Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray

Vom Netzwerk:

da ist, und Mr Fowlson kutschiert uns in Windeseile ostwärts und nach Spence.
    »Amar hat versucht, mich zu warnen«, sage ich zu Kartik.
    »Gemma, er ist verloren. Es gibt keinen Grund …«
    »Doch, er hat es mir eingeschärft. ›Nimm dich in Acht vor der Geburt des Mai.‹ Es ging um einen Geburtstag. Wilhelmina hat versucht, mir den Grabstein zu zeigen. Eugenia Spence wurde am sechsten Mai geboren. Das ist morgen.«
    Kartik schaut aus dem Kutschenfenster in den heraufdämmernden Morgen. »Das ist heute.«

63. Kapitel
    Bis Spence in Sicht kommt, ist es Tag. Wie eine Luftspiegelung erhebt sich das Gebäude aus der dunkelgrünen Landschaft. Ein Sturm zieht von Osten herauf. Der Wind ist ein Dämon, der Blätter von Bäumen peitscht. Weit in der Ferne sitzt ein dunkler Schatten am Himmel wie eine zum Sprung geduckte Katze. Die ersten Regentropfen klatschen herunter. Sie hinterlassen hässliche Spuren auf meinem Kleid.
    Ich nehme mir nicht einmal die Zeit, meine Handschuhe auszuziehen. Ich rase durch die Schule, bis ich Felicity und Ann gefunden habe. Ich berichte ihnen alles und bitte sie, auf mich zu warten. Dann mache ich mich auf die Suche nach Mrs Nightwing. Ich finde sie in der Küche, wo sie mit Brigid Haushaltsfragen bespricht.
    »Miss Doyle! Wir haben Sie nicht erwartet. Wie geht es Ihrem Vater …«
    »Mrs Nightwing, bitte, ich muss mit Ihnen sprechen. Und auch mit Miss McChennmine. Es ist sehr dringend. Ich warte im Empfangszimmer auf Sie.«
    Die Dringlichkeit meines Tons ist Mrs Nightwing nicht entgangen. Sie tadelt mich nicht einmal für mein mangelndes Benehmen. Kurz darauf betritt sie gefolgt von Miss McChennmine das Empfangszimmer. Miss McChennmine wird blass, als sie Mr Fowlson sieht.
    »Mr Fowlson, was für eine Überraschung.«
    »Sahirah. Sie hätten auf mich hören sollen«, sagt er.
    »Ich weiß von dem geheimen Plan, den Ostflügel instand zu setzen und so wieder ins Magische Reich zu gelangen. Dem Plan, den Ihnen Eugenia Spence übermittelt hat«, sage ich.
    Miss McChennmine zuckt merklich zusammen.
    »Sie sagte Ihnen, wenn Sie den Turm wiederaufbauen, dann würden Sie die Verbindung zu jenem Tor schaffen und imstande sein, das Magische Reich wieder zu betreten. Aber ich habe das Tor bereits geöffnet.«
    Miss McChennmine reißt entsetzt die Augen auf. Mrs Nightwing schaut von Miss McChennmine zu Kartik und Fowlson, als erwarte sie von irgendjemandem eine Erklärung.
    »Es spielt keine Rolle, dass ich als Erste hindurchgegangen bin – der Plan war eine Lüge. Eugenia hat Sie hintergangen. ›Sie ist eine Betrügerin‹ – das hat Wilhelmina Wyatt gesagt. Sie hat versucht, Sie zu warnen, aber Sie hielten sie für eine Lügnerin«, sage ich, während ich vor dem Kamin auf und ab gehe. »Eugenia war die ganze Zeit mit den dunklen Geistern im Bund. Durch die Wiedererrichtung des Ostflügels wurde das Siegel zwischen den Welten erbrochen und meine Magie hat das ihrige dazu beigetragen. Eugenia hatte nicht die Absicht, Ihnen einen Weg ins Magische Reich zu bahnen; ihre Absicht war es, jenen dunklen Geistern einen Weg in unsere Welt zu bahnen.«
    Mrs Nightwing ringt nach Luft. »Das ist nicht möglich.«
    »Wilhelmina hat versucht, es mir zu sagen. Ich hatte Visionen von ihr. Sowohl sie als auch Amar sagten mir, ich solle mich vor der Geburt des Mai in Acht nehmen, und ich dachte zuerst, damit sei der erste Mai gemeint. Aber sie meinte, ich solle mich vor jemandem in Acht nehmen, der im Mai geboren ist. Sie meinte Eugenia Spence. Eugenia hat uns alle hintergangen. Ich weiß, es klingt verrückt, aber jedes Wort ist wahr.«
    Mrs Nightwing sieht aus, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. Angst huscht über ihr Gesicht.
    »Wollen Sie damit sagen, Eugenia Spence, eine der bedeutendsten Priesterinnen, die der Orden je gekannt hat, habe ihre eigenen Schwestern verraten?« Mordlust blitzt in Miss McChennmines Augen auf. Ich habe sie einer Göttin beraubt und dafür würde sie mich am liebsten umbringen.
    »Wie hätte sie das bewerkstelligen sollen?«, fragt Mrs Nightwing.
    Ich hole tief Luft. »In der Winterwelt gibt es einen Ort – den Baum Aller Seelen. Haben Sie davon gehört?«
    »Ja, ich habe davon gehört. Es ist eine Sage, ein Mythos«, faucht Miss McChennmine. »Die dunklen Geister haben keine eigene Quelle von Zauberkraft. Deshalb haben sie versucht, die Magie des Tempels …«
    »Hören Sie mir zu, bitte!«, flehe ich. »Sie irren sich. Die Geister …«
    »Eugenia selbst erklärte uns, der