Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
Vom Netzwerk:
Baum sei nicht real!«, beharrt Miss McChennmine.
    »Weil sie davor Angst hatte!«, rufe ich. »Das war der Grund, weswegen sie Wilhelminas Zeichnungen verbrannt hat. Weswegen sie dessen Existenz geleugnet hat. Aber ich versichere Ihnen, das alles ist vollkommen real! Ich habe es gesehen.«
    »Sie waren in der Winterwelt«, flüstert Mrs Nightwing. Sie ist käsebleich.
    Miss McChennmine schäumt vor Wut. »Sie dummes, dummes Mädchen!«
    »Wenn der Orden sich nicht so vor der Winterwelt gefürchtet hätte, wenn er nicht über all die Jahre jeden Kontakt verboten hätte, vielleicht wüssten Sie dann mehr darüber!«
    »Wir wissen über die Winterwelt und jenen Abschaum dunkler Geister, was nötig ist: dass sie entweder kontrolliert oder vernichtet werden müssen.«
    »Sie werden sie nie vernichten. Es ist nicht möglich. Die dunklen Geister füttern den Baum mit Seelen – den Seelen der Toten und Lebendigen. Sie sind durch das geheime Tor in unsere Welt gelangt und haben ihre Opfer dorthin verschleppt. Das ist es, was mit Mr Millers Männern, mit den Komödianten, mit Ithal passiert ist. Sie wurden entführt! Jene schrecklichen Dinge, die ich gesehen habe – ich dachte, ich sei im Begriff, wahnsinnig zu werden. Eugenia sagte mir, sie würden mir Dinge vorspiegeln, Illusionen, die mir das Gefühl geben, verrückt zu sein, und ich habe ihr geglaubt.«
    »Sie sind verrückt!«, ruft Miss McChennmine mit sich überschlagender Stimme.
    Fowlson streckt eine Hand aus. »Sahirah, und wenn sie doch …«
    Ihre Augen schießen Blitze. »Sag das nicht.« Und Fowlson, der Raufbold, wird ganz kleinlaut und still. »Eugenia Spence war das treueste Mitglied des Ordens, das je gelebt hat! Und Sie sind die Tochter derjenigen, die sie fast getötet hätte. Warum sollte ich Ihnen glauben?«
    Ihre Worte tun weh, aber ich habe keine Zeit, meine Wunden zu lecken. »Weil ich die Wahrheit sage. Als Eugenia sich für Sarah und Mary geopfert hat, haben sie mit ihrer, Eugenias, Seele den Baum gespeist. Sie wurde eins mit dem Baum – ihre Zauberkraft wurde mit der des Baumes vereinigt. Und mit der Zeit sind sie zu etwas Neuem geworden, zu etwas ungeheuer Mächtigem. Sie ist nicht mehr die, die sie war. Sie ist nicht die Eugenia, die Sie gekannt haben.«
    »Sahirah, du hast gesagt, es sei sicher«, flüstert Mrs Nightwing.
    »Lillian, sie hat diese Geschichte erfunden. Es ist geradezu lächerlich! Eugenia Spence!«
    »Ist es Ihnen so wichtig, recht zu behalten, dass Sie deshalb meine Warnung in den Wind schlagen?«, frage ich.
    »Miss Doyle, warum geben Sie es nicht zu? Nämlich dass es Ihnen widerstrebt, die Magie zu teilen, und dass Sie alles tun würden, um sie für sich zu behalten.« Miss McChennmine wendet sich an Fowlson. »Und wie konntest du ihr glauben?«
    Fowlson schlägt die Augen nieder. Er dreht den Hut in seinen Händen.
    Miss McChennmines Blick ist kühl. »Wir haben Ihnen angeboten, sich mit uns zu verbünden, Miss Doyle. Sie haben es abgelehnt. Glauben Sie, ein junges Mädchen wie Sie könnte uns zurückhalten?«
    Eine Antwort auf diese Frage erübrigt sich.
    »Wir werden an unseren Plänen festhalten, ob mit Ihnen oder ohne Sie.«
    »Bitte«, sage ich heiser. »Bitte glauben Sie mir. Die dunklen Geister der Winterwelt brauchen meine Magie, um ihr Ziel zu erreichen. Sie wollen mich opfern – heute, am sechsten Mai, Eugenias Geburtstag. Wir müssen ihnen irgendwie das Handwerk legen.«
    »Ich habe genug gehört.« Miss McChennmine erhebt sich.
    Ein Schatten von Besorgnis huscht über Mrs Nightwings Gesicht. »Vielleicht könnten wir …«
    »Lillian, vergiss auch du nicht, wo dein Platz ist.« Die Tür schließt sich fast lautlos hinter Miss McChennmine.
    Ich habe noch nie jemanden so zu Mrs Nightwing sprechen hören. Ich warte darauf, dass sie mich entlässt, dass sie wieder die alte Mrs Nightwing ist – herrisch, streng, unfehlbar.
    »Sahirah …«, sagt Fowlson, als er seiner Geliebten nach draußen folgt. Ich höre sie vor der Tür aufgeregt flüstern, Miss McChennmine energisch und rasch, Fowlson zögerlich und klein beigebend.
    »Ich gehöre nicht zum Orden«, erklärt Mrs Nightwing Kartik und mir. »Meine Zauberkraft war nicht von Bestand, wissen Sie. Innerhalb weniger Monate schwand sie dahin. Ich war nicht auserwählt. Ich verließ Spence, um ein Leben außerhalb des Ordens zu führen, zu heiraten. Und als auch diese Zukunft zwischen meinen Fingern zerrann, kam ich zurück, um zu dienen. Ich wählte ein Leben für

Weitere Kostenlose Bücher