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Karrieresprung

Karrieresprung

Titel: Karrieresprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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der Straße verzerrt in seinem Lack spiegelte.
    Sie mochten über eine Stunde dort gesessen haben, als Rosenboom geschäftlich wurde.
    »Sie erinnern sich an Weinstein?«
    Knobel erinnerte sich natürlich an Weinstein, aber die Erinnerung schien in eine ferne Vergangenheit zurückzugreifen.
    »Es gibt eine neue Sache mit Weinstein«, fuhr Rosenboom fort. »Er verklagt mich auf Rückzahlung eines erheblichen Geldbetrages.«
    Knobel konzentrierte sich pflichtschuldig und schwieg abwartend.
    »Weinstein behauptet, das Geld sei geliehen gewesen«, vollendete Rosenboom.
    »Aber es war geschenkt«, ahnte Knobel.
    Rosenboom nickte.
    Dass Weinstein an Rosenboom Geld verschenkt haben sollte, erschien angesichts der Vorgeschichte unwirklich. Es wäre sogar unwahrscheinlich gewesen, dass Weinstein an Rosenboom Geld verliehen hätte.
    Knobel stutzte. Weinstein hatte von seinem Mandanten das Haus Brunnenstraße 8 gekauft. Welche Geschäfte gab es noch?
    »Kann Weinstein überhaupt beweisen, dass Sie Geld von ihm bekommen haben?«
    »Ja. Er hat eine Quittung.«
    »Dann ist es rechtlich einfach«, erklärte Knobel. »Weinstein muss nicht beweisen, dass er Ihnen das Geld bloß geliehen hat, sondern wir müssen beweisen, dass er es Ihnen geschenkt hat.«
    »Ich weiß.«
    »Können Sie es beweisen?«, fragte Knobel weich, die Antwort ahnend.
    »Nein.«
    »Dann macht der Prozess keinen Sinn. Weinstein wird das Geld fordern können. Sie haben keine Chance.«
    »Versuchen Sie es trotzdem!«
    An solcher Stelle angelangt, versuchte Knobel gewöhnlich, dem Mandanten den Prozess auszureden, besänftigend und verständnisvoll, aber unbeirrt in der Prognose, dass die Sache nicht zu gewinnen sei. Es war die Stelle, wo der Mandant vielleicht die Fortführung des Prozesses um des Prinzips willen forderte und Knobel den unbelehrbaren Klienten schriftlich über die Erfolglosigkeit seines Tuns belehren musste.
    Rosenboom wiederholte seine Bitte.
    Knobel unterließ es, die ungünstige Prognose zu wiederholen. Er fügte sich.
    »Was soll ich denn schreiben?«
    Er bat um eine plausible Geschichte.
    Sein Mandant lächelte mild und stellte den Aufbau der Verteidigung gegen Weinsteins Klage in Knobels Belieben. Offensichtlich gab es keine Argumente, die glaubhaft für die von Rosenboom behauptete Schenkung des Geldes sprachen. Die Niederlage war also zwingend.
    »Wenigstens ein paar Daten«, bettelte Knobel. »Wann hat Weinstein Ihnen das Geld geschenkt? Und warum?«
    Rosenboom winkte den Kellner herbei.
    »Wir werden wohl verlieren, mein Junge. Und deshalb ist es egal, was Sie schreiben. Vielleicht sollten Sie zunächst einen Schriftsatzentwurf fertigen. Wir sprechen dann noch mal über die Sache.«
    Knobel begehrte ein letztes Mal auf.
    »Wenn es aussichtslos ist, sollten wir uns erst gar nicht verteidigen.«
    Doch Rosenboom erlöste ihn nicht.
    »Ihre Rolle ist es allein, einen Schriftsatz zu fertigen und vielleicht noch einen weiteren, wenn es erforderlich ist. Und dann werden wir gemeinsam zur Gerichtsverhandlung gehen. Wie wir es immer tun.«
    Knobel verstand, dass er weitere Nachfragen zu unterlassen hatte. Er grübelte über den Sinn des nutzlosen Prozesses nach und behalf sich mit der Vermutung, dass Rosenboom auf Zeit spielen wollte und aus irgendwelchen Gründen nicht gewillt war, Weinsteins Forderung sofort auszugleichen. Knobel entschloss sich, alle Fristen auszuschöpfen und den Prozess nach Kräften zu verzögern. Es musste um viel Geld gehen. Er fragte nicht, um wie viel, obwohl er es gern gewusst hätte, auch wegen der Höhe des sich daraus ableitenden Streitwertes. Inzwischen kannte er das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz in groben Zügen auswendig. Die Soziierung und das Auto verpflichteten zu weiteren Anstrengungen. Mit Ausnahme seiner eher beiläufigen Zahlenvergleiche mit Dr. Reitinger waren die Umsatzzahlen in der Kanzlei nie Gesprächsthema. Aber er wusste, dass die Umsatzstatistik regelmäßig von allen Sozien abgerufen wurde. Knobel wollte, dass sich sein Aufstieg in seiner Umsatzsteigerung spiegelte. Man sollte seinen Dank in einer kontinuierlichen und zielstrebigen Fortentwicklung sehen. Er wollte keine Zahlen im Dubrovnik nennen müssen. Die Zahlen sollten für ihn sprechen.
    Knobel entschied sich, für Rosenboom zu kämpfen, das Unmögliche zu versuchen und nicht nachzulassen, bis tatsächlich rechtskräftig feststand, dass sein Mandant das Geld an Weinstein zurückzuzahlen hatte. Er würde die Sache zu seiner eigenen

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