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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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einfach. Wenn Sie sich gegen die Rakschana und den Orden schützen wollen, dann wären Sie am besten beraten, zuerst in Ihr eigenes Inneres zu blicken, Gemma.«
    »Was soll das heißen?« Ich nähere mich ganz vorsichtig dem Brunnen.
    »Lernen Sie, sich selbst zu verstehen – Ihre Ängste ebenso wie Ihre Wünsche. Das ist der Schlüssel zur Magie. Dann wird niemand Macht über Sie gewinnen. Vergessen Sie nicht« – sie holt mit einem tiefen, keuchenden Atemzug Luft –, »die Magie ist etwas Lebendiges, das auf denjenigen übergeht, der sie berührt, und von diesem auch verändert wird.«
    Ich gehe in der Höhle auf und ab, ängstlich bemüht, Circe nicht anzusehen. »Ich bin fast siebzehn. Ich denke wohl, dass ich mich kenne.«
    »Sie müssen alles in sich ergründen – bis in die finstersten Winkel. Die ganz besonders.«
    »Vielleicht besitze ich keine finsteren Winkel.«
    Ein schwaches heiseres Lachen kommt aus dem Brunnen. »Wenn das wahr wäre, dann wäre ich dort draußen und Sie hier drinnen.«
    Ich setze zu einer Erwiderung an, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken.
    »Sie müssen wissen, was die Magie Sie kosten wird.«
    »Was sie mich kosten wird?«, wiederhole ich.
    »Alles hat seinen Preis.« Sie holt noch einmal angestrengt Luft. »Ich habe seit … einer Ewigkeit … nicht mehr so viel gesprochen. Ich muss mich jetzt ausruhen.«
    Ich stürze zum Brunnen, in dem sie mit geschlossenen Augen treibt. »Warten Siel Aber was ist mit Tom und den Rakschana, und mit Pippa und der Winterwelt? Ich habe noch mehr Fragen! Sie haben gesagt, Sie würden mir helfen ! «
    »Und das habe ich getan«, antwortet sie und sinkt in die Tiefe des Brunnens. »Erforschen Sie diese finsteren Winkel, Gemma. Bevor Sie selbst darin landen.«
    Ich kann nicht glauben, dass ich so viel gegeben und so wenig dafür bekommen habe. Ich hätte Circe niemals trauen dürfen.
    »Ich komme nicht wieder hierher bis zu dem Tag, an dem ich die Magie dem Tempel zurückgebe – dem Tag, an dem Sie sterben werden«, sage ich und stürme davon.
    Als ich aus dem Wasservorhang auftauche, ist Ascha da. Sie sitzt mit gekreuzten Beinen auf einer kleinen Matte und schält leuchtend orangerote Erbsen in eine Schüssel. Hinter ihr sind mehrere Hadschin damit beschäftigt, Büschel von Klatschmohn auszusortieren. Übrig bleiben nur die schönsten Blüten, den Rest werfen sie weg.
    Ascha winkt mich zu sich. »Auf ein Wort, Lady Hope. Ja?«
    Ich setze mich neben sie auf die Matte, aber ich kann kaum stillsitzen. Nach meinem Gespräch mit Circe bin ich viel zu erregt und maßlos verärgert über mich selbst, dass ich ihr vertraut habe.
    »Ich habe mir dein Angebot überlegt«, sagt Ascha. »Ich glaube, es wird für die Hadschin am besten sein, deinem Bündnis nicht beizutreten.«
    »Aber warum nicht?«
    Aschas Finger lösen sorgfältig die Erbsen aus ihrer nutzlosen Schote. »Wir wollen nicht in solch einen Streit hineingezogen werden. Es ist nicht unsere Art.«
    »Aber, Ascha, mit einem Anteil an der Magie könnte dein Volk Macht im Magischen Reich gewinnen. Ihr könntet euer Los ändern. Ihr könntet geheilt werden …«
    Ich möchte sie nicht kränken und lasse es dabei bewenden. Die Hadschin mustern mich neugierig. Ascha nickt ihnen zu und verbeugt sich und sie entfernen sich.
    »Früher, in der dunklen Zeit, wurden wir verfolgt. Wie Sklaven behandelt. Zum Spaß getötet«, erklärt Ascha. »Und dann kam der Orden und garantierte uns Sicherheit. Seit von einem Bündnis die Rede ist, ist die Sicherheit wieder infrage gestellt. Unsere Leute wurden in den Mohnfeldern und außerhalb verspottet und verhöhnt. Ein Hadschin wurde am Fluss von Zentauren geschlagen. Und erst letzte Nacht wurde ein Büschel Klatschmohn gestohlen – nur ein kleiner Korb voll, aber immerhin.«
    Ich balle die Fäuste. »Das darf nicht so weitergehen! Ich werde auf der Stelle mit Philon sprechen.«
    Ascha schüttelt den Kopf. »Nein. Wir werden uns zurückziehen. Hier, weit weg von allem, sind wir sicher.«
    Ich blicke auf die zerklüfteten Höhlen, wo sie jahrhundertelang im Exil gelebt haben. »Aber ihr seid gezwungen, in diesen Höhlen zu leben. Was ist das für eine Sicherheit?«
    Ascha glättet ihren Sari über ihren mit Blasen bedeckten Beinen. »Es ist am besten, keine Fragen zu stellen.«
    »Willst du diese Entscheidung für alle deine Leute treffen?«
    Sie lässt die Erbsen mit einem harten Klirren in die Schüssel fallen. »Sie müssen nicht alles wissen. Es würde nur

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