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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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erleichtert zu sehen, dass sie noch steht.
    »Siehst du Felicity irgendwo?«, flüstere ich.
    »Nein«, antwortet Ann. »Ich sehe niemanden.«
    Vorsichtig schieben wir die Dornen der Brombeerhecke auseinander und schlüpfen hindurch. Miss McChennmine betrachtet alles mit einem ängstlichen Blick. »Sie waren hier schon öfter?«
    Ich nicke.
    Sie schüttelt sich. »Was für ein trostloser Ort.«
    »Eine Zeit lang war er sehr lustig«, sagt Ann betrübt.
    Rasch und leise gehen wir durch den blau getönten Wald. Fast alle Beeren scheinen von den Zweigen gepflückt worden zu sein und die übrig gebliebenen hängen in verfaulten Klumpen. Maden fressen sich durch die vergessenen Früchte. Bei ihrem Anblick dreht sich mir der Magen um.
    Huuuh-uuh. Huuuh-uuh.
    »Was war das?«, flüstert Miss McChennmine.
    »Bewegen Sie sich nicht«, flüstere ich zurück.
    Wir stehen so still wie Statuen. Der Ruf wiederholt sich.
    Huuuh-uuh. Huuuh-uuh.
    »Kommt heraus, kommt heraus, wo immer ihr steckt.« Die Stimme von Pippa. Sie tritt hinter einem Baum hervor und im Nu ist sie von Bessie, Mae, Mercy und einigen anderen umringt, die ich bisher nicht gesehen habe. Sie tragen Fackeln und flankieren Pippa wie Soldaten. Mir ist, als hätte mir ein Faustschlag in die Magengrube den letzten Atem geraubt. Ich muss die Hände hinter meinen Rücken halten, um zu verbergen, wie sie zittern. Pippa hat ihr Gesicht mit blauschwarzem Beerensaft bemalt. Die anderen tragen ähnliche Male, die ihren Gesichtern ein totenkopfähnliches Aussehen geben.
    Im Feuerschein pendelt die Farbe von Pippas Augen ständig von Violett zu Weiß und wieder zurück, irritierend und erschreckend. »Hallo, Gemma. Was führt dich hierher?«
    »Ich … ich habe Fee gesucht«, sage ich.
    Sie runzelt neckisch die Stirn. »Du hast sie verloren, stimmt’s? Ts, ts, Gemma. Wie leichtsinnig. Nun, dann wirst du wohl hereinkommen und nachsehen müssen. Folge mir.«
    Pippa führt uns wie eine siegreiche Königin zu ihrer Burg. Sie ist noch immer wunderschön. Sie hat die Magie zu ihrer Verfügung, aber soweit ich sehen kann, hat sie nicht viel davon mit ihren Jüngerinnen geteilt. Sie laufen zerlumpt und vernachlässigt, mit strähnigem Haar und grauer, unreiner Haut hinter ihr her.
    »Bessie«, beginne ich und Bessie rempelt mich grob an.
    »Geh weiter.«
    Die Burg ist ebenso verwahrlost wie der Wald. Die Ranken kriechen ungehindert an den Mauern hoch, schlingen sich um die Geländer und hängen in grünen Krallen herunter. Schlangen winden sich durch das bemooste Gestrüpp.
    »Wo ist Felicity?«, frage ich noch einmal.
    »Geduld, Geduld«, summt Pippa, während sie Girlanden aus Beeren entlang dem Altar aufhängt.
    Bessie betrachtet Miss McChennmine abschätzig. »Wer’s’n das?«, fragt sie mit einem höhnischen Grinsen. »Deine Mama?«
    »Ich bin Miss McChennmine, eine Lehrerin an der Spence-Akademie für junge Damen«, antwortet Miss McChennmine.
    Pippa schlägt kichernd in die Hände. »Miss McChennmine. Sie sind die, die Gemma so viel Ärger bereitet hat. Mir sollten Sie lieber keinen Ärger bereiten.«
    »Ich werde Ihnen jede Menge Ärger bereiten, wenn Sie uns nicht sofort sagen, wo wir Miss Worthington finden«, beharrt Miss McChennmine.
    »Tun Sie das nicht«, warne ich.
    »Sie braucht eine feste Hand«, flüstert sie.
    »Das hat sie hinter sich«, mahnt Ann ruhig.
    »Pst!«, sagt Pippa. »Dies ist meine Burg. Hier bin ich Königin. Ich stelle die Regeln auf.«
    Mae greift nach einer Traube Beeren und Pippa schüttelt den Kopf. »Mae, du weißt, die sind für das Ritual.«
    »Ja, Miss.« Mae lächelt, scheinbar glücklich, von ihrer Göttin getadelt worden zu sein.
    »Felicity!«, rufe ich. »Fee!«
    Die Mauern der Burg knarren und ächzen, als wollten sie über uns zusammenstürzen. Eine Ranke schlingt sich so fest um meinen Stiefel, dass ich meinen Fuß losreißen muss.
    »Sie ist im Turm«, sagt Mae. »Zur Sicherheit.«
    »Pippa«, fleht Ann, »du musst sie freilassen. Die dunklen Geister der Winterwelt kommen.«
    »Nicht du auch, Ann.« Pippa schmollt.
    »Pip …«,beginnt Ann.
    »Ich brauche nichts anderes zu tun, als ein Opfer darzubringen. Ich habe es mit Wendy versucht, aber sie galt nicht als ein richtiges Opfer, da sie blind war. Und dann seid ihr zurückgekommen und ich wusste … Ich wusste, es war Schicksal; versteht ihr nicht?«
    Miss McChennmine stellt sich vor mich. »Sie können sie nicht haben. Nehmen Sie mich stattdessen.«
    »Was tun Sie?«, sage

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