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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Buch hat fünfhundert Seiten«, stimmt Ann zu. »Damit werden wir bis morgen früh nicht fertig und ich möchte mit Magie spielen.«
    »Ihr habt recht«, sage ich und klappe das Buch zu. »Auf ins Magische Reich.«

29. Kapitel
    Nun, wo Miss McChennmine wieder da ist, verliert sie keine Zeit, ihre Anwesenheit spürbar zu machen. Bei jeder Gelegenheit knallt sie mit der Peitsche. Man kann eine Sache entweder richtig oder falsch machen, und was richtig ist, das bestimmt Miss McChennmine. Das einzig Positive ist ihr Faible für Spaziergänge. Da die Tage jetzt zunehmend länger werden und die Natur immer mehr erwacht, begrüßen wir diese Ausflüge und sind froh, den muffigen Hallen von Spence zu entkommen.
    »Ich denke, wir werden heute im Freien zeichnen«, verkündet Miss McChennmine eines sonnigen Tages. Die Nachricht löst Begeisterung aus. Wir setzen Hüte auf, um unsere helle Haut vor Sommersprossen zu bewahren. Bei mir ist das vergebliche Liebesmüh. Ich erinnere mich an schöne, heiße Tage in Indien, als ich mit bloßen Füßen über rissigen Boden lief und die Sonne mir eine Erinnerung an jene Zeit in Form von braunen Flecken eingebrannt hat.
    »Die Sonne hat dich gesegnet«, pflegte Sarita zu sagen. »Schau, wie sie dir Küsse auf dein Gesicht gedrückt hat, damit alle es sehen können und eifersüchtig sind.«
    »Die Sonne liebt dich noch mehr«, sagte ich und rieb meine Hände an ihren dunklen Armen und sie lachte.
    Aber hier ist nicht Indien und die Sonne darf ihre Liebe nicht zeigen.
    Miss McChennmine stapft mit uns durch sumpfiges Gras, das unsere Stiefel ruiniert.
    »Wo gehen wir hin?«, murrt Elizabeth hinter uns.
    »Miss McChennmine, ist es noch weit?«, fragt Cecily.
    »Der Spaziergang wird Ihnen guttun, Miss Temple. Ich will keine Klagen mehr hören«, antwortet Miss McChennmine.
    »Ich habe mich nicht beklagt«, verteidigt sich Cecily, aber keine von uns ergreift Partei für sie. Wenn es einen Wettkampf im Jammern gäbe, würde sie spielend den Pokal gewinnen.
    Miss McChennmine geleitet uns durch den Wald, am Weiher vorbei, in dem sich der blaue Himmel spiegelt, und einen schmalen, gewundenen Weg entlang, den wir noch nie gegangen sind. Der Weg schlängelt sich eine Weile eben dahin und führt schließlich auf einen Hügel hinauf. Auf der Kuppe des Hügels liegt ein kleiner Friedhof. Ein Stück davor breitet Miss McChennmine eine Decke aus und stellt unseren Picknickkorb darauf.
    Elizabeth zieht ihren Mantel eng um sich. »Warum suchen wir einen so fürchterlichen Ort auf, Miss McChennmine?«
    »Um uns daran zu erinnern, dass das Leben kurz ist, Miss Poole«, sagt Miss McChennmine und sieht mir für einen flüchtigen Moment in die Augen. »Außerdem ist es ein hübscher Platz für ein Picknick. Wie wär’s mit Limonade und einem Stück Kuchen?«
    Schwungvoll öffnet sie den Korb und der Duft von Brigids himmlischem Apfelkuchen steigt auf. Dicke Kuchenstücke werden herumgereicht. Limonade wird eingeschenkt. Wir zeichnen und essen abwechselnd, zwanglos. Miss McChennmine schlürft ihre Limonade. Sie blickt auf die grüne Hügelkette, die Baumgruppen, die wie widerspenstige Haarbüschel vom sonst kahlen Kopf eines Mannes abstehen. »Diese Gegend hat etwas Besonderes an sich.«
    »Sie ist wunderschön«, stimmt Ann zu.
    »Bisschen ungemütlich«, murmelt Cecily mit vollem Mund. »Nicht so schön wie Brighton.« Ich stelle mir vor, wie sie ihren Jammerpokal poliert.
    Ann ereifert sich. »Brigid hat gesagt, Jesus selbst soll mit seinem Anhänger Joseph von Arimathia auf diesen Hügeln spaziert sein und auch die Gnostiker hätte es hierher gezogen.«
    »Was sind Gnostiker?«, fragt Elizabeth kichernd.
    »Eine mystische Sekte früher Christen, mehr Heiden als Christen, genau genommen«, antwortet Miss McChennmine. »Ich habe diese Geschichte auch gehört, Miss Bradshaw. Viele Briten glauben, dass die Burg Camelot selbst in dieser Gegend gestanden haben könnte und dass der Zauberer Merlin hier weilte, weil es ein so zauberkräftiger Ort ist.«
    »Wie kann ein Ort zauberkräftig sein?«, fragt Felicity mit vollem Mund, was ihr einen strengen Blick von Miss McChennmine einträgt.
    »Miss Worthington, ich bitte Sie, wir sind doch keine Wilden«, tadelt sie und reicht Felicity eine Serviette. »In früherer Zeit glaubten viele, dass es Orte gibt, die eine außergewöhnliche Kraft in sich bergen, die große Macht verleiht. Das ist der Grund, warum sie dort ihre Kultplätze errichteten.«
    »Heißt das, ich

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