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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Taschentuch.
    »Was ist transzendentales Schreiben?«, fragt Ann.
    »Das Medium wird in Trance versetzt, und während es mit den Geistern kommuniziert, empfängt es Botschaften aus dem Jenseits, die es niederschreibt. Wir haben einen netten Profit daraus gezogen …« Er hustet. »Das heißt, wir halfen den trauernden Hinterbliebenen, mit ihren Lieben zu sprechen, die in die Geisterwelt eingegangen waren.
    Eines Tages kam sie ganz vergnügt ins Varieté. Als ich sie fragte, warum sie so fröhlich sei, schrieb sie auf die Schiefertafel – denn auf diese Weise redeten wir miteinander –, ihre liebe Schwester habe sie besucht und sie hätten einen Plan gefasst, ›das, was schon zu lange verloren ist, wiederherzustellen‹. Ich wusste nicht, was sie meinte, und sie erklärte es auch nicht. Ich war ziemlich überrascht, von einer Schwester zu erfahren, denn mir war nicht bekannt, dass sie Familienangehörige hatte. Die fragliche Dame war wohl auch eher eine alte Busenfreundin aus Schultagen. Als ich fragte, ob ich ihre Schwester kennenlernen könne, wich sie hartnäckig aus.
    ›Das dürfte nicht möglich sein‹, antwortete sie lächelnd. Solch kleine Grausamkeiten bereiteten ihr Vergnügen und ich war ganz sicher, dass ich in ihren Augen weit unter ihrer lieben Freundin stand.
    Bald darauf veränderte sie sich. Eines Tages fand ich sie im Geschäft zwischen all unseren Zauberartikeln, wie sie ihre Schiefertafel umklammerte. ›Meine Schwester hat uns betrogen‹, schrieb sie. ›Sie ist ein Monster. So ein böser, böser Plan.‹ Als ich sie fragte, was sie denn in solche Verzweiflung gestürzt habe, schrieb sie, sie hätte eine Vision gehabt – eine grauenvolle Vision, ›die mir zeigte, was geschehen würde. Denn was mir als ein Muster der Vollkommenheit erschienen war, ist im Innersten verdorben, und alles wird verloren sein.‹«
    »Hat sie Ihnen gesagt, was sie in der Vision gesehen hat?«, dränge ich.
    »Leider nein.« Der Doktor runzelt die Stirn. »Ich muss sagen, dass sie eine unglückselige Gewohnheit hatte – eine Vorliebe für Kokain. Sie war abhängig davon. Ich glaube, es hatte angefangen, sie seelisch und körperlich zu zerstören.«
    Ich denke an meinen Vater und mein Magen krampft sich zusammen bei der Erinnerung, wie ich ihn in einer Opiumhöhle gefunden habe.
    »Aber Kokain ist vollkommen harmlos«, sagt Ann. »Es ist in vielen Salben und Tabletten enthalten.«
    Dr. Van Ripple lächelt gezwungen. »Das wird behauptet, aber ich denke anders darüber, meine Liebe. Denn ich habe gesehen, wie es das Mädchen zerstört hat, sodass es Schein und Sein nicht mehr auseinanderhalten konnte. Sie war extrem misstrauisch, fühlte sich von Schatten verfolgt. Sie bestand darauf, dass sie die Einzige sei, die diesen schrecklichen Plan stoppen könne, und sie schrieb bis tief in die Nacht an einem geheimen Werk, das ihrer Meinung nach von größter Bedeutung sei. Einmal überraschte ich sie, als sie nach Mitternacht – die Kerze war schon fast heruntergebrannt – am Schreibtisch arbeitete. Sie erschrak und bedeckte rasch die beschriebenen Blätter. Sie wollte sie mir nicht zeigen. Ich verdächtigte sie, die Geheimnisse meiner Zauberkunst preiszugeben. Daher entließ ich sie und danach habe ich sie viele Monate lang nicht mehr gesehen. Bis zu einem Tag im Frühling vor drei Jahren. Ich war gerade mit dem Essen fertig, als sie an meine Tür klopfte.
    Sie sah schrecklich aus, sodass ich sie kaum wiedererkannte. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen. Sie hatte seit Langem nicht mehr geschlafen oder einen Bissen gegessen. Und sie benahm sich äußerst merkwürdig. Sie verlangte nach Papier und Bleistift und ich brachte sie ihr. ›Ich bin böse‹, schrieb sie. Natürlich dachte ich, ihr Geist sei verwirrt, und beschwor sie zu bleiben. Aber sie beharrte darauf, dass dunkle Mächte am Werk seien. ›Sie wollen mich daran hindern, die Wahrheit zu sagen‹, schrieb sie. ›Ich muss rasch handeln, bevor sie mich finden.‹«
    »Was für Mächte hat sie gemeint?«, drängt Ann.
    Der Doktor schließt seine langen Finger um den Griff seines Spazierstocks und spreizt seine Federn wie ein Gockel. »Wie es scheint, werden wir es nie erfahren. Die Dame verließ mein Haus – und verschwand.«
    »Was ist aus den Blättern Papier geworden, die sie beschrieben hat?«, frage ich.
    Er holt tief Luft. »Das weiß ich nicht. Vielleicht ist jenes schreckliche Geheimnis, das ihr Angst machte, mit ihr gestorben. Oder vielleicht ist

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