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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Alkohol. Infolge der Feuchtigkeit blättert der Verputz von den Wänden ab. Kartik geht mit vorsichtigen Schritten voraus durch den dunklen Flur und ich dicht hinter ihm. Wir treten durch eine offene Tür und ich sehe mehrere Menschen herumliegen. Der Kopf einer Frau hebt sich kurz, bevor er wieder auf ihre Brust sinkt. Ein betäubender Gestank nach Urin und Abfall schlägt uns entgegen. Er würgt mich, bis ich gezwungen bin, durch den Mund zu atmen. Ich muss mich eisern zusammennehmen, um nicht schreiend hinauszustürzen.
    »Bitte, Wilhelmina«, flüstere ich. Und dann sehe ich sie unmittelbar vor mir, leuchtend in der Dunkelheit. Sie tritt durch die letzte – geschlossene – Tür. Ich versuche die Klinke zu drücken, aber sie ist so verrostet, dass sie sich nicht bewegen lässt. Kartik wirft sich mit der Schulter gegen die Tür, aber sie gibt nicht nach.
    »Macht Platz«, sagt Fowlson. Er lässt sein Taschenmesser aufspringen und werkt am Schloss herum, bis die Tür sich ein wenig bewegt. »Er hat gemeint, ich kann gut mit ’nem Messer umgehen.«
    »Das stimmt, Mr Fowlson. Danke.« Ich schiebe die Tür auf; sie kreischt, als sei sie erzürnt, geweckt zu werden. Der Raum ist dunkel. Das einzige Licht kommt aus einem kleinen Fenster mit Blick auf die Themse und die Schiffe – das ich in der Illustration für ein Bild von Booten gehalten habe. Es besteht kein Zweifel: Das ist das Zimmer aus meinen Visionen.
    »Was’n das für’n Ort?«, fragt Fowlson und hustet. Die Feuchtigkeit schlägt sich ihm auf die Brust.
    »Das werden wir gleich herausfinden«, sage ich. »Haben Sie Zündhölzer?«
    Fowlson zieht eine kleine Schachtel aus seiner Westentasche und reicht sie mir. Ich streiche eines an und der Schwefelgeruch gesellt sich zu den anderen Gerüchen im Raum. Das Zündholz flammt auf und in der plötzlichen Helligkeit erblicke ich den Tisch und eine mit Spinnweben bedeckte Laterne. Ein kleiner Kerzenstummel ist noch übrig. Ich zünde ihn an, hebe die Laterne hoch und das Zimmer ist von Licht durchflutet.
    »Mich laust der Affe«, ruft Fowlson.
    Die Wände sind mit Wörtern bedeckt. Und in der Mitte einer Wand ist eine Zeichnung vom Baum Aller Seelen, von dessen Ästen Tote hängen.
    Die Buchstaben sind mit der Zeit verblasst, aber ich lese, was ich entziffern kann. »›Ich sehe in die Finsternis. Sie ist der Baum geworden. Sie sind ein und dasselbe. Ihre Zauberkraft ist verdorben.‹«
    »›Sie hat uns alle getäuscht‹«, liest Kartik. »›Ein Monster.‹«
    »›Sie, die Meistgeliebte unter uns allen, verdient nicht mehr, geliebt zu werden. Meine Schwester, tot‹«, lese ich. Ich starre auf den Baum. »Eugenia«, flüstere ich.
    Fowlson drängt sich hinter mich. »Sie wollen sagen, Eugenia Spence ist jetzt … das?«
    »›Der Schlüssel zur Wahrheit ist golden.‹ Das hat sie gesagt. Und ich bin jetzt bereit dafür.« Ich halte meine Hände an die Wand und rufe Wilhelmina. »Zeig sie mir.«
    Das Licht der Laterne strahlt noch heller, die Wände verschwinden und ich bin in der Winterwelt in der Nacht des Feuers. Ein heftiger Wind wirbelt schwarzen Sand und Schnee auf. Ein Todesscherge, ein riesiges Ungeheuer, in einem schwarzen Mantel so lang wie die Schleppe der Königin hält Eugenia Spence am Arm fest. Sie ist auf den Knien. Und dann wirft sie meiner Mutter das Amulett zu. »Du musst das Magische Reich verschließen! Jetzt geh! Beeile dich!«
    Pflichtschuldig zerrt meine Mutter Sarah zum Ostflügel und Eugenia beginnt ihren Zauberspruch, um das Magische Reich zu versiegeln.
    Der Scherge baut sich über ihr auf. »Du kannst uns nicht so einfach ausschließen, Priesterin. Nur weil du uns nicht anerkennst, bedeutet das nicht, dass wir nicht existieren.« Er schlägt ihr hart ins Gesicht und sie stürzt. Ihr Blut ergießt sich über das Eis und den Schnee wie die Blütenblätter einer sterbenden Mohnblume. Und sie hat Angst.
    Ein zweiter Scherge erscheint. »Töte sie ! «, knurrt er und entblößt spitze Zähne.
    »Tu’s und dann haben wir ihre Magie, wenn auch nicht die Magie des Tempels ! Aber damit haben wir noch immer keine Möglichkeit, in ihre Welt zu kommen«, knurrt der erste Scherge zurück.
    »Wir werden dich nicht opfern. Noch nicht. Du wirst uns helfen, eine Bresche in die andere Welt zu schlagen.«
    Eugenia rappelt sich auf die Füße. »Das werde ich nie tun. Ich lasse mich nicht erweichen. Meine Loyalität ist unantastbar.«
    »Alles Unantastbare ist höchst verletzlich.« Der Scherge

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