Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
sich ein, um Raven abzulenken. Du schuldest mir was, alter Freund, teilte er Mik-hail mit.
Raven lächelte Jacques liebevoll an. »Es macht dir doch nichts aus, wenn ich ihr helfe? Shea ist sehr geschwächt.« Ohne seine Antwort abzuwarten, legte sie einen Arm um Sheas Taille und stützte sie, als sie versuchte aufzustehen.
Shea fühlte sofort die Unruhe, die Jacques befiel. Die anderen spürten, wie der Boden bebte und wankte. Die Flammen in Jacques' Augen glühten grellrot, und ein leises Zischen drang aus seinem Mund.
Raven warf Mikhail über die Schulter einen erzürnten Blick zu. Er zuckte hilflos die Achseln. Das liegt nicht an mir, meine Kleine. Jacques ist instabil. Er mag es nicht, von der Frau getrennt zu sein.
Wutanfälle scheinen in der Familie zu liegen. Raven 230
achtete darauf, mit Shea nahe bei Jacques zu bleiben, als Gregori ihn in seine Arme hob. Mit seiner ungeheuren Kraft trug der Heiler Jacques zum Bett, als wäre er ein Kind, und legte ihn behutsam hin.
Jacques sah ihn nicht einmal an. Seine Augen ruhten ständig auf seiner Gefährtin. Raven sorgte dafür, dass Shea jeden Schritt des Wegs an seiner Seite war.
»Leg dich zu ihm, Shea«, bat Gregori und trat zur Seite, damit Raven ihr ins Bett helfen konnte. Die Frau war völlig entkräftet und würde einen weiteren Angriff nicht überleben. Sie mussten alle gut darauf achten, Jacques nicht zu reizen.
Raven zündete würzig duftende Kräuter und eine Kerze an, die ihr Gefährte ihr brachte. Mikhail, Byron und Raven stellten sich neben das Bett und stimmten leise die uralten heilenden Gesänge ihres Volks an.
Gregori legte seine Hände auf Jacques, schloss die Augen und verließ seinen Körper, um in Jacques' Körper einzudringen. Die Wunden hatten begonnen zu heilen, mit Ausnahme der einen, die Shea gerade erst versorgt hatte. Gregori überprüfte ihre Arbeit und fand keinen Fehler. Sie war eine wahre Heilerin, ob Mensch oder nicht. Nur wenige hätten sich mit ihrer medizinischen Fachkenntnis messen können. Er begann den mühevollen Prozess, Jacques von innen heraus zu heilen.
Jacques war sich unangenehm der Gegenwart eines anderen in seinem Körper und in seinem Geist bewusst, es war wie ein Brennen in seinem Inneren. Diese Gegenwart erschien ihm seltsam vertraut, ebenso wie der Gesang, der Duft nach Kräutern und das flackernde Kerzenlicht. Aber er konnte die Erinnerungen nicht 231
heraufbeschwören und festhalten. Ebenso schnell, wie sie auftauchten, wirbelten sie wieder herum und lösten sich auf.
In seiner Frustration und Hoffnungslosigkeit suchte er automatisch die Verbindung zu Shea, auf dem einen telepathischen Pfad, den sein Geist kannte und der ihm Halt gab. Sie war sehr entkräftet und benommen, aber trotzdem beobachtete sie Gregori gespannt und versuchte trotz ihrer geschwächten Verfassung, jeden seiner Schritte nachzuvollziehen. Wie immer sammelte sie sämtliche Informationen und verarbeitete sie mit einer Geschwindigkeit, die Jacques erstaunlich fand. Er konzentrierte sicli auf sie und stellte fest, dass sie furchtbar schwach war und viel zu wenig Blut im Körper hatte. Jacques riss sich sofort aus dem Trancezustand, in den das Heilungsritual ihn versetzt hatte, und schloss seine Hand mit eisernem Griff um den Oberarm des Heilers.
Gregori zog sich sofort von den Wunden in Jacques'
Körper zurück. In der I lütte wurde es totenstill, die Luft selbst schien zu verharren und sich zu verdichten. Die Flammen der Kerzen erloschen und tauchten den Raum in die Dunkelheit der Nacht, aber für die Gruppe war es nicht dunkel. Kleine Schweißtropfen standen auf Gregoris Stirn, der einzige Hinweis darauf, wie schwierig der Heilungsprozess für ihn war.
Silbrige Augen richteten sich auf die Hand, die ihn am Arm packte, bevor sie zu Jacques' abgezehrtem Gesicht wanderten. Das Glitzern des Todes lag in diesem fahlen Augen. Jacques hielt dem eiskalten Blick stand. Sein Geist strengte sich an, sich auf den anderen einzustimmen und einen Weg zu seinem Bewusstsein zu finden. Als es nicht 232
gelang, griff Jacques auf seine Stimme zurück. Die Worte formten sich in seinem Kopf, gingen aber verloren, bevor seine Stimmbänder sie aufgreifen konnten. Dunkler Zorn über sein Unvermögen stieg in ihm auf, doch er unterdrückte ihn. Shea brauchte Blut, sie brauchte Hilfe.
Er hatte ihr genug Qualen bereitet. »Blut.« Das eine Wort war kaum mehr als ein Knurren, aber der Heiler hörte es.
Gregori betrachtete ihn einen Moment lang
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