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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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nachkommen.«
    »Gemma?«, fragt Ann mit vor Angst erstickter Stimme.
    »Ich fürchte, ich habe mich schließlich doch nicht getäuscht«, flüstere ich. »Ich glaube, die dunklen Geister der Winterwelt waren hier. Und sie werden zurückkommen.«
    Mrs Nightwing nimmt mich beiseite und ich folge ihr in die Küche. »Ich war immer loyal zum Orden und habe dessen Befehlen gehorcht. Aber ich fürchte, Sie haben recht mit dem Tor, Miss Doyle. Es geht um meine Mädchen und ich muss ihre Sicherheit gewährleisten.« Sie betupft mit ihrem Taschentuch ihren Hals. »Wir dürfen sie nicht hereinlassen.«
    »Sind die Zigeuner noch da?«, frage ich.
    »Sie haben zusammengepackt und wollten heute früh aufbrechen«, antwortet meine Direktorin. »Ich weiß nicht, ob sie schon fort sind oder nicht.«
    »Schicken Sie Kartik zum Zigeunerlager hinaus, um Mutter Elena zu holen«, sage ich. »Sie weiß vielleicht, was zu tun ist.«
    Wenig später führt Kartik eine schwache und gebrechliche Mutter Elena auf seinen Arm gestützt in die Küche. »Das Zeichen muss mit Blut geschrieben werden«, sagt sie. »Wir müssen uns beeilen.«
    »Ich höre mir das nicht an«, knurrt Fowlson, der ihnen gefolgt ist.
    »Sie versucht uns zu helfen, Bruder«, sagt Kartik.
    Fowlson setzt ein höhnisches Lächeln auf. Er kehrt wieder das alte Ekel hervor. »Ich bin nicht dein Bruder. Ich bin ein aufrichtiger Vertreter der Rakschana – kein Verräter.«
    »Ein aufrichtiger Schuft, meinst du«, gibt Kartik zurück.
    Fowlson macht einen Schritt auf ihn zu, bis sie Nase an Nase stehen. »Ich sollte zu Ende bringen, was ich begonnen habe.«
    »Nur zu!«, zischt Kartik.
    »Die Toten kommen. Sie kommen, sie kommen«, murmelt Mutter Elena und bringt uns zu unserer schrecklichen Aufgabe zurück.
    »Was können wir tun, damit sie nicht hereinkönnen?«, frage ich.
    »Malt Zeichen an alle Türen und Fenster«, sagt Mutter Elena. »Aber vielleicht genügt das noch nicht.«
    »Wir können nicht an jede Tür und jedes Fenster im Haus ein Zeichen malen«, wende ich ein.
    »Wir werden unser Bestes tun«, sagt Kartik.
    Mutter Elena weist uns an, Hühnerblut mit Asche zu mischen. Die Mischung schüttet sie in Schüsseln, die sie an uns verteilt. Damit kehren wir in den Marmorsaal zurück und gehen mit grimmiger Entschlossenheit ans Werk. Die Mädchen schnappen nach Luft, als sie Mutter Elena und Kartik in unserer Mitte sehen. Die alte Zigeunerin fasziniert sie genauso wie der indische junge Mann an ihrer Seite.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragt Felicity.
    Ann guckt in die Schüssel mit Blut und Asche in meinen Händen. »Was ist das?«
    »Ein Schutzmittel«, sage ich und drücke ihr die Schüssel in die Hand. »Befolge Mutter Elenas Anweisungen.«
    Wir verteilen uns entlang den Wänden des Marmorsaals und gehen von Fenster zu Fenster, um jede einzelne Klinke zu prüfen. Mutter Elena taucht ihren Finger in eine kleine Teekanne aus Metall. So schnell sie kann, bemalt sie ein Fenster nach dem anderen mit blutiger Asche. Mrs Nightwing, Ann, Felicity, Kartik und ich tun das Gleiche. Brigid steckt mit einer Hand winzige Knospen von Ebereschenblättern an die Fensterrahmen, während sie mit der anderen Hand das Kreuz an ihrem Hals festhält.
    Die Mädchen sehen uns mit grausiger Faszination zu.
    »Brigid, was machen Sie da?«, fragt ein Mädchen mit einer großen rosa Haarschleife.
    »Ach, gar nichts, Kindchen«, antwortet sie.
    »Aber, Brigid …«
    »Es ist ein Spiel«, sage ich fröhlich. Brigid und ich wechseln Blicke.
    Das Mädchen schlägt aufgeregt die Hände zusammen. »Was für ein Spiel?«
    »Heute Abend werden wir so tun, als ob die Kobolde kommen. Und damit sie nicht hereinkönnen, müssen wir Zeichen an alle Türen und Fenster malen«, antworte ich.
    Brigid sagt nichts, aber ihre Augen sind so groß wie Untertassen. Die Mädchen quietschen vor Vergnügen. Sie möchten auch bei dem Spiel mitmachen.
    »Was ist das?« Elizabeth starrt in die Schüssel und rümpft die Nase. »Sieht aus wie Blut.«
    Martha und Cecily schütteln sich.
    »Wirklich, Mrs Nightwing. Das ist unchristlich«, erklärt Cecily.
    Die jüngeren Mädchen sind entzückt. Sie schreien: »Lasst mich sehen! Lasst mich sehen!«
    »Seid nicht albern«, tadelt Mrs Nightwing. »Das ist nichts weiter als Sherry und Sirup.«
    »Es riecht nicht wie Sirup oder Sherry«, brummt Elizabeth.
    Brigid füllt einen Teil der widerlichen Mischung in kleine Tassen. »Hier. Wir wollen alle mithelfen.« Die Mädchen nehmen

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