Sie trat einen Schritt zurück und ließ ihr Lächeln langsam schwinden. »Habe ich Sie etwa gestört?«
In diesem Augenblick wurde die Frau in ihrem unterirdischen Gefängnis von einer weiteren Wehe geschüttelt. Der Schmerz erfasste ihren Körper und drang durch die Gedankenblockade nach draußen. Sofort suchte Margaret Ravens Blick.
Raven reagierte blitzschnell. Mit gespieltem Entsetzen lief sie aufs Haus zu. »Lieber Himmel! Da ist eine Frau in einem Schacht gefangen! Und sie liegt in den Wehen, Margaret!
Sind Sie deshalb hier? Hat schon
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