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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Bekannten gefunden, Miss McChennmine?«, fragt Felicity und ich könnte ihr dafür gegens Schienbein treten.
    »Ja, allerdings«, sagt sie. »Zuerst dachte ich, meine Augen hätten mich getäuscht, da er in der Menge verschwunden ist, aber glücklicherweise habe ich ihn wiedergefunden.«
    Ich bin verwirrt. Wie kann sie Fowlson getroffen haben, wo er nicht substanzieller war als die Luft? Lügt sie? Oder ist Fowlson wirklich unter uns?
    *
    Wir werden in den Vortragssaal und zu unseren Sitzen geführt, die so aufgestellt sind, dass wir aus einem größeren Abstand zur Wand blicken. Ein seltsames Instrument auf Rädern wird hereingerollt und in der Mitte des Ganges aufgestellt – ein Kasten auf drei Metallbeinen, ganz ähnlich einer Kamera, nur größer. Einer der Wolfson-Brüder steht in Frack und Zylinder vor uns und reibt sich frohlockend seine weiß behandschuhten Hände.
    »Meine Damen und Herren, ich heiße Sie in der Ägyptischen Halle willkommen, wo Sie in wenigen Minuten Augenzeugen einer verblüffenden Parade von Geistern, Phantomen und Schreckgespenstern sein werden!
    Die Wolfson-Brüder, Meister der Laterna magica, werden Sie mit ihren illusionistischen Kunststücken in Erstaunen und Erschrecken versetzen – oder sind es am Ende gar keine Illusionen? Denn einige von Ihnen werden schwören, dass diese Geister mitten unter uns sind und dass diese mit Gas und Licht betriebene Maschine nichts anderes ist als ein Transportmittel, um sie in unsere Welt zu befördern. Doch diese Entscheidung sei Ihnen überlassen. Ich erachte es als meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, dass allein in Paris innerhalb der ersten Minuten nicht weniger als vierzehn Damen in Ohnmacht gefallen sind und dass das Haar eines Herrn vor schierem Entsetzen schlohweiß geworden ist!«
    Ein Ächzen und Stöhnen und aufgeregtes Geflüster gehen durch den Zuschauerraum, sehr zur Freude des Direktors.
    »Ja, selbst Maskelyne und Cooke, unsere allseits bekannten Illusionisten und unsere großherzigen Gastgeber hier in diesem berühmten Haus der unergründlichen Geheimnisse, fanden die Schau über alle Maßen aufregend. Darum appelliere ich ernsthaft an Sie, falls jemand unter Ihnen ist, der ein schwaches Herz oder ein sonstiges Gebrechen an Leib oder Seele hat, so möge er bitte jetzt den Saal verlassen, da die Direktion keine Verantwortung übernehmen kann.«
    Drei Damen und ein Herr werden aus dem Saal geführt, wodurch die Spannung noch steigt.
    »Sehr gut. Ich kann nicht sagen, was an diesem Nachmittag geschehen wird, ob sich die Geister als freundlich – oder unfreundlich – erweisen werden. Ich wünsche Ihnen allen gute Unterhaltung … und viel Glück.«
    Die Lichter werden gedämpft, bis es im Saal fast vollkommen finster ist. Die eiserne Maschine in der Mitte des Ganges erwacht surrend und zischend zum Leben. Sie wirft ein Bild an die Wand – ein entzückendes kleines Mädchen, das in einer Wiese steht. Sie bückt sich vor unseren Augen, um eine Blume zu pflücken, und hält sie an ihre Nase. Sie bewegt sich! Oh, was für ein Wunder. Das begeisterte Publikum bricht in Applaus aus.
    Ann drückt meine Hand. »Sie scheint so wirklich – als wäre sie jetzt hier.«
    Ein anderes Bild erscheint, von einem Reiterregiment. Die Pferde tänzeln, ihre Beine bewegen sich auf und nieder. Dann sehen wir einen Engel, der über dem Bett eines friedlich schlafenden Kindes schwebt. Ein Bild ist immer noch spektakulärer als das vorhergehende und in dem schwachen Gaslicht starren alle Gesichter im Saal in ehrfürchtigem Staunen gebannt darauf.
    Die Wand flimmert in neuem Licht. Eine Frau, kreidebleich, erscheint in ihrem Nachthemd, schlafwandelnd. Langsam verwandelt sie sich – die Arme verlieren ihr Fleisch; das Gesicht wird eine Totenmaske –, bis ein Skelett vor uns steht. Jetzt hört sich das Ächzen und Stöhnen anders an. Und dann scheint sich das Skelett auf uns zuzubewegen.
    Vereinzelte Angstschreie gellen durch die Dunkelheit. Jemand ruft: »Meine Schwester! Sie ist ohnmächtig geworden! Oh, brechen Sie die Schau ab!«
    Inspektor Kent beugt sich zu uns. »Keine Angst, meine Damen. Das ist alles Teil des Spektakels.« Und ich gestehe, dass ich für seinen Hinweis dankbar bin.
    »Geister!«, ruft Mr Wolfson. »Verlasst uns jetzt!«
    Die geisterhaften Erscheinungen verzerren sich über die ganze Wand und ihre Gesichter werden zu hässlichen Fratzen.
    »Bitte, bleiben Sie auf Ihren Plätzen! Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die Geister

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