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Karrieresprung

Karrieresprung

Titel: Karrieresprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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erzählt.«
    »Sie behalten für sich, dass ich mich mit Weinstein treffe?«
    Die Frage war überflüssig. Knobel hatte Vertrauen zu ihr gefasst. Plötzlich verstand er, was sie bislang bei ihm vermisst hatte, warum sie manchmal so böswillig erschien. Er hatte sie ausgeschlossen. Die Bonsaipflanze war nicht Symbol ihres Eindringens in sein Büro, sondern erinnerte an die Zeit, als sie mit Dr. Reitinger eine Einheit bildete, Büro 102 nicht lediglich sein, sondern zugleich auch ihr Büro war. Sie war nicht bloß Seele des Büros gewesen, sie war Dr. Reitingers Vertraute, vielleicht seine einzige. In der Kanzlei war sie seine Partnerin, seine Sozia. Sie wünschte sich, wieder ihren Platz einnehmen zu dürfen.
    Knobel drückte der behäbigen Frau warm die Hand.
    Sie lächelte.
    »Es bleibt alles unter uns.«

35
    Weinstein saß auf einer der kleinen Mauern, die den gepflasterten Platz mit dem Gauklerbrunnen in seiner Mitte einfassten.
    Knobel hatte Weinstein zunächst nicht erkannt. Er trug einen Fischgratwintermantel mit hochgeschlagenem Kragen. Es war einige Zeit vergangen, seit er ihn im Gerichtssaal gesehen hatte. Knobel hatte sich frühzeitig am vereinbarten Treffpunkt eingefunden und jenseits des Brunnens unter einer Pergola Stellung bezogen. Von dort konnte er die Örtlichkeit gut beobachten.
    Weinstein war kurz nach ihm erschienen, trug eine Zeitung eingeklemmt unter seinem rechten Arm, verfolgte scheinbar interessiert das Spiel zweier Kinder, die um die Wette um den Brunnen rannten, und setzte sich schließlich auf die Mauer.
    Knobel blieb noch eine Weile in seinem Versteck, bis er sicher sein konnte, dass Weinstein allein gekommen war.
    Er sprach ihn an, als Weinstein bereits ungeduldig auf seine Uhr sah und entschuldigte sich für seine Verspätung. Knobel schlug vor, dass man sich im Gehen unterhalten solle, weil es kalt geworden sei.
    Sie verließen den Brunnen und gingen langsam Richtung Neutor weiter. Weinstein rollte seine Zeitung umständlich zu einem dünnen Rohr.
    »Ich will ganz offen mit Ihnen sprechen«, begann Knobel. »Ich weiß, dass Sie der frühere Ehemann von Rosenbooms jetziger Ehefrau sind. Ich weiß auch, dass Sie Rosenboom erpressen. Sie verklagen ihn, oder er verklagt Sie. Wie auch immer: Rosenboom muss in diesem Spiel immer verlieren. Ich kenne den Grund Ihrer Erpressung noch nicht, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Dinge aufklären. Vielleicht können wir das Spiel abkürzen, und Sie erklären mir alles.«
    Weinstein blickte ihn erstaunt an.
    »Ich dachte, Sie überbrächten ein Angebot von Rosenboom.«
    »Welches Angebot?«
    Knobels Frage klang hilflos. Er hatte das Wenige, das er wusste, gesagt. Er konnte nicht auftrumpfen, nichts enthüllen, mit keiner weiteren Information überraschen, die Weinstein hätte bewegen können, sich zu öffnen.
    »Es hängt mit Ihrer früheren Frau zusammen, nicht wahr?«
    Weinstein blieb stumm.
    »Ich habe mich mit Ihnen getroffen, weil ich die Geschichte selbst nicht verstehe«, gestand Knobel. »Mehr als das, was ich Ihnen gerade gesagt habe, weiß ich nicht.«
    Weinstein schnaubte abfällig.
    »Das war wohl nicht schwer zu durchschauen.«
    »Früher oder später werden die Fragen von anderen gestellt werden. Ihre Prozesse gegen Rosenboom werden, soweit das hiesige Landgericht zuständig ist, immer vor derselben Kammer verhandelt werden. Es mag ja noch ein- oder zweimal gut gehen, aber irgendwann wird das Gericht die Frage stellen, was sich eigentlich hinter den dubiosen Prozessen verbirgt. – Rosenboom lässt mich im Dunkeln«, fuhr Knobel fort. »Er lässt mich als seine Marionette aussichtslose Prozesse führen.«
    »Wenn Sie bloß seine Marionette sein dürfen, brauchen Sie nicht sein Anwalt zu sein«, entgegnete Weinstein höhnisch.
    »Weiß Ihr Anwalt um die Zusammenhänge?«
    Weinstein schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf.
    »Rosenboom ist einer unser wichtigsten Arbeitgeber«, erklärte Knobel, nun entschlossen, alles preiszugeben, das sein eigenes Handeln erklären konnte. »Das bedeutet: Man kann einen solchen Mandanten zwar nach dem Warum fragen, aber man sollte nicht weiterforschen, wenn er nichts sagt. Sonst wird man das Mandat los.«
    »Ein Herr Rosenboom bestimmt eben, wo es langgeht«, nickte Weinstein.
    Er rollte seine Zeitung noch enger zusammen.
    »Warum kommen Sie gerade jetzt?« wollte Weinstein wissen.
    »Sie pfänden aus dem Urteil. Rosenboom will eine Klage gegen die Pfändung mit der vermutlich nicht

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